Re: Den Vergleich wollte ich auch bringen, aber anders

Geschrieben von Burgwart am 14. Februar 2003 13:02:35:

Als Antwort auf: Den Vergleich wollte ich auch bringen, aber anders geschrieben von franke43 am 14. Februar 2003 11:29:39:

Hallo franke43,

Zunächst mal vielen Dank für Deine fundierte Antwort. In diesem Forum merkt man eben gleich wer belesen ist oder wer nur schwafelt. Deine Beiträge, v.a. dein profundes historisches Wissen: Einfach toll!

Nun zu deinem Posting:

Ich glaube nicht, dass die USA auf derselben Seite
steht wie die von Dir und Hubert favorisierte
katholische Kirche. Der Papst meint das im Moment
auch nicht.

Richtig, der Papst und die USA stehen zur Zeit wahrlich nicht auf einer Stufe, da der Hl. Stuhl in anderen Zeiträumen denkt und handelt als ein US-amerikanischer Konzern oder die US-Regierung. Fakt ist aber auch, dass der Hl. Stuhl keine uneingeschränkte Solidarität mit den Schröders dieser Welt übt, wie sehr diese auch immer für den Frieden aus eigenen Interessen schreien. Der Hl. Stuhl hat immer das Gesamte im Auge: Alle Menschen sind Kinder Gottes und für diese muss der Papst als Stellvertreter Christi auf Erden sorgen, was sich vielfältig äußert. Z.B. jetzt konkret darin, dass ein Krieg gegen den Irak kontraproduktiv für die Missionierung der arabischen Länder wäre. Dass Saddam kein Friedensengel ist, weiss auch der Papst. Dass es aber auch in Deutschland nicht gerade zum Besten bestellt ist für die Christen unter Rot-Grün (Homoehe, Abtreibungsrecht etc.) weiss er auch.

Die Komintern existiert doch längst nicht mehr.
Was - und hier erwarte ich eine sachliche Antwort -
ist an Sozialpädagogen schlecht ? Die erledigen
eine wichtige Aufgabe. Sollen all diese katitativen
Aufgaben wieder von Ordensleuten erledigt werden ?

Die klassische Komintern exisiert tatsächlich nicht mehr, aber ihre Methoden der Unterwanderung und des Kirchenkampfes, des Kampfes gegen die christliche Familie, ungezügelte sexuelle Freiheit usw. (Stichwort von Olaf Scholz: Lufthoheit über die Kinderbetten) gibt es sehr wohl noch.
Gegen Sozialpädagogen habe ich nichts. Nur: Woran es uns in Deutschland mangelt sind Eliten. Eliten sind hier verpönt. In Amerika gibt es sie sehr wohl. Schon Nietzsche schrieb, dass der Mangel an geistigen Eliten für ein Land der Anfang vom sicheren Untergang ist, weil dann der Massenmensch das Steuer übernimmt und was rauskommt, das zeigt PISA. Natürlich soll nicht jeder wissen, was in Kants Kritik der reinen Vernunft steht, darauf kommt es nicht an, aber die führen, die sollten schon mehr wissen als das, was in einer roten Gesamtschule verbraten wird.

Welche Freiheit ? Die Freiheit des Geldes und der
Aktienportfeuilles oder die Freiheit der wirklich
aus Fleisch und Blut bestehenden Menschen ?

Adenauer, glaube ich, sagte einmal, dass die Freiheit ihm wichtiger wäre als alles andere. Mit Freiheit meinte er die "Freiheit-zu". Die Freiheit zur freien persönlichen Entfaltung. Auch in der katholischen Soziallehre spielt die Freiheit eine wesentliche wichtigere Rolle als in sozialistischen Konzepten.

Richtig, darum geht es. Und deshalb ist die USA der
falsche Weltpolizist, denn dort akzeptiert man genau
wie im alten Rom nicht mehr, dass auch wir "alten
Griechen" in Europa kraft unserer reichen Kultur
und Geschichte (und auch ohne viele Legionen) ein
historisch gewachsenes Anrecht auf UNSEREN gesunden
Patriotismus haben. Folge: Unfreiheit - Graecia
capta, das gefangene Griechenland. Sollen wir als
Haussklaven bei den neuen Römern die Kinder in
Rhetorik und Philosophie unterrichten, wie das
die alten Griechen mussten, als das alte Hellas zur
römischen Provinz verkam ?

