Re: Das System ist hanebüchen
Geschrieben von Bonnie am 23. September 2003 16:00:38:
Als Antwort auf: Das System ist hanebüchen geschrieben von franke43 am 23. September 2003 11:57:06:
Hallo Franke,
dir fehlt das erste Semester Wirtschaftswissenschaften *ggg*. Genau da (Grundlagen der VWL) haben wir diese Frage durchgenommen: Nach welchen Kriterien wird Arbeit bezahlt ?
- Nach Mühe und Schweiß ? Nein, dann würde die Putzfrau, die sich sehr abschuftet, mehr kassieren als der Manager oder die fingernagellackierende Sekretärin (nicht alle tun das, ich weiß)
- nach Arbeitsunlust ? Nein, denn dann müßte derjenige, dem die Arbeit Spaß macht, auch noch Geld mitbringen *gg*
- nach Intensität der Ausbildung ? Nein, denn mancher promovierter Chemiker / Biologe wird schlechter bezahlt als eine Einzelhandelskauffrau, die sich zur Gebietsverkaufsleiterin hochgearbeitet hat,
- nach Intelligenz ? Auch nicht, denn jeder kennt einen schlauen Menschen, der weniger verdient als ein nicht-Schlauer,
- nach Arbeitsstunden ? Ganz sicher auch nicht, denn schon die Stundenlöhne sind unterschiedlich. Mancher Unternehmer braucht nur einmal die Woche 10 Minuten nach dem Rechten zu sehen und hat trotzdem ein Spitzeneinkommen.Es wird nach marktwirtschaftlichen Kriterien bezahlt. Es ist in gewisser Weise gerecht, wenn die Ausgangssituation für jeden gerecht wäre. Jeder kann eine Superidee haben und damit den Rest seines Lebens sichern. Jeder kann durch eine kluge Berufswahl einen guten und / oder sicheren Job haben. Sache der Regierung ist es, an der Ausgangssituation zu basteln und diese für alle möglichst gleich zu gestalten. Deshalb z.B. Bafög und die kostenlose Benutzung der Schulen. Es ist aber der Marktwirtschaft nicht dienlich, erst alle arbeiten zu lassen, dann das gesamte verdiente Geld zu nehmen und es dann auf alle, auch auf die, die nicht arbeiten, gleichmäßig zu verteilen. Wo ist da der Anreiz ???
v.Pierer hat nicht die Aufgabe, innerhalb vorgegebener Bedingungen so gut wie möglich zu funktionieren. Er muß innerhalb der komplexen weltwirtschaftlichen und weltpolitischen Realität dafür sorgen, daß sein Konzern möglichst produktiv arbeitet !! Ich habe vor dieser Aufgabe höchsten Respekt und würde mir das nicht ohne weiteres zutrauen. Und mit der Aufgabe des Facharbeiters ist das nicht zu vergleichen !! Von daher würde ich mich auf solche Zahlenspielereien, ob v. Pierer 3mal oder 30mal "so gut" ist, gar nicht einlassen.
Du hast aber recht, was den "Bodensatz" arbeitsloser Menschen betrifft und wie wir sie behandeln. Zunächst sollte man ihnen den Druck nehmen, in Lohn und Brot zu kommen. Die Wirtschaft gibt es nicht her. Das wissen wir doch. Es ist nur ein Druckmittel.
Überhaupt muß die Arbeitswelt gründlich umstrukturiert werden. Die Bedingungen haben sich geändert.
Liebe Grüsse, Bonnie
>Hallo beide
>>Hallo Acedcool,
>>du hast recht, die Relation stimmt wirklich nicht mehr.
>Eben. Pierer kann vielleicht mehr als 3-Mal so gut arbeiten
>wie der Facharbeiter mit seinen 1500 Euro netto. Aber 30-Mal
>oder gar 300-Mal so gut ?
