Re: Beeinflussung von Weissagungen durch pers. Wünsche - Klerusproblem

Geschrieben von BBouvier am 08. Februar 2003 19:21:30:

Als Antwort auf: Re: Beeinflussung von Weissagungen durch pers. Wünsche - Klerusproblem geschrieben von Baldur am 08. Februar 2003 19:02:38:


Lieber Baldur!

Bitte,nimm es doch der armen Katharina nicht krumm, dass sie gern katholisch ist. Ich bin ja nun auch nicht gerade ein Anhänger von starren Dogmen, aber ich glaube, was die Frau ausdrücken wollte, war:
In der Neuen Zeit seid ihr Anfechtungen ausgesetzt, die schädlich für eure Seelen sind. Und: ob materialistscher Kommunist oder Kapitalist-- hat diese einfache Frau nicht ein wenig recht?...

Herzliche Grüsse, Dein

BB


>Mittlerweile sieht sie NUR noch drohende Gefahren--besonders für sich selbst-- so dass sich überhaupt nicht mehr sagen lässt, ob das, was sie so meint, nur eigene Ängste sind oder Schauungen.
>>Ich habe sie als Quelle total abschreiben müssen.
>>BB
>Hallo, Bernhard,
>vorhin hab ich mal wieder in einem Bekh-Buch geblättert, und die klerikal gefärbten Weissagungen (katherina aus dem Ötztal, irgendwelche polnischen Priester , Handwercher usw.) erscheinen mir schlicht irgendwie von Wunschträumen und Angstphantasien aus dieser religiösen Lebenssituation heraus geboren. Mithin als nicht authentisch und irrelevant (sorry, ich kann nicht anders).
>Ich habe vorhin ebenfalls in einem Nachlaß aus einem Kleriker-Haushalt geblättert, weil ich ein bestimmtes Foto gesucht habe - aus dem Verwandtschaftskreis gibt, besser gab es einen solchen Klerikerhaushalt, ein sogenannter Geistlicher mit seiner Pfarrersköchin.
>Jede Menge Erinnerungsstücke an die damalige Lebenssituation von ca. 1900 bis 1960.
>Mir fiel auf, daß die damalige Situation in Niederbayern völlig anders ist als unser heutiges Dasein, das fängt mit der unvorstellbaren Armut der leute an, geht über die gesellschaftliche Feudalstruktur (Pfarrer, Lehrer, Apotheker, Bürgermeister, Rest Fußvolk) bis hin zur Bildung.
>Obwohl es statt Straßen bloß Feldwege a la Soldat Schwejik gab, die *ähem* Häuser, nein, Behausungen, Preßluftschuppen waren mit Schwamm bis unters Dach, obwohl die Leute kaum Bildung hatten und de facto null Ersparnisse, so gab es doch eine unangefochtene Elite : die der Kleriker und deren Umfeld.
>So waren die einzigen intakten Häuser die ? ---------klar, die Pfarrhäuser.
>Die hatten immer zu essen dort, und anständige Kleidung (*gut betucht*).
>Sozial waren sie die einzig gebildeten, ein Bürgertum gabs damals in dieser Gegend eigentlich nicht, selbst die Realschulen entstanden erst durch kleriker-induzierte Gründungen, von Gymnasien ganz zu schweigen. Bildung gabs nur wo ? -------im Priesterseminar.
>Aber dort vorbildlich, also musisch, literarisch, sprachlich, künstlerisch, technisch, sozialkundlich.
>Was ich aus meiner eigenen Erinnerung an damalige gespräche in diesem Haushalt weiß, ist die Einstellung, man sei was besseres, und, die Arbeiter und Co. seien minderwertig und würden heute frech.
>Ein vollwertiger Mensch mußte zwar nicht katholisch sein, aber unbedingt gebildet.
>Daß diese minderwertigen dafür sorgten, daß der Laden lief, zählte nicht.
>Fairerweise muß ich sagen, daß im Pfarrhausgarten auch selbst was angebaut wurde, seitens der Pfarrersköchin, während sich der Geistliche der Muse hingeben konnte.
>Der Lebensstandard war weitaus höher als der allgemeine Durchschnitt und ließ sich am höchsten Bürgertum messen.
>Jetzt komm auf einmal eine Zeit, in der diese Vormachtstellung gefährdet scheint, in der die Pfründe schwinden, auch die entgegengebrachte Hochachtung und der Dünkel.
>Wäre es nicht nachvollziehbar, daß sich diese Kreise an die gute alte Zeit ihrer Allmacht und Privilegien zurückwünschten ?
>Wieso sonst die ganzen Mahnungen, bleibt mir katholisch . Die Begründung, weil der kath. Glaube der einzig Wahre vor einem rächenden Gott sei, erscheint mir (bekanntlich bekennender Ketzer) reichlich fragwürdig. Die absolute Mehrheit der Weltbevölkerung ist nicht katholisch und dennoch ethischen Überlegungen verhaftet.
>Der ganze rote Faden von Buße, Schuld, Rache, Strafe, Sünde, Weltgericht bildet doch geradezu das Gerüst aller Prophezeiungen, mit Ausnahme der Feldpostbriefe, die erstmals einen vollkommen anderen, eher logisch zugänglichen Ansatz anbieten, den der Planung nämlich.
>Nochmal, das ganze Hingestarre auf ein Weltengericht, das die bösen Ungläubigen (nein, es muß ehrlicherweise heißen, andersgläubigen und Nichtuntertänigen) hinwegfege, ist nur der jüdisch-christlichen Religion zueigen, die fernöstlichen Kulturen kennen dies nicht.
>Mir scheint es verwegen, daß allein aus einem kleinen Landstrich heraus die einzig wahre Weltenherrschaft hervorzugehen habe, während alle andersgläubigen im gnädigsten Falle irrelevant seien und alles dem eigenen Endzeitglauben eines