Zwischenfall in Fernost

Geschrieben von Swissman am 16. November 2000 20:59:56:

Der "Telegraph" meldete gestern, dass es russischen Jagdbombern Mitte Oktober dreimal gelungen sei, sich dem Träger "USS Kitty Hawk" unbemerkt zu nähern, und ihn im Tiefflug zu überfliegen - In einem realen Kampfeinsatz hätte dies die Versenkung der Kitty Hawk, bedeutet!
Ein Flugzeugträger ist an sich eines der bestverteidigten Ziele, die man sich vorstellen kann - zumal der Träger ja nicht allein umherkreuzt, sondern von einer ganzen Trägerkampfgruppe (im Falle der Kitty Hawk sind dies gegenwärtig 15 Schiffe) begleitet wird. Diese dienen nicht zuletzt dazu, den Luftschirm der trägergestützten Jäger zu ergänzen und nach menschlichem Ermessen dicht zu machen. Da die meisten der Begleitschiffe über eigenes Radar verfügen, und in entsprechendem Abstand einen Kordon bilden, ist es so gut wie unmöglich, das Radar zu unterfliegen - nach unterschreiten einer gewissen Mindestdistanz zum Radar werden nämlich auch Tiefflieger angezeigt. In jedem Fall verbliebe noch eine gewisse Vorwarnzeit, um Gegenmassnahmen einzuleiten. Gegenmassnahmen, sprechen wir es offen aus, heisst in diesem Fall, den Tiefflieger abzuschiessen!
Es ist durchaus möglich, insbesondere bei schwerem Seegang, dass der Kordon kleine Schlupflöcher aufweist, durch welche ein Tiefstflieger durchschlüpfen könnte. Zudem macht es die moderne Waffentechnik möglich, bereits in Höhe der Begleitschiffe eine Rakete auf den Träger abzufeuern. Unter anderem deshalb muss IMMER mindestens eine AWACS-Maschine über dem Operationsgebiet patrouillieren! AWACS (Luftgestütztes Radar) lässt sich nämlich nicht unterfliegen, da das Gefechtsfeld im Gegensatz zu normalem Radar von oben beleuchtet wird. Der Luftraum um eine Trägerkampfgruppe ist für die restliche Luftfahrt an sich immer gesperrt (Ausnahme: Luftstrassen der Zivilluftfahrt). Wird er verletzt, so passiert folgendes: Werden 125 nautischen Meilen Abstand zum Träger unterschritten, schickt die Leitstelle Abfangjäger los, die das Flugzeug abfangen, identifizieren und begleiten. Kurz vor Erreichen der 25-Meilen-Zone wird der Pilot über Funk gewarnt. Wird die Warnung missachtet, erfolgt eine zweite Warnung, wobei Gewalt angedroht wird. 15 Meilen vom Träger entfernt würde die Leitstelle die Eskorte anweisen, den Eindringling zu bekämpfen.
Wenn es den Russen nun also gelungen ist, den Abwehrgürtel der Kitty Hawk zu penetrieren, so gibt es dafür genau zwei Erklärungen: Entweder, es befand sich zum Zeitpunkt der "Angriffe" kein AWACS in der Luft, und zusätzlich hätten die Controller am Radarschirm alle schlafen müssen... dies würde eine solche Grobfahrlässigkeit darstellen, dass wir es mit grösster Sicherheit ausschliessen können - andernfalls müsste gegen die Verantwortlichen umgehend ein Verfahren vor einem Kriegsgericht eingeleitet werden - insbesondere, da sich der Vorfall ja noch zweimal wiederholt hat!
Bleibt Alternative 2 übrig: Die russischen Flugzeuge wurden vom Radar nicht geortet, weil sie vom Radar nicht geortet werden können, d. h. sie verfügen über Stealth-Technologie! Dies wird durch die Feststellung, dass es sich bei den "Angreifern" um gewöhnliche Suchoi-Jagdbomber gehandelt habe, überhaupt nicht entschärft, im Gegenteil: Dies bedeutet, dass es den Russen möglich ist, ein normales Flugzeug mit Stealth-Eigenschaften zu versehen - die Konsequenzen kann sich wohl jeder selbst ausmalen...
Tatsächlich ist dies technisch durchaus möglich: In den USA verkauft eine Firma sogenannte Cenosphären - mikroskopisch kleine Kugeln aus einem keramischen Werkstoff. Nachdem diese Kugeln mit Silber bedampft wurden, verfügen sie über die Eigenschaft, Radar- und Infrarotstrahlung zu absorbieren. Nach Angaben des Herstellers genügt es, diese Cenosphären der Farbe beizumischen, um ein Flugzeug fast völlig "unsichtbar" zu machen...

mfG,

Swissman


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