Nur einige wenige Kommentare
Geschrieben von franke43 am 13. Juni 2003 08:06:33:
Als Antwort auf: Meinungsfreiheit in Ost&West geschrieben von JeFra am 13. Juni 2003 05:36:41:
Sehr geehrter Herr JeFra
>>Der Unterschied zwischen dem Westen und dem ehemaligen Ostblock war der:
>>War man im Osten offen kritisch, wurde man eingebuchtet
>>Ist man im Westen offen kritisch, wird man verlacht und ausgegrenzt oder >einfach übertönt, aber auf keinen Fall Ernst genommenDiese Pointe war um der Griffigkeit willen absichtlich vereinfacht
>Sie haben keinerlei Ahnung von totalitären Systemen,
So ? Ich sehe in allen totalitären Systemen unabhängig von der
Ideologie gemeinsame Strukturen.>abgesehen davon, daß Sie dem Totalitarismus der 68iger Vorschub geleistet >haben,
Ah ja ? Wann und wo ? Ich habe geschrieben, dass ich einige
wenige Veränderungen, die die68-er-Bewegung als Nebeneffekte
mit sich gebracht hat, für gut finde. Ihre linksradikalen
und von Moskau und Ost-Berlin vorgegebenen Hauptziele habe
ich nie befürwortet.>selber aber in Schweden von den Folgen relativ unbehelligt bleiben.
Auch Schweden hat seine 68-er gehabt, und das hat dem Land
mehr genützt als geschadet. In Schweden hätte sich ohne den
damals frischen Geist der Veränderung niemals die sogenannte
"Du-Reform" durchgesetzt, die bewirkt hat, dass sich heute
die allermeisten Leute per Du und Vornamen ansprechen. Eine
Kleinigkeit ? Ja, aber eines sehr bequeme und sympathische.>Es war durchaus auch im Osten möglich, abeichende Meinungen zu vertreten, ohne >einen Karriereknick zu erleiden oder gar inhaftiert zu werden.
Ihre Beispiele schenke ich mir, ich glaube Ihnen. Aber das
zeigt ja nur die totale Willkür und Unberechenbarkeit, mit
der das totalitäre DDR-Regime in seiner Unterdrückung
unerwünschter Meinungsäusserungen verfahren ist.>Ich würde sagen, daß ab Mitte der 70iger nur die folgenden Tabubrüche wirklich >gefährlich waren:
>a) Offen für die Wehrdienstverweigerung Werbung machen. (Ich habe mich >erfolgreich vor dem Dienst in der NVA gedrückt, aber ohne dies offen als >Absicht kundzutun).Freut mich, dass Sie der NVA entronnen sind, denn die NVA-
Soldaten wurden gedrillt, um im Ernstfall sogar auf ihre
eigenen Landsleute in West UND Ost zu schiessen.>b) Ökologie, sofern sie die Effizienz der DDR-Wirtschaft bedrohte. (Es waren >eben 16Mio Mäuler zu stopfen & Honni konnte nicht wie Badland Warrior darauf >hoffen, die Bevölkerung schnell mal um 2/3 zu reduzieren).
Honni hätte durch eine Maueröffnung sehr schnell die
Bevölkerung um 2/3 reduzieren können.>c) Religiös motivierte politische Positionen vertreten oder gar einer Sekte >angehören. (Die Diskussion in Moskau, die ich ungestraft führen konnte, wäre >für einen religiösen Juden oder Christen sicher kreuzgefährlich gewesen, zumal >wenn er seine Position auch noch mit dem AT begründet hätte).
Kein Kommentar.
>Ich denke gerade ueber d), den Marxismus nicht grundsätzlich ablehnen, nach. >Aber wirklich gefählich war die Ablehnung des ML meiner Meinung nach nicht, >also lasse ich diesen Punkt besser weg. Also: d) Ausreiseantrag stellen oder >gar andere dazu auffordern. Sehr viel mehr fällt mir zu Tabuverletzungen mit >unvermeidlich schweren Konsequenzen nicht ein.
Sehr seltsam. Aber wir wissen ja alle, dass die DDR ihre
Bürger als volkseigene Staatssklaven betrachtet und auch
behandelt hat.>Es wird Ihnen sicher nicht schwerfallen, zu jedem dieser Essentials eine >Position zu finden, die der Westen mit derselben Vehemenz durchsetzt.
Sagen wir mal so:
Der Westen wird immer dann garantiert unerbittlich, wenn
die Interessen der Wirtschaftseliten beeinträchtigt werden.>>Ist man im Westen offen kritisch, wird man verlacht und ausgegrenzt oder >>einfach übertönt, aber auf keinen Fall Ernst genommen
>Irgendwie scheint Schweden auf einem anderen Planeten zu liegen.
