Und wie wir uns verstehen - eigentlich

Geschrieben von franke43 am 13. Juni 2003 11:01:25:

Als Antwort auf: Re: Doch was ich mir gedacht hatte geschrieben von Bonnie am 13. Juni 2003 10:33:52:

Hallo Bonnie

>Okay, Franke, wahrscheinlich werde ich dich nicht überzeugen können, aber ich >versuch es mal *gg*.

Wir sind einander näher als Du denkst.

>Deine "Blockade" scheint die zu sein, daß du einfach nicht akzeptieren kannst, >was IST.

Sehen ja, akzeptieren - nein. Oder um es auszudrücken wie
Biermann in der grossen Drachentöterschau:

Denn wer ein Realist ist,
der weiss, dass das, was ist - ist

>Die Welt ist so, wie sie ist und durch dein Dagegenstemmen handelst du nur dir >persönlich Nachteile ein.

Aber weil die Welt so ist, wie sie ist, und so bleiben will,
wie sie ist, besteht die Weltgeschichte aus einer einzigen
Abfolge von Kriegen. Und da sich immer noch keine Änderung
abzeichnet, ist auch der Dritte Weltkrieg, den wir hier
befürchten, alles andere als unwahrscheinlich.

Als "Dagegenstemmer" hat man im eigenen Leben hauptsächlich
Nachteile (stimmt), wird aber vielleicht (!!) irgendwann
mal posthum "heiliggesprochen".

>Ich finde es viel spannender, die Gesellschaft / die Struktur zu verstehen.

Das Übel verstehen ist nicht dasselbe wie das Übel
für gut heissen.

>Intuitiv erfaßt du es !! Aber was sollen diese Emotionen ?

Wenn wir nicht das Damoklesschwert eines neuen grossen
Krieges oder eines totalen Wirtschaftszusammenbruchs
vor Augen hätten, wäre es einfacher emotionslos zu sein.

>Im übrigen ist jeder Job systemkonform. Bei manchen liegt es ganz offen >zutage, wie bei meinem und bei manchen muß man suchen.

Wie hat das Reinhard Mey ausgedrückt (in "Annabelle"):

"Und seitdem gehöre ich nicht mehr zur Norm,
denn ich trage ja die Nonkonformistenuniform".

>Auch die "Alternativwelt" voller "guter" Berufstätiger (Sozialarbeiter oder >was weiß ich, was man dazu zählt) existiert nur aufgrund der Normalwelt.

Ja aber als bewusster Gegensatz, als Gegenentwurf.

Ich erinnere mich an meine Bewerbung bei Greenpeace in
Göteborg Anfang die 90-er. Da war alles genauso straff
organisiert wie bei "normalen" Unternehmen, nur sah es
nach aussen hin anders aus. Ich hatte nette liebe
Gummibärchenalternative erwartet und wurde herb
enttäuscht.

>Du schreibst:
>Was geschieht in der Welt, in
>>der die Dreiecke das Sagen haben, mit den Vierecken und
>>den Kreisen ?
>Du sagst es, wir leben in einer Dreiergesellschaft. Lies mal das Enneagramm, >die Chatter wissen Bescheid. Die anderen Persönlichkeiten müssen sich mühsam >anpassen.

Warum eigentlich ? Der Zwang zur Anpassung gegen die
eigene Natur ist mit den grundlegenden Menschenrechten
nicht vereinbar. Womit ich aber nicht notorische
Kriminelle als Leute mit "Anpassungsschwierigkeiten"
rechtfertigen will. Wer Leute umbringt und Kinder
schändet, hat auch bei mir schlechte Karten.

>Ich versuche auch oft, das System auszutricksen und sage z.B. auch Leuten, wie >sie sich verkaufen sollen. Ich versuche immer, "rauszuhandeln".

Und weil ich Dich so einschätze, habe ich betont, dass
Du bei der Kritik nicht mitgemeint bist. Ich nehme
niemand in Sippenhaft.

>Beispielsweise >versuche ich, Auftraggebern schmackhaft zu machen, auch mal >einen über 50jährigen in die Auswahl miteinzubeziehen.

Wunderbar: Kampf der faschistoiden Altersdiskriminierung.
Wenn die Leute wirklich länger arbeiten sollen (bäääääh),
dann muss man auch einen gerechten Rahmen dafür schaffen.

>Man kann von einem Platz im System aus wesentlich mehr erreichen als von >außerhalb.

Also der "Marsch durch die Institutionen" ??

>>Sehr nett: anderen das Wasser abgraben, indem man ihnen
>>die mühsam an Land gezogenen fähigen Mitarbeiter abwirbt.
>Wir können niemanden zwingen. *lol* wie sollen wir das denn machen ? >Letztendlich ist es immer die Entscheidung des einzelnen.

Aber Ihr bringt die Versuchung ins Leben dieser Menschen.

>Ein abwanderungswilliger Mitarbeiter kann Stellenanzeigen studieren, er kann >aber auch auf unsere telefonischen Angebote eingehen.

Nur wenn Ihr anruft. Wenn Ihr nicht anruft, muss er seinen
Verrat schon selber in die Hand nehmen. Wobei ich jedem
Unzufriedenen das recht auf den wechsel zugestehe. Wir heaben
keine offizielle Leibeigenschaft mehr.

>Ich kann mich noch an die netten Gespräche mit den Mitarbeitern bei Hewlett >Packard Anfang der 90iger erinnern. Man ging völlig offen mit Telefonnummern >und Namen um (Ach, rufen Sie doch mal meinen Kollegen xy an), aber keiner >wollte da weg :-) Es war eben eine gute Firma ! Da bleiben die Leute dann >freiwillig.

Dann ist das doch OK, oder ?

>>Meine Meinung: Eine Stelle, die ich ohne Krawatte nicht
>>kriegen kann, will ich auch mit Krawatte nicht haben.
>
>Franke, du bist einfach gestrig. Krawatten sind schon lange out und nicht >zwingend, also kannst du deine Krawattenphobie ad acta legen. Einfach mal ohne >68iger-Brille Nachrichten oder ntv gucken. Krawatte trägt man oder auch nicht.

Ach ? Dann sind ja endlich die Veränderungen eingetreten,
für die ich mir den Mund fransig geredet habe. DAS ist mal
eine positive Nachricht. Hoffentlich stimmt sie auch für
alle Branchen und nicht nur für die, mit denen du arbeitest.

Sieh daraus, dass ich hier oben in "Saltkråkan & Lönneberga"
einfach nicht mehr weiss, was bei euch da drunten abgeht.

>Sorry für den Seitenhieb ;-), Bonnie

Bruaucht Dir nix leid zu tun.

Gruss

Franke
Aus "Lönneberga"


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