Re: Lieber Hammer

Geschrieben von Swissman am 29. Juni 2003 21:03:17:

Als Antwort auf: Re: Lieber Hammer geschrieben von Tilly am 29. Juni 2003 14:34:29:

Hallo Tilly,

>1. Jesus war und ist ein Friedensfürst, kein Kriegsfürst.

Dem widerspreche ich nicht. - Dies deckt sich mit der Aussage meines Textes.

>Entscheidend sind also die Absicht, der Wille und die Umstände, die hinter einer gewalttätigen Aktion stehen.

Genau.

>Ein Soldat also, der auf Befehl töten muß , obwohl es nicht
>seine Absicht und seinem Willen entspricht zu töten, diese Tötung ausführt weil er sonst wegen Befehlsverweigerung selber erschossen wird oder selber vom Feind getötet wird- ein solcher Soldat ist dann trotzdem vor Gott
>kein Mörder.

Wenn ich Dich richtig verstehe, impliziert dies, dass der Soldat deswegen kein Mörder ist, weil die eigentliche "Schuld" bei seinem Oberbefehlshaber liegt...? Der dann logischerweise sehr wohl als Mörder einzustufen wäre...?

Mit dieser Ansicht könnte ich mich nun ganz und gar nicht anfreunden - in etwa so argumentierte nämlich auch die Anklage im Prozess gegen die Heilige Jeanne d'Arc... Wir hätten dann einen Gott, der ein junges Mädchen damit beauftragt, die französische Armee im Krieg zu führen - dadurch, dass sie Ihm gehorcht, wird sie aber zur Mörderin und landet in der Hölle...?! Wobei natürlich Befehlsverweigerung dieselbe Konsequenz hätte...

Das kann es ja wohl nicht sein. Ein solcher Gott wäre alles andere als gut oder gerecht! - Erinnert mich an die Lehren Jean Calvins (teilweise auch der Manichäer), wonach der Mensch selbst nicht den geringsten Einfluss auf sein Seelenheil habe, da Gott bereits bei der Erschaffung eines jeden Menschen bestimme, ob dieser in den Himmel oder in die Hölle komme...

Es gibt, um den Exkurs zu beenden, durchaus Situationen, in denen es auch vom christlichen Standpunkt absolut gerechtfertigt ist, zu den Waffen zu greifen - mitunter sogar als erster. Dass man dem zuständigen Oberbefehlshaber daraus keinen Strick drehen kann, versteht sich von selbst. - Dies gilt selbst dann, wenn er nur im guten Glauben gehandelt hat, im Recht zu sein.

Dieser Standpunkt wird u. a. auch durch die Schriften der Heiligen Augustinus und Thomas von Aquin gestützt: Im wirklichen Leben gibt es häufig Situationen, in denen man gar nicht die Wahl zwischen etwas absolut gutem und etwas absolut schlechtem hat - zur Auswahl stehen dann nur verschieden grosse Übel, wobei man dann eben das geringste Übel wählen sollte. Von dieser Erkenntnis ausgehend wird die Möglichkeit eines "bellum iustum", eines gerechten Krieges, expressis verbis bejaht.

mfG,

Swissman

P. S.: Der "geharnischte Mönch", Johann Tserclaes Graf von Tilly, war ja, obgleich überzeugter Christ, auch nicht unbedingt als Bannerträger des Pazifismus bekannt... *g*


Antworten: