Noch einiges dazu

Geschrieben von franke43 am 14. Februar 2003 14:16:37:

Als Antwort auf: Re: Den Vergleich wollte ich auch bringen, aber anders geschrieben von Burgwart am 14. Februar 2003 13:02:35:

Hallo Burgwart

Aus dem Religforum bist Du mir - neben Hubert - als ein
aufrechter Katholik bekannt. Wo ich stehe, das weisst Du
ebenfalls. Ich frage längst nicht mehr nach Jude oder
Grieche, nach links oder rechts.

>>Ich glaube nicht, dass die USA auf derselben Seite
>>steht wie die von Dir und Hubert favorisierte
>>katholische Kirche. Der Papst meint das im Moment
>>auch nicht.

>Richtig, der Papst und die USA stehen zur Zeit wahrlich nicht auf einer Stufe, >da der Hl. Stuhl in anderen Zeiträumen denkt und handelt als ein US->amerikanischer Konzern oder die US-Regierung.

Wenn aber die US-Regierung unter Missbrauch des Namens Gottes
sich daran macht, viel wertvolles Porzellan zu zerschlagen,
das in mühevoller Kleinarbeit entstanden ist - was dann ?
Muss man dann nicht laut herausschreien, dass es nicht Gottes
Sache ist, die die USA da vertritt ? Es darf heute keine
Politik des "Deus-lo-vult" mehr geben.

>Fakt ist aber auch, dass der Hl. Stuhl keine uneingeschränkte Solidarität mit >den Schröders dieser Welt übt, wie sehr diese auch immer für den Frieden aus >eigenen Interessen schreien.

Wer ist Schröder im internationalen Zusammenhang ? Um beim
Porzellan zu bleiben: Schröder könnte ja nicht mal einen
Nachttopf zerschlagen, ohne sich die Hände zu verletzen.

>Der Hl. Stuhl hat immer das Gesamte im Auge: Alle Menschen sind Kinder Gottes >und für diese muss der Papst als Stellvertreter Christi auf Erden sorgen, was >sich vielfältig äußert. Z.B. jetzt konkret darin, dass ein Krieg gegen den >Irak kontraproduktiv für die Missionierung der arabischen Länder wäre.

Jeder Krieg, der nicht die strengen Bedingungen des Katechismus
erfüllt, ist mit die schwerste Sünde, die ein Entscheidungs-
träger auf sich landen kann. Denn jeder moderne Krieg ist -
auch - Völkermord durch die sogenannten Kollateralschäden.

>Dass Saddam kein Friedensengel ist, weiss auch der Papst.

Richtig. Weitere denkbare "Engel des Todes" wären Baschar el Assad,
Chamenei (der wirkliche Machthaber im Iran), King Jong Il, aber
auch Bush+Blair, falls die beiden in den nächsten 2 Wochen durchdrehen.
Mir ist die Blixmethode lieber, auch wenn sie langsam und alles
andere als ein "blixt" (Blitz) ist.

Ausserdem: mit welchem Recht verlangt die USA, dass kleine Länder
ihre Massenvernichtungswaffen abschaffen, wenn die USA selber
riesige Arsenale solcher Waffen besitzt ? Wasser predigen und
Wein saufen kommt nie gut an. Und auch das Quod-licet-Iovi-
non-licet-bovi ist innerhalb der Völkergemeinschaft auf die
Dauer nicht zulässig. Gleiche Massstäbe und gleiche Augenhöhe für
alle muss die Richtschnur rechten Handelns sein und bleiben.

>Dass es aber auch in Deutschland nicht gerade zum Besten bestellt ist für die >Christen unter Rot-Grün (Homoehe, Abtreibungsrecht etc.) weiss er auch.

Nicht nur in Deutschland. Aber warum reibt Ihr Katholiken Euch
imemr an Missständen auf, wo tröpflesweise und im Kleinen
gestorben wird, wenn wir nicht mal die riesigen Todesursachen
wie Krieg, Bürgerkrieg, Hungerkatastrophen und Krankheits-
epidemien (AIDS, Ebola) verhindern können ?

>Die klassische Komintern exisiert tatsächlich nicht mehr, aber ihre Methoden >der Unterwanderung und des Kirchenkampfes, des Kampfes gegen die christliche >Familie, ungezügelte sexuelle Freiheit usw. (Stichwort von Olaf Scholz: >Lufthoheit über die Kinderbetten) gibt es sehr wohl noch.

Da wäre jetzt aus historischer Sicht vieles zu sagen. Es soll mal
Zeiten gegeben haben, in denen viele Nonnenklöster in Wirklichkeit
Bordelle gewesen sind. Ich kann momentan keinen Beleg anführen.
weiss aber, dass das belegbar ist.

