Re: Die Welt wackelt in den Fugen - nochmals zur Auswanderung ... und mehr ...

Geschrieben von H.Joerg H. am 22. Februar 2003 00:17:52:

Als Antwort auf: Die Welt wackelt in den Fugen - nochmals zur Auswanderung ... und mehr ... geschrieben von Eisbär-Crew am 21. Februar 2003 21:11:45:

N´abend Eisbären!

So fanden sie sich also zusammen, denn alleine packten sie es nicht die Hürden zu meistern, die Klippen zu umschiffen, um sich den Gefahren (real oder eingebildet?) Aug um Aug zu stellen. Jeder hatte seinen Partner/Partnerin irgenwann einmal gefunden, die Liebe fürs Leben, die ihm/ihr Kraft und Stärke verlieh zum gemeinsamen Meistern des ihnen auferlegt geschenkten Schicksals, um dem Leben einen Sinn zu geben, einer Berufung folgend. Wegen mir gerne.

Wer jetzt annimmt ich würde Reue zeigen müssen, in dem man sich an mir an einem winzigen Ausschnitt dessen hochzieht, in diesem Fall meine zunächst einzig und alleine an Simon gerichtete Antwort auf seine Frage, wer denn im Fall der Fälle für eine Landesverteidigung noch in Frage komme, wenn "jeder" Lebewohl sagt, um woanders auf der Welt einen Neuanfang zu wagen, den muss ich enttäuschen.

Nachdenklich habe ich die Reaktionen verfolgt, die auf meine "bitterbösen und beleidigenden" Beiträge eingingen, heute Nachmittag. Ja, schön ist es da mit der Bezeichnung Schizophren geadelt zu werden - zwischen Genie und Wahnsinn ist bekanntlich nur ein schmaler Grat. Da kann man zum Wanderer zwischen den Welten werden. Gerade ich, mit den immer wieder von meiner Seite aus erlebten einschneidenden außergewöhnlichen Vorgängen konfrontiert, die mich bis zum heutigen Tage niemals zu einem freien Menschen werden ließen. Einem Menschen, der auch Gefühle hat, und doch nie in eine Beziehung treten konnte, um zu lieben, zu lachen oder ein Gefühl von Verbundenheit zu spüren.

Vielleicht liegt meine durchtriebene Art ab und zu in meinen unwürdigen Beiträgen
(nicht jeder sieht es so-wohlgemerkt) verfasst, darin, dass man mich mal als Kind in einen Busch zog, oder man mir ebenfalls als Kind ein Messer an den Hals setzte, oder ich auch ohne diese Kinkerlitzchen mehrfach dem Tode entronnen bin, dass nicht auch nur ein Moment der Angst in mir aufkeimen konnte den Dingen, die da kommen - oder auch nicht.

Vielleicht bin auch ich gerade deshalb ein Geschöpf im traumatischen Wandel, der den Menschen nichts mehr positives abgewinnen kann. Zu viele Enttäuschungen haben mich für meine Außenwelt knallhart werden lassen, und undurchschaubar dazu. Wäre ich nicht so, längst läge ich unter der Erde! Vielleicht kann ich mich nicht mehr fallen lassen, mich öffnen für die schönen Seiten des Daseins, die es ja gibt, und von denen ich immer gerne kostete.

Den Geschmack der Welt kosten, andere Kulturen, Menschen und Länder, dortige Gewohnheiten und vor allem einer stetigen Hilfsbereitschaft in jenen Gefilden zu begegnen, die auch ich schon sehr lange in Deutschland vermisse, suchte ich durch den Eintritt in die Marine. Außer der Ostsee (zu Zeiten des kalten Krieges noch), als vor uns russische U-Boote auftauchten, und wir keinen Hass entwickelten, sondern uns zuwinkten, und uns einfach nur für einen Moment, wenn auch nachdenklich daran erfreuten, oder 6 Wochen England (aufgeschlossene Menschen durch alle Generationen hindurch den Deutschen gegenüber eingestellt!), und 2 Wochen Norwegen/Stavanger , sprangen dabei neben kleineren Touren nicht heraus.

Als junger Mensch jedoch eine ganze Menge, nie wurden "wir deutschen Marineangehörigen" blöde als Nazi´s oder Krauts verschrien. Nein, das Leben an Bord und bei Landgängen machte man sich schon gegenseitig unter Deutschen schwer. Sei es durch die vielen Drogenabhängigen an Bord, die versuchten Selbstmörder, oder der schlimmste Fall vor Portland/England, als ein Sabotageakt eines Heizers beinahe den Zerstörer hoch gehen ließ. Der Deutsche ist der Schuldige im Rudel, egal wo er auftaucht, nie wird er die Barbarenkeule aus der Hand legen können, und sich noch gegenseitig dabei an die Gurgel springen.

