Re: Lieber Stefan

Geschrieben von Stefan am 27. November 2000 21:37:31:

Als Antwort auf: Lieber Stefan geschrieben von Mick am 27. November 2000 12:29:19:

Den Zeugen Geld zu geben war schon mehr als blöd. Soweit ich weiß waren es Beträge zwischen 10 und 50 DM. Man muß sich aber mal in die Gefühlswelt einer Mutter hineinversetzen, die glaubt, daß ihr Kind bestialisch ermordet worden ist und das die Bestrafung der Täter von einer Koalition der Vertuscher unterdrückt wird.

Die Verdachtslage in Sebnitz bleibt allerdings vorerst bestehen. Die Widersprüche zwischen den beiden Obduktionsbefunden bleiben ebenfalls bestehen. Ich habe auch den Eindruck, daß in manchen Gegenden Ostdeutschland Tatverdächtige erst dann als Rechtsradikal gelten wenn sie irgendwo SS-Ruhnen eintätowiert haben. Rechtsradikal ist eben immer schlecht für den Ruf und damit fürs Geschäft. Das die gleichen Behörden, denen zuvor Schlampigkeit bis Vertuschung vorgeworfen worden ist, nun die Ermittlungen wieder leiten macht die Einschätzung für mich auch nicht glaubwürdiger. Ich würde mich wesentlich wohler fühlen, wenn die Bundesanwaltschaft die Ermittlungshoheit übernehmen würde. Dies wäre auch im Interesse von Sebnitz, wenn die Vorwürfe tatsächlich falsch wären, denn nur eine wirklich unabhängige Untersuchung kann die Stadt von dem immer noch im Raum stehenden Verdacht reinwaschen.

Warten wir einmal ab wie sich der Fall weiterentwickelt.
Ist die SSS, von der in Deinem Beitrag die Rede ist, für Dich Mick vielleicht ein Joint-Venture zwischen den Pfadfindern und dem CVJM?

Deine Unterstellungen ich wolle alle Sedlitzer in einen Güterzug nach Sibirien verschaffen, mit der Du mich als faschistischen Stalinisten diffamierst, ist lächerlich und nur durch Deine Voreingenommenheit in diesem Thema zu erklären.

Was Leute wie Mick und Johannes anscheinend nicht einzusehen bereit sind, ist die Tatsache, daß nicht nur der sich Schuldig macht, der die Gewalttaten begeht, sondern auch der, der den Gewalttätern die moralische oder ideologische Rechtfertigung liefert.

Meiner Meinung nach sind die geistigen Brandstifter, die sich selber die Hände nicht schmutzig machen sogar die schlimmeren Verbrecher. Nicht im Sinne des Strafrechtes aber im Sinne der Wahrhaftigkeit.

Und geistige Brandstifter gibt es viele in unserem Land.

Wenn der bayrische Ministerpräsident Stäuber das Wort von einer durchrassten Gesellschaft in den Mund nimmt, das ist das in meinen Augen geistiges Brandstiftertum.

Bei der Beurteilung ob eine Äußerung geeignet ist, gewaltbereiten Täter zu ermutigen, muß man nicht nur untersuchen was gesagt wird, sondern auch wer es zu welchem Zeitpunkt sagt.

Wenn der CDU-Generalsekretär Merz zu einem Zeitpunkt in dem die Gesellschaft beginnt aktiver gegen den Rechtsradikalismus zu werden, den unseligen Begriff von der Deutschen Leitkultur, an die sich die hier lebenden Ausländer gefälligst anpassen müssen, in die Diskussion einbringt und die CDU-Vorsitzende Merkel über das Fehlen des Deutschen Nationalbewußtsein bei der sogenannten Linken zu lamentieren beginnt, dann ist für mich die Grenze das Erträglichen weit überschritten. Man muß sich nur einmal überlegen, was solche Äußerungen in den Köpfen von jungen Deutschen bewirken, die sich für etwas besseres, als unseren ausländischen oder ausländischstämmigen Mitbürger oder deutschen Mitbürger mit bunten Haaren, halten und sich fragen ob es möglicherweise gerechtfertigt, ist mit Gewalt gegen die subjektiv erlebte Bedrohung vorzugehen.

Aber auch der Sebnitzer Bäckermeister der sagte: "Hätte die blöde Kuh besser aufgepasst, dann wäre der Junge nicht ersoffen" oder der Sebnitzer Bauarbeiter der erklärte: "Ich hab für Ausländer nichts übrig" begehen zwar selber keine gewalttätigen Straftaten, aber sie schaffen das gesellschaftliche Klima, daß ihre Kinder zu Mördern werden läßt. Quelle

Auch im NAZI-Deutschland von 33 bis 45 waren nur ein Bruchteil der Menschen aktiv an den Verbrechen gegen die Menschlichkeit beteiligt, aber die große schweigende Mehrheit unterstütze die Verbrecher ideologisch, moralisch und sozial. Heute gibt es nun wieder Gebiete in Ostdeutschland in denen die Demokratische Gesellschaft, die sich nach der Wende dort entwickeln sollte, nicht Fuß fassen konnte. Statt dessen herrscht dort ein gewalttätiger brauner Mob, der von der breiten Bevölkerungsmehrheit auch wieder ideologisch, moralisch und sozial unterstützt wird. Die aktive und passive Unterstützung zieht sich dabei anscheinend bis auf die lokale politische Ebene und in die Behörden und Strafverfolgungsorgane.

Wenn ich nun fordere, daß diese stinkenden braunen Flecken ausgemerzt* werden müssen, indem diese "Ausländerfreien Zonen" von den Demokraten "auf allen Ebenen schikaniert" und (finanziell) "ausgeblutet" werden müssen, dann meine ich damit, daß die demokratische Gesellschaft den Aufwieglern und Opportunisten klar machen muß, daß sie für die Verbrechen ihrer Kinder mit in die Haftung genommen werden. Ich habe die Hoffnung, daß dies eine Sprache ist, die diese Leute verstehen.

* In den Begriff ausgemerzt werden Mick und Johannes sicher wieder Dinge hinein interpretieren die ich nicht geschrieben habe. Braune Flecken sind keine Menschen.

Stefan


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