Was du zur Zeit in Deutschland siehst, ist kein Patriotismus, sondern ein subtiler Antiamerikanismus. Es geht nicht um denn Irak bei uns, es gibt ein Problem Deutschlands zu den USA. Antamerikanismus sucht sich immer ein anderes Kostüm, mal ein sozialistische, mal ein patriotisches. Wenn Leute auf einer Friedensdemo mit einer SU-Fahne in München rumlaufen, dann sind das alles andere als Patrioten. Was Schröder zur Zeit macht, das ist billiges "Deutschland Hurra" Geschrei aus Kaiser Wilhelms Zeiten nur unter umgekehrten Vorzeichen.

Richtig, aber was hier wenig beachtet wird: die
islamischen Länder sind längst dabei, das selber
und auch ohne Lehrmeisterei aus USA oder Europa
¨für sich zu entdecken. Gestern habe ich zu dem
Thema einen hervorragenden Expertenvortrag gehört.
Nur: "wir" im Westen lassen diese Leute nicht ums
Verrecken ihren eigenen Weg in die Freiheit gehen.
Womit wir wieder im Kolonialzeitalter wären bzw.
bei der römischen Provinzialpolitik.

Da hast du Recht, die islamischen Länder sind auf dem richtigen Weg. Wichtig ist jetzt vor allem, dass di Saudis, in ihre Schranken gewiesen werden. Sie nicht die USA halten die islamischen Länder von einem Weg des gemäßigten Islam ab.

Einfache Überzeugungsarbeit aus einer ehrlichen
Gesinnung heraus hätte das viel eher zuwege
gebracht. Aber dann muss man glaubwürdig handeln
und das Gepredigte auch vorleben, und nicht wie
die Briten in ihrem ehemaligen Mandatsgebiet
unbeliebte Königshäuser installieren.
Mag sein. Wir haben nicht das Recht, den Lebensraum
(ein gefährlicher Begriff) anderer uralter und
gewachsener Kulturen einfach in einem Spiel zu
verplanen. Die Menschen dort haben ihre ganz
ureigenen und unantastbaren rechte als politische,
kulturelle, religiöse und historische Subjekte.
Der Irak ist zwar eine neuzeitliche Staatsgründung,
aber errichtet auf dem alten Gebiet des Babylonischen
Reichs (Chaldäa) und des sumerischen Gebiets. Also
auf einem der ältesten Kulturräume der Menschheit.
Das sollte so Emporkömmlingen wie denen jenseits des
Atlantik ein Mindestmass an Respekt abringen, denn
verglichen mit dem dortigen Kulturraum sind sogar
wir Europäer erst vorgestern von den Bäumen geklettert.

Wenn es nur so ein wäre, Franke43. Ist es aber leider nich. Du siehst schon wie schwierig es ist, im Osten unseres geliebten Vaterlandes, selbstständiges Denken einzuführen, nach dem die Leute 40 Jahre lang gegängelt, bevormundet und wie unmündige Kinder behandelt wurde. Eine Schwierigkeit und sie schreien nach Vater Staat. Stell dir das mal vor, die Amerikaner wären so... Noch viel schlimmer ist es in Ländern die Jahrhunderte hinduch durch den Islam abgebremst wurden und der zum Ende der von dir zitierten Hochkulturen beigetragen hat. Noch heute gibt es in Ägypten Strömungen, die die Pyramiden lieber heute als morgen abreisen würden. Das liegt daran, dass der Islam nichts neben sich vertragen kann. Also in gewisser Weise muss vom Westen nachgeholfen werden, dass Kurs gehalten wird.

Ich weiss nicht, ob ich Dich richtig verstanden
habe. China ist atheistisch, weil es in China nie
eine dominierende Staatsreligion gegeben hat.
Deshalb war der atheistische linke Materialismus
dort besonders leicht einzuführen. China hat
nichts, wozu es zurückkehren könnte, denn der
Konfuzianismus ist bekanntlich nur eine
Staatsphilosophie und keine Religion.

China ist eine riesige Hegemonialmacht. Noch schläft der Drache und sammelt Kräfte, was aber wenn er aufwacht? Ich möchte bezweifeln, dass der Amur die endgültige Grenze Rußlands im Fernen Osten bleibt und on die USA Asia-Pacific als Handelszone wird behalten können. Warten wir's ab. Es ist noch zuviel offen.

Gruß
Burgwart



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