Re: @HotelNoir: Freier Wille
Geschrieben von HotelNoir am 21. September 2003 08:13:39:
Als Antwort auf: @HotelNoir: Freier Wille geschrieben von JeFra am 21. September 2003 02:33:55:
Hi,
>Ich schreibe diesen Beitrag als Antwort auf Ihren früheren Beitrag. Da dieser schon sehr weit nach unten gerutscht ist und das Thema vielleicht interessant genug ist, starte ich einen neuen Thread.
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>Einmal würde mich interessieren, in welchem Sinne Sie Willensfreiheit als ein `Asymmetrie der evolutionären Entwicklung' auffassen wollen.Exakt ausgedrückt muss es heissen: Nicht der freie Wille ist massgeblich für künftige Entwicklungen, sondern die Art und Weise wie die Evolution voranschreitet. Als Modell kann die Evolution in drei Bereiche eingeteilt werden: Homoöstase auf immer gleichem Level (negatives Feedback), Homöostase auf höherem Level (positives Feedback) und unvorhersehbare Ausprägungen (Assymetrien). Homöostase ist gebundenes Potential, Assymetrien sind ungebundenes Potential. Assymetrien kann man als den freien Willen der Natur definieren. Sie sind überall vorhanden und folgen keiner Gesetzmässigkeit. Sie können mit einer krummen Nase geboren worden sein, obwohl alle ihre Vorfahren flache Nasen hatten.
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>Wenn Sie Abwesenheit von Willensfreiheit so definieren, daß ein Neurobiologe Ihre Handlungen vorherberechnen könnte, wenn er Ihr Gehirn analysieren kann, so glaube ich nicht, daß die These von der Willensfreiheit jemals widerlegt werden wird. Es ist (wie von Katzenhai richtig eingewendet) einfach zu wahrscheinlich, daß ab einer bestimmten Ebene quantenmechanische Effekte bei der Vorhersage eine Rolle spielen. Außerdem scheint mir die Willensfreiheit bei der Wahl eines Versuchsaufbaues zu den Grundvoraussetzungen von Naturwissenschaft überhaupt zu gehören.Es ist schlussendlich eine Frage der Sichtweise. Man kann weder das Eine noch das Andere beweisen und ich glaube nicht, dass das jemals der Fall sein wird.
Ich stütze mich mehr auf die Erkenntnisse die ich in diesem Beitrag zum gleichen Thread beschrieben habe. Mein Bewusstsein ist mehr durch Mystik geprägt als durch Wissenschaft, wobei ich den Wert des letzteren keinesfalls negieren will.>
>Ich kann mich dunkel an eine Schilderung von Versuchen der von Ihnen beschriebenen Art erinnern. Ich glaube, man hat die Versuchspersonen aufgefordert, zu einem zufällig gewählten Zeitpunkt eine bestimmte Bewegung auszuführen (etwa einen Finger zu krümmen). Während des Versuches wurden, wenn ich mich richtig erinnere, elektroenzephalographische Messungen durchgeführt. Haben Sie eine genauere Quelle und können Sie nähere Informationen über den Versuchsaufbau geben? Wenn es um physikalische Messungen am Gehirn der Versuchsperson geht, sind die Ergebnisse ja sehr stark eine Frage der Interpretation: Es könnte ja sein, daß man irgendwelche Vorgänge im Gehirn beobachtet hat, die mit der `Nachbearbeitung' des Ereignisses `Krümmen des Fingers' zu tun haben. Jedenfalls sind die Schilderungen sehr stark vereinfacht und benutzen eine Terminologie (wir erfahren erst ganz spät, was unser Gehirn vorhat), die eine Art Gehirn-Seele-Parallelismus unterstellt und daher von den Neurobiologen in einer wissenschaftlichen Arbeit wahrscheinlich nicht akzeptiert werden würde.Es ist Gang und Gäbe, zwischen Gehirnimpuls und Bewegung zu unterscheiden. Dieser Gehirn-Körper-Parallelismus wird akzeptiert, deshalb muss von denjenigen Wissenschaftern, die forschen, was den Gehirnimpuls auslöst, auch so ein Modell akzeptiert werden. Das Problem ist wohl eher, dass die meisten Wissenschafter das "Dahinter", die Seele oder was auch immer als solches nicht als Forschungsgegenstand akzeptieren.
Grüsse HotelNoir
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>Ich glaube, franke43 hat mal in einer Antwort an BBouvier das Beispiel Ödipus ins Spiel gebracht: Die Prophezeiung wird gerade deswegen erfüllt, weil der Adressat ihr Eintreffen zu verhindern versucht. Aber das ist etwas ganz anderes als der von Ihnen gebrachte naturwissenschaftliche Einwand.>
>MfG
>JeFra
- Re: @HotelNoir: Freier Wille JeFra 21.9.2003 21:59 (0)