>Gegen Sozialpädagogen habe ich nichts. Nur: Woran es uns in Deutschland >mangelt sind Eliten. Eliten sind hier verpönt. In Amerika gibt es sie sehr >wohl. Schon Nietzsche schrieb, dass der Mangel an geistigen Eliten für ein >Land der Anfang vom sicheren Untergang ist, weil dann der Massenmensch das >Steuer übernimmt und was rauskommt, das zeigt PISA. Natürlich soll nicht jeder >wissen, was in Kants Kritik der reinen Vernunft steht, darauf kommt es nicht >an, aber die führen, die sollten schon mehr wissen als das, was in einer roten >Gesamtschule verbraten wird.

Jetzt sage ich dir mal was. Hier in Skandinavien gibt es auch
keine "Eliten" in dem Sinne, wie Du meinst. Und aus demselben
Streben nach der égalité heraus. Aber trotzdem waren es die
Schüler aus den finnischen und schwedischen Gesamtschulen,
die in der PISA-Studie gut abgeschnitten haben. Die Finnen
am besten. Ich sehe es an meinem Sohn: das, was er in der
Shule lernt, ist gut und fundiert - und vielseitig.

>>Welche Freiheit ? Die Freiheit des Geldes und der
>>Aktienportfeuilles oder die Freiheit der wirklich
>>aus Fleisch und Blut bestehenden Menschen ?

>Adenauer, glaube ich, sagte einmal, dass die Freiheit ihm wichtiger wäre als >alles andere. Mit Freiheit meinte er die "Freiheit-zu". Die Freiheit zur >freien persönlichen Entfaltung. Auch in der katholischen Soziallehre spielt >die Freiheit eine wesentliche wichtigere Rolle als in sozialistischen >Konzepten.

Ich weiss, was du meinst. Aber die Freiheit-zu, nämlich zu
Eigeninitiative, entwickelt sich am besten, wenn das damit
verbundene Risiko kalkulierbar ist. Wer sich verspekuliert
oder aufs falsche Pferd setzt, sollte wenigstens nicht
riskieren, rein physisch der Gefahr des Verhungerns und
Erfrierens ausgeliefert zu werden wie im wildesten Tierreich.
Jede gute humane Gesellschaft hat Mechanismen eingebaut,
die allen Mitgliedern der Gesellschaft, auch den Gestrauchelten,
zumindest die physische Existenz sichert. Ohne die Freiheit-von,
nämlich die Freiheit von den unmittelbaren Bedrohungen gegen
das Leben selbst (Obdachlosigkeit, keine Sozialhilfe) ist die
Freiheit-zu (z.B. zu unternehmerischer Initiative) wertlos.

Auch Jesus wollte zweierlei:

Dass wir mit unserem Pfund wuchern, also die Gaben, die
Gott in uns gelegt hat, auch nutzen

Und dass wir sicher sind vor dem rein physischen Umkommen
durch Verhungern, verdursten oder Erfrieren wegen der
"Nichtzuständigkeit" der Gesellschaft ringsum

Die Bibelzitate bleibe ich jetzt schuldig.

Hier im total durchregulierten europa fehlt aber leider
tatsächlich viel von der Freiheit-zu. Jeder noch so kleine
Mist braucht x-erlei völlig überflüssige behördliche
Genehmigungen. Auch hier in Schweden ist es so, aber
wie uns Wikking versichert hat, soll es in Norwegen
lockerer sein.

>Was du zur Zeit in Deutschland siehst, ist kein Patriotismus, sondern ein >subtiler Antiamerikanismus.

Vielleicht kann Patriotismus in deutschland nur noch wachsen,
wenn sich das Land gleichzeitig vom früheren "Befreier"
emanzipiert. Wir sollten eins nicht vergessen:

Für jedes wirklich souveräne Land ist die Stationierung
fremder Truppen auf dem eigenen Territorium ein Affrond,
also eine Beleidigung, und damit höchstens eine Notlösung.
In Schweden wäre z.B. die dauerhafte Stationierung fremder
Truppen egalvonwoher völlig indiskutabel. Da müsste man
schon vorher formell um Waffenhilfe gebeten haben.

>Es geht nicht um denn Irak bei uns, es gibt ein Problem Deutschlands zu den >USA. Antamerikanismus sucht sich immer ein anderes Kostüm, mal ein >sozialistische, mal ein patriotisches.

