Lieber Stefan

Geschrieben von Mick am 27. November 2000 12:29:19:

Mit großer Verwunderung nehme ich dein plötzliches Schweigen zum Thema Sedlitz zur Kentnnis. Nachdem du hier zu Massenvertreibung und Verfolgung der ganzen Sedlitzer Bevölkerung aufgerufen hast würde mich doch mal deine Meinung zur neuen Entwicklung interessieren.
Gekaufte eidesstaatliche Erklärungen und drei aufgehobene Haftbefehle wirken auf mich nicht sehr beweiskräftig.
Da wäre deine Lösung doch am praktischsten gewesen, alle Sedlitzer in einen Güterzug und ab nach Sibirien.
Alles ohne Beweise, ohne Verhandlung und nur, weil es in der Bild stand.
Auf jeden Fall finde ich es schon äußerst lustig, wie du hier selber so ordentlich in deine eigene Hassfalle gerannt bist!
Hoffentlich lernst du etwas daraus.

Montag 27. November 2000, 12:17 Uhr

Haftbefehle im Fall Joseph wieder aufgehoben

Dresden/Berlin (Reuters) - Die Staatsanwaltschaft Dresden hat im Fall des
sechsjährigen Joseph aus Sebnitz die Haftbefehle gegen die drei ursprünglich
Tatverdächtigen wieder aufheben lassen. Die Staatsanwaltschaft teilte am
Montag in Dresden mit, der dringende Tatverdacht habe auf Grund der
Ermittlungsergebnisse nicht aufrechterhalten werden können. Insbesondere habe
sich das von einem Beschuldigten angegebene Alibi nicht widerlegen lassen.
Dadurch ergäben sich für die Glaubwürdigkeit des Hauptbelastungszeugen Zweifel. Bundeskanzler Gerhard
Schröder (SPD) bezeichnete sein geplantes Treffen mit der Mutter des Jungen als Zeichen der Solidarität.

Die Staatsanwaltschaft teilte mit, auch am Wochenende seien zahlreiche Zeugen vernommen worden. Diese und
das nicht widerlegte Alibi hätten zu den Zweifeln an der Glaubwürdigkeit des Hauptbelastungszeugen geführt. Die
Freilassung der Verhafteten sei vom Amtsgericht Dresden schon am Sonntagabend angeordnet worden. Um den
Sachverhalt voll zu klären, seien weitere umfangreiche Ermittlungen nötig.

Schröder sagte am Montag vor einer SPD-Präsidumssitzung, Josephs Mutter Renate Kantelberg- Abdulla habe
"Anspruch, dass man ihr zuhört und, so weit möglich, ihr auch hilft". Dies habe "nichts mit Einmischung in die
Ermittlungen" zu tun. Die Familie sei "auf Solidarität angewiesen". Das Treffen sei auch sein Versuch als
SPD-Chef, einem Parteimitglied zu helfen. Die Mutter vertritt die SPD im Sebnitzer Stadtrat. Schröder wollte sie
am Mittag in der Berliner SPD-Zentrale empfangen. Er hatte am Wochenende von den sächsischen Behörden
eine "rückhaltlose Aufklärung" des Falls und ein "politisches Signal" gefordert.

Der Sohn der Apothekerin und ihres irakischen Ehemanns war im Juni 1997 im öffentlichen Schwimmbad von
Sebnitz ums Leben gekommen. Die Ermittler hatten die Ermittlungen 1998 mit der Begründung eingestellt, Joseph
sei durch einen Unfall ertrunken. Von den Eltern bewirkte neue Zeugenaussagen hatten im Sommer den Verdacht
aufkommen lassen, dass der Sechsjährige von mutmaßlich rechtsextremen Jugendlichen zunächst betäubt und
dann ertränkt wurde, während die anderen Badegäste aus Angst wegsahen. Bei einer zweiten Obduktion waren
Spuren eines Aufputschmittels im Körper des Jungen gefunden worden.

Das nahe der Grenze zu Tschechien gelegene Sebnitz gilt als Hochburg von Rechtsextremen, wo unter anderem
die paramilitärische Gruppe "Skinheads Sächsische Schweiz" aktiv ist.

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