Re: die Hoffnung stirbt zuletzt..
Geschrieben von Valanice am 23. April 2003 00:26:26:
Als Antwort auf: Re: die Hoffnung stirbt zuletzt.. geschrieben von Hubert am 22. April 2003 22:56:56:
Hi Hubert,
>Du hast noch nicht den panoramatischen Blick ;-)
Aber auch keinen Silberblick :-)
> Ich bringe jetzt mal ein etwas krasses Beispiel dafür,
> wie schnell die Kirche - sozusagen von heute auf morgen -
> revolutionäre Änderungen durchboxen kann, wenn sie will:> ...
> Es hat Johannes XXIII. kurz nach Antritt seines Pontifikats
> im Jahre 1958 nur einen Federstrich gekostet, aus der
> Karfreitagsliturgie des Jahres 1959 die Passage "für die
> perfiden Juden und Heiden" zu streichen.Und traf damit den Zeitgeist. Antisemitismus war gerade megaout. So eine Änderung kostet keinen Schmerz und rennt offene Türen ein. Andersherum, wäre die Bemerkung vorher nicht dort gewesen, hätte er sie nicht einführen können.
> Ebenso geht Johannes Paul II. vor. Wer dieses Pontifikat
> aufmerksam verfolgt hat, der sieht doch, dass der Papst
> Sachen durchgeboxt hat, die vor 25 Jahren undenkbar waren.Theologen sprechen daher auch von einem Pontifikat der Restauration. Wer diesen Papst hingegen noch genauer beobachtet, stellt fest, daß er sich entwickelt. Und die Entwicklung ist positiv. Zwar mag sein klares Wort beispielsweise zur Interkommunion nicht allen schmecken, ich finde es gut. Die Gründe sind vielschichtig, und sie dienen der Oekumene. In diesem Punkt wird ein konservativer (bewahrender) Standpunkt vertreten, statt einem Zeitgeist zu folgen, der sich morgen vielleicht nicht bewährt. Denn so ein Schritt ist irreversibel.
So wie Handkommunion und Volksaltar irreversibel sind. Ob wir das gut finden, oder nicht, das wird in den meisten Gemeinden, und die betrifft es, nicht angenommen werden. Das funktioniert dann folgendermassen:
Ministrantinnen waren zu Beginn des Pontifikats von JPII nicht verboten. Sozusagen Grauzone. Noch vorher waren sie undenkbar, aber schon 1978 gab es bereits viele, und es wurden immer mehr. Papst Paul hatte vergessen (?) sie zu verbieten bevor es welche gab. 1980 hat unser Papst dies nachgeholt, aber da war es schon zu spät. Die Ministrantinnen, die schon im Dienst waren durften bleiben, neue nicht hinzukommen. Interessiert hat das aber dann nur den Herrn Pfarrer G. in M., der in seiner Not, Rom und den Mädchen gerecht zu werden, diese zu "Gottesdiensthelferinnen" gemacht hat. In alle andern Pfarreien gab es irgendwann mehr Ministrantinnen wie Ministranten. Rom hat das Verbot wieder aufgehoben.
Was ich damit sagen will: Gegen den Zeitgeist kommt die Kirche nur dort an, wo sie niemals mitgeschwommen ist.
Was Du über prunkvolle Kirchen schreibst, kann ich bestätigen. Nur findet man heute schlecht Architekten, die noch einen schönen Barokbau hinkriegen, jede Zeit hat ihren Stil, und der jetzige ist greislich.
Valanice
- Re: die Hoffnung stirbt zuletzt.. Hubert 23.4.2003 08:54 (0)