Ist es denn richtig, wenn unsere ehemaligen Ableger in
Transatlantien sich inzwischen als unsere Lehrmeister
aufspielen ? Wer sind die denn, und wer sind bzw. waren
wir ? Du hast die Kritik der reinen Vernunft zitiert.
Ist die vielleicht von einem Amerikaner geschrieben ?
Ich bezweifle, ob sich dieses Werk überhaupt in eine
andere Sprache übersetzen lässt. Viele denkstrukturen
sind eigentlich Sprachstrukturen. Viele Völker können
schon deshalb nicht in allem so denken wie wir, weil
deren sprachliche Ausdrucksmöglichkeiten das nicht
zulassen. Und umgekehrt ist es ebenso.

>Wenn Leute auf einer Friedensdemo mit einer SU-Fahne in München rumlaufen, >dann sind das alles andere als Patrioten. Was Schröder zur Zeit macht, das ist >billiges "Deutschland Hurra" Geschrei aus Kaiser Wilhelms Zeiten nur unter >umgekehrten Vorzeichen.

Entschuldige, wenn ich als Auslandsdeutscher nicht
jeden Furz mitkriege.

>Da hast du Recht, die islamischen Länder sind auf dem richtigen Weg. Wichtig >ist jetzt vor allem, dass di Saudis, in ihre Schranken gewiesen werden. Sie >nicht die USA halten die islamischen Länder von einem Weg des gemäßigten Islam >ab.

Nein, wichtig wäre die islamischen Länder selber machen
zu lassen. Der Heilige Stuhl kann ja in seiner diskreten
Weise kontrollieren, dass die gesamtrichtung die
richtige bleibt.

Aber mit dem Wahhabismus ist natürlich kein Blumentopf
zu gewinnen.

>>Das sollte so Emporkömmlingen wie denen jenseits des
>>Atlantik ein Mindestmass an Respekt abringen, denn
>>verglichen mit dem dortigen Kulturraum sind sogar
>>wir Europäer erst vorgestern von den Bäumen geklettert.

>Wenn es nur so ein wäre, Franke43. Ist es aber leider nich. Du siehst schon >wie schwierig es ist, im Osten unseres geliebten Vaterlandes, selbstständiges >Denken einzuführen, nach dem die Leute 40 Jahre lang gegängelt, bevormundet >und wie unmündige Kinder behandelt wurde. Eine Schwierigkeit und sie schreien >nach Vater Staat. Stell dir das mal vor, die Amerikaner wären so...

Das besorgt der Generationswechsel.

>Noch viel schlimmer ist es in Ländern die Jahrhunderte hinduch durch den Islam >abgebremst wurden und der zum Ende der von dir zitierten Hochkulturen >beigetragen hat. Noch heute gibt es in Ägypten Strömungen, die die Pyramiden >lieber heute als morgen abreisen würden. Das liegt daran, dass der Islam >nichts neben sich vertragen kann. Also in gewisser Weise muss vom Westen >nachgeholfen werden, dass Kurs gehalten wird.

Vielleicht muss ja auch nicht in der ganzen Welt alles genau
so wie bei uns gemacht werden. Vieles, was hier entstanden
ist, hat sich ja auch als Irrtum herausgestellt und lässt sich
nur wegen der Trägheit des Systems (Interessensgruppen) nicht¨
korrigieren, besonders die hemmungslose Verschwendungssucht.
Uns im Westen ist jegliches Masshalten verlorengegangen.

>China ist eine riesige Hegemonialmacht. Noch schläft der Drache und sammelt >Kräfte, was aber wenn er aufwacht? Ich möchte bezweifeln, dass der Amur die >endgültige Grenze Rußlands im Fernen Osten bleibt und on die USA Asia-Pacific >als Handelszone wird behalten können. Warten wir's ab. Es ist noch zuviel >offen.

In China hat der Drache den Frieden symbolisiert, nicht den
Krieg. China hat eine Gleichgewichtsgrenze erreicht. Dabei
sind einige nichtchinesische Gebiete geschluckt worden, wie
Tibet und Sinkiang. Aber wenn man sich die 4000 Jahre chinesische
Geschichte anschaut, ist China öfter durch Invasionen von aussen
bedroht worden (Mongolen, Mandschu, Japaner) als es nach aussen
hin angegriffen hat. Und China ist nach dem eigenen Verständnis
das reich der Mitte (Tschung Kuo), also ist jeder Schritt der
Expansion ein Schritt weg vom Zentrum. Ich glaube, die wären
mit einer friedlichen Wiedervereinigung mit Taiwan zufrieden.

>Gruß
>Burgwart

Auch Gruss

Franke 43



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