Oft kommt es mir auch so vor. Man sieht hier im Norden sehr
vieles sehr viel entspannter, UND DAS IST GUT SO. So sollte
es meiner Meinung nach überall sein.Ein Beispiel:
Ich begegne in unserer Stadt Nyköping oft unserer Aussenministerin
Anna Lindh. Sie bewegt sich als normale unscheinbare Bürgerin
ohne eine Schutztruppe an Leibwächtern friedlich inmitten der
anderen Bürger, jeder kann sie ansprechen, der ein Anliegen
hat. Man ist mit ihr per "Anna" und "Du".>Ihrer Liste wäre sehr wohl die Gefahr der Inhaftierung hinzuzufügen. Angeblich >sollen sogar mehr Dissidenten in der BRD für Ideologiedelikte inhaftiert sein >als in der DDR.
Darf ich um Zahlen und Beweise bitten ?
>Die von den Statistiken über rechtsextreme Straftaten gezählten angeblichen >Vergehen sind zu 90% reine Ideologiedelikte, wobei sich Linksextremisten in >dieser Hinsicht nicht nur Alles leisten können (W. Droste: zur Ausmordung der >gesamten DDR-Bevölkerung aufrufen, oder wenigstens der Thüringer und Sachsen, >P. Hacks: alle DDR-Dissidenten köpfen), sondern auch noch von dem Judenstaat >Israel dafür finanziell unterstützt werden (siehe Anzeige in konkret 8/2002, >S. 11).
Jetzt stehe ich völlig auf dem Schlauch. Wer soll da zu Völkermord
aufgerufen haben. Nehmen Sie es mir bitte nicht übel, wenn ich
andere Bücher gelesen habe als Sie.Wenn aber gegen Rechtsradikale scharf durchgegriffen werden
sollte, dann erst nach Jahrzehnten der Nachlässigkeit und
Nachgiebigkeit. Jahrzehntelang war die westliche Justiz
auf dem rechten Auge blind. Heute ist sie es möglicherweise
auf dem linken.>Und schließlich werden im Westen oppositionelle Politiker bei Bedarf auch >ermordet. Bekannt ist der Fall G. Kaindl, wobei die Mörder mit der >Untersuchungshaft als Strafe für das sich erwischen lassen davongekommen sind.
Den kenne ich nicht.
>Bekannter noch ist der Fall P. Fortuyn, wobei ich Ihre Auffassungen vom >letzten Jahr so interpretiere, daß Sie diese Tat durchaus nicht ohne Vorbehalt >ablehnen. Sie sind sogar so weit gegangen, den bekennenden Homosexuellen, der >ja nicht zuletzt auch die Interessen seiner Minderheit vertreten hat, mit >Hitler zu vergleichen.
Meine Quellen waren unvollständig. Aber Fortuyn ist hier in den
Medien als fremdenfeindlicher Scharfmacher dargestellt worden.
Solche Scharfmacher regieren zur Zeit unter anderem unser
nordisches Nachbarland Dänemark, das seitdem leider nicht
mehr zur früher so weltoffenen und toleranten skandinavischen
Wertegemeinschaft zu rechnen ist.>Es ist sicher schwer, die relativen Vor- und Nachteile des Ostens und Westens, >was die Meinungsfreiheit angeht, objektiv gegeneinander abzuwägen.
Vor allem aber ist es müssig, denn das ist der Schnee von
gestern.>Aber der Westen steht in dieser Frage keineswegs so gut da, wie oft geglaubt >wird.
Meine Formulierung war auch nicht als Lob für den Westen
gedacht. Ich wollte damit nur sagen, dass man das Mundtot-
machen im Westen in der Regel lieber mit Samthandschuhen
durchführt: Totschweigen, Auslachen, mit Seifenopern,
Bundesliga, Schumi und dem üblichen Berliner Politkarneval
überschreien ...... Wie in Orwells Animal Farm, wo die
Schafe immer alle kritischen Äusserungen überblöken mussten.>Was ich im Internetz unternehme, könnte durchaus gefährlicher sein als damals >die Diskussion mit den Diplomatiestudenten in Moskau. Hinzu kommt, daß die >Politik des Westens sehr viel destruktiver ist, was bestimmte grundlegende >menschliche Werte angeht. Es fällt daher viel schwerer, dazu zu schweigen.
Glauben Sie eigentlich, ich wüsste das nicht ? Im
Gegentum, Herr JeFra. Mir ist schmerzlich bewusst,
dass der Westen seinen Zusammenbruch noch vor sich
hat, während der Osten sich schon in einer langsamen
Erholungsphase befindet.Und die strukturellen Hintergründe dessen kennen wir
beide.Gruss
Franke
- Re: Nur einige wenige Kommentare JeFra 14.6.2003 05:33 (0)