>Denn auch für einen Pierer hat die Woche nur 168 Wochenstunden,
>und ich glaube nicht, dass er ganz ohne Essen und Schlaf
>auskommt. Er kann also allerhöchstens 4-Mal so lange arbeiten
>wie ein Arbeiter mit 40 Wochenstunden.
>Wie soll da in der Gesamtwertung 300-Mal so gut rauskommen ?
>>Alle, die selbst über ihr Einkommen bestimmen können (Politiker und Top->Manager fallen mir ein), langen ungeniert zu. Das hat sich im letzten >Jahrzenht drastisch verschärft.
>Die Folge wäre: niemand darf sein eigenes Einkommen bsestimmen.
>Das müsste genau so selbstverständlich sein wie dass niemand
>Richter in eigener Sache sein darf.
>>Auch hast du recht, daß es einfach einen Bodensatz geben wird, Leute, die >keine Arbeit mehr kriegen werden.
>Dann stellt sich die Frage:
>Wie gehen wir mit diesem "Bodensatz" um ?
>Behandeln wir sie wie Dreck und schlimmer als unsere Nutztiere,
>oder behandeln wir sie trotz ihres Gescheitertseins wie Mit-
>menschen mit unveräusserlichen Menschenrechten z.B. die auf
>Leben, körperliche Unversehrtheit und Menschenwürde ?
>>Sagen wir mal, man kann die Arbeitslosigkeit >nicht verhindern (liegt an der >Entwicklung des Systems)
>Aber man kann das System so gestalten, dass auch Arbeitslose
>anständig behandelt werden und dass vor allem unschuldig
>Arbeitslose nicht zusammen mit denen kollektiv bestraft werden,
>die wirklich arbeitsunwillig sind.
>Auch sollte man mal die Belohnungssysteme überdenken. Vgl. dazu
>auch das Beispiel Pierer von oben. Auch der ist nur ein Mensch.
>>, aber man könnte mit >sehr viel Anstregung verhindern, daß man selbst >betroffen ist.
>Wirklich ? Und wenn der Arbeitgeber pleite macht oder einfach
>aus Profitdenken den Standort schliesst ?
>>Für die Gesellschaft als Ganzes macht es keinen Unterschied, für das >Individuum schon.
>Und wo bleibt da noch ein Rest an Sicherheit und Menschenwürde ?
>Wollen wir wieder Sklaven werden wie unsere Vorfahren im 19.
>Jahrhundert ("Manchesterkapitalismus") ?
>>>Sicher macht Herrn Pierer einen harten Job aber die relation stimmt einfach nicht
>>>ein gut bezahlter Arbeiter bekommt 1500 euro netto wenn er 5000 euro netto
>>>bekommen würde hätte er über den daum gepeilt 300% mehr jetzt hat er 30000%
>>>mehr es kommt auf die relation an.
>Eben: das wäre also gut 300-Mal so viel.
>Es waren 10 Monate = 25 bewerbungen habe
>>>ein bissel aufgerundet klar ich hätte mich 5 - 10 mal mehr bewerben können
>>>aber irgendwann hast du einfach sie schnauze voll
>Ja grundlose Ablehnungen höhlen das eigene Selbstbewusstsein aus.
>Das ist - fürchte ich - sogar beabsichtigt. Man soll eine
>Anstellung als Gnadenakt erleben, nicht als einen Vertrag, der
>auf gleicher Augenhöhe zwischen freien Partnern geschlossen wird.
>Mal was anderes Acedcool:
>Macht es dir grundsätzlich etwas aus, manchmal Interpunktions-
>zeichen (Punkt, Komma etc.) zu verwenden und Deine Sätze etwas
>mehr aufzuteilen ? Das würde die Lesbarkeit erhöhen.
>Gruss
>Franke
- Das System setzt Dinge voraus .... franke43 23.9.2003 16:30 (1)
- Re: Das System setzt Dinge voraus .... Bonnie 23.9.2003 16:36 (0)