@NoPasaran, Replik, kaum zeitversetzt .....;-))

Geschrieben von Hubert am 24. Dezember 2003 11:06:24:

Als Antwort auf: @Hubert, nochmal Replik, zeitversetzt ..... geschrieben von NoPasaran am 23. Dezember 2003 20:41:40:

Lieber NoPasaran

ich habe Dein Mega-Posting mit Interesse gelesen. Ich schätze die deutliche Sprache, aber da es Dir aussagegemäß nicht um die theologische Auseinandersetzung geht, wird Deine eigentliche Intention nur umso klarer: Angriff gegen die Kirche, gegen den Papst, gegen den Vatikan und seine angeblichen Machenschaften.

Um vorab auf das Angebot von Johannes, im Reliforum zu posten, einzugehen: Das ist mir zeitlich einfach unmöglich. Da ich nicht hauptberuflich Postingverfasser bin, sondern wie jeder andere hier auch meine Brötchen verdienen muß, kann es vorkommen, daß ich mich schon mal für längere Zeit nicht melde. Es gibt einfach diese Zeiten, die beruflich etwas mehr Profiltiefe verlangen. Die Kontinuität im Foren-Dialog bliebe dabei auf der Strecke. Mir liegt auch nichts an der Belehrung oder an der Mission. Ich melde mich, was theologische Fragen betrifft, auch nur da zu Wort, wo ganz offensichtlich massive Glaubensirrtümer verbreitet werden. Und dies ist bei Dir, lieber NoPasaran, in einem himmelschreienden Ausmaß der Fall.

Wer die fundamentalsten Fundamente des Christentums (wie z. B. die Trinitätslehre) anzweifelt und darüber hinaus schwersten Häresien (wie z. B. Reinkarnation) anhängt, für den kann Christentum letztlich alles bedeuten: „Meine eigene Version von Christentum ist ebenso gut wie deine, und jede Interpretation für jedwelches Thema ist möglich.“ Das ist ein extremer Nominalismus, der auch weit entfernt ist von der gläubigen Theologie des traditionellen Luthertums.

Dann sind wir bei jener Haltung, daß die Kirche praktisch alle Gruppen der Gesellschaft widerspiegeln müsse, um demokratisch zu sein, und jeder müsse seine Vorstellung von Gott darin wiederfinden, um sich in der Kirche wohlfühlen zu können. Niemand dürfe etwas anderes als Sünde verurteilen, weil das dem Liebesgebot zuwiderlaufe. Intoleranz sei ganz und gar nicht zu tolerieren, wohingegen – wie ich hinzufügen möchte – alles andere toleriert werden müssen.

Nach diesen Standards gemessen, müssen Christus und seine Apostel aber extrem intolerant gewesen sein, würde ich mal sagen. Sie sagten den Leuten nicht nur unpopuläre Wahrheiten ins Gesicht, sondern sie behaupteten sogar, man werde in ewiges Verderben stürzen, wenn man fortführe zu sündigen. In der Breite des protestantischen Lagers gilt eine solche Theologie nicht nur als rückständig, sondern in den Augen von vielen als geradezu unannehmbar. Vor allem in den Staatskirchen der nordischen Länder soll das Wahrheit sein, was das Volk mehrheitlich wolle. Sagt man denen, es gebe eine objektive Realität namens Wahrheit, nach der es in den Evangelien zu suchen gelte, dann ist die betreffende Person bestenfalls als reaktionär zu betrachten. Weite Kreise des Protestantismus verändern das Christentum so lange, bis es ihren Vorstellungen paßt. Dazwischen gibt es nichts.

Mich beunruhigt dieser Ansatz, wonach es keine Wahrheit gibt, nach der man zu suchen hätte und die man am Ende auch finden könnte, und daß es ganz normal sei, sich Gott so zurechtzumachen, wie man ihn gerne hätte. Vielleicht sollte man dem den Namen geben „therapeutische Theologie“: „Es gibt mir ein gutes Gefühl, an irgend etwas zu glauben.“ Die Französische Revolution verbannte Gott und ersetzte ihn durch „das höchste Wesen“. Das ist immer noch besser und vor allem weniger gefährlich als ein Gott „à la carte“, wie man ihn in o. g. Kreisen mitunter antrifft.

Was Deine links zum „Weißen Pferd“ betrifft: Jeden, der heute auch nur halbwegs internationalen Zuschnitts ist, interessiert es einen Scheißdreck, was z. B. im „Spiegel“ oder – drei Schubladen tiefer – im „Weißen Pferd“ über den Vatikan oder die Kirche geschrieben steht. Die wirklichen „Player“ lesen so was schon lange nicht mehr. Die wissen einfach, wie die Welt funktioniert. Sie wissen, daß „katholische Kirche“ ein Gütesiegel ist, daß „katholische Kirche“ einfach für Qualität steht.

Es interessiert doch heute im internationale Spiel wirklich keine Sau, was Herr X von der Freikirche Y vor irgendeinem Mikrophon daherquakt. Es interessiert auch niemanden, was eine EKD oder vergleichbare Kreise von sich geben – höchstens noch da, wo’s gemeingefährlich wird und sich eine „Bischöfin“ Jepsen zur Schirmherrin des Schwulen- und Lesbenverbandes aufwirft.

Hast Du schon mal gehört, daß bei internationalen diplomatischen Konflikten irgendjemand zum Herrn Superintendenten gegangen ist? Nein, die gehen alle zum Papst. Warum wohl?

Bevor’s zu lang wird, mache ich lieber Schluß.

Ich wünsche Dir und Deiner Familie eine gnadenreiche Weihnacht und einen guten Rutsch ins Neue Jahr.

Hubert



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