Die Ursachen, warum es in Deutschland so oder so nicht ist, erspare ich mir, denn es langweilt mich, kotzt mich an, ekelt und widert mich an, noch näher darauf eingehen zu wollen. Und Jahre der Erklärungen die ich darüber abgab, warum und weshalb, verstoßen wurde im eigenen Land, ließen auch mich verstummen.

Ja, ich habe meine depressiven Phasen, und diese bestimmen mein Leben mit. Denn ich bin äußerst sensibel, lebe nur aus meinem Unterbewusstsein, lasse aber keine Menschenseele mehr an mich heran - und so wird es bleiben bis ans Ende meiner Tage.

Schön auch die liebevolle Bezeichnung des "Sozialhilfeempfängers und Co.", auf mich gemünzt. Köstlich. Dabei habe ich die Millionen gerade alter und hilfloser Menschen im Land vor Augen, die sich schämen zum Sozialamt zu gehen, und nicht einmal diese paar Mücken in Anspruch nehmen, oder Kleidergeld, oder Heizkostenzuschuss um etwas besser über Runden zu kommen. Ein Affront erster Güte ist es diesen Menschen aufzuzeigen, das sie am besten doch abtreten sollten von der Lebensbühne - sozial verträglich, versteht sich.

Ich bin kein Sozialschmarotzer, lebe von einer bescheidenen Rente, die es mir gar ermöglichen könnte, ebenfalls dieses Land zu verlassen. Der Laden meiner Ur-Ur-was weiß ich-Eltern existiert seit über 160 Jahren, mein Bruder führt ihn nun, und in dieser langen Zeitspanne mit mehreren bestialischen Kriegen lagen ganz andere Herausforderungen, denn heutige Möglichkeiten "das Weite zu suchen" sind ja gar nicht mit denen dieser Zeiten in Einklang zu bringen.

Ausbezahlen also könnte ich mich lassen, dazu den Teil des Hauses verkaufen in dem ich lebe, und könnte "Federn in die Luft blasen" - irgendwo...

Und diesen Gedanken trage und trug ich immer in mir, die Zelte abzubrechen, abzuhauen. Und wie bereits erklärt, nicht aus Furcht vor den bösen Prophezeiungen, die ich selbst in mir trage. Was soll ich fliehen, was für eine Existenz denn aufbauen? Alleine ist man eben hilflos - auch in der Heimat. Meine "Freunde" hatten irgendwann ihr "Vater, Mutter Kind Geschwür" entwickelt, sind in Städte gezogen, die Kontakte also abgebrochen, weil ich es so wollte. Angepasste Biedermänner bleiben angepasste biedere Typen - wohin sie auch gehen mögen.

Bei Arkomedt kann ich verstehen, dass er sauer auf mich ist, hatten wir doch einen regen Austausch. Aber ich kann mich einfach nicht auf Dauer einem Menschen anvertrauen, es schnürt mich zu, verlangt zu viel von mir ab. Immer war und bin
ich in solchen Bindungen versucht, herauszufinden, was ein Mensch von mir will.
Das geht bei mir einfach nicht mehr-Sorry!

Substanzielles oder neue Erkenntnisse konnte ich durch diesen Beitrag nicht bieten. Auch darin tue ich mir schwer im Forum, denkt doch mancher, wenn er mich liest nur an irgendwelche dubios geäußerten Visionen von mir. Auch das kostet Kraft, Erwartungshaltungen gerecht zu werden - ich bin diesem Druck nicht immer gewachsen, gehe dann in die Offensive, damit man mich in Ruhe lässt, oder beantworte einfach keine Beiträge.

Um Verständnis will ich gar nicht bitten, etwas reumütig waren meine Worte jetzt doch - ohne den Bückling dabei zu machen. Haben einige die mich angifteten auch nicht verdient! Ich habe in meinem Leben einfach keine klar strukturierte Linie, kein Lebensziel. Und vor allem kann ich auf "wohlgemeinte" Ratschläge aus allen Ecken verzichten, wie ich meinem Leben einen neuen Sinn verleihen könnte. Ich bin schon lange leer. Meine Jahreszahl fürs biologische Ableben kenne ich, also auch zwecklos, mich auf einen Freitod hinzuweisen. 80 Jahre könntens werden, leider liegen dazwischen noch 44 Jahre, davon werden viele nicht schön werden - so oder so.

Aber im kollektiv netten Deutschland, wo jeder für den anderen da ist, werden daraus selbstverständlich 44 wundervolle Jahre erwachsen;-)

Gehabt euch wohl - wo auch immer...und nur an die gerichtet, die es ehrlich mit einem meinen!

Jörg

So, genug gelabert...natürlich um Widersprüche bemüht gewesen, und keinem in den Allerwertesten zu kriechen versucht...

Ach ja, der Tipp einen Psychiater aufzusuchen, Wikking, ist bei mir sinnlos. Als ich meine wohlverdiente Rente einreichte, musste ich diese Prozeduren mehr als nötig über mich ergehen lassen. Hat mir damals Spaß gemacht, konnte ich den Affen und Wortverdrehern doch noch so vieles beibringen!





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