Re: Nie zu den Sternen reisen...
Geschrieben von IT Oma am 28. September 2003 14:17:27:
Als Antwort auf: Re: Nie zu den Sternen reisen... geschrieben von JeFra am 28. September 2003 08:48:04:
Was das Überleben technischer Kenntnisse in Klöstern u.ä. Gemeinschaften anbelangt, da stimme ich Ihnen zu. Sehr anschaulich beschrieben ist das in dem klassischen Science Fiction-Roman "Lobgesang auf Leibowitz" von Walter Miller.
Ich könnte mir allerdings vorstellen, daß derartige technische Kenntnisse in jeder mündlich überlieferten Tradition einige Zeit weiterleben können, vorausgesetzt, daß auf die kontinuierliche und wortgenaue Überlieferung Wert gelegt wird (à la "Fahrenheit 451").
Deshalb würde ich das Nomadentum da nicht von vornherein ausschließen.Natürlich besteht mit zunehmender zeitlicher Entfernung immer mehr die Gefahr, daß das in der Überlieferung vermittelte Gesamtbild mangels Anschauung nicht mehr verstanden wird, und das nicht nur bei nomadischen Völkern. Miller beschreibt das in "Leibowitz" sehr witzig: Die Mönche kopieren und illuminieren jahrhundertelang mit unendlicher Mühe und Unmengen blauer Tinte die alten Blaupausen, da sie nicht verstehen, daß das Wichtige daran die weißen Stellen sind...! Ist es einmal soweit gekommen (und bei rein mündlicher Überlieferung geschieht das wohl schneller), so kann leicht ein entscheidendes Detail als vermeintlich überflüssig vergessen oder weggelassen werden.
Auch der Bedeutungswandel von Worten im Laufe der Zeit kann dazu führen, daß Überlieferungen verloren gehen. Immer wieder gab und gibt es Fälle, wo (auch bei seßhaften Völkern!) die Priester/innen oder andere Träger/innen der mündlichen Überlieferung zwar noch die Worte eines Liedes oder eines Gebetes rezitieren können, aber nicht mehr wissen, was es ursprünglich bedeutete.
Das ist ein hochinteressantes Thema. Es wäre sehr lohnenswert, denke ich, die diversen "religiösen" Überlieferungen einmal daraufhin abzuklopfen.
Gruß
ITOma
- Re: Nie zu den Sternen reisen... JeFra 28.9.2003 20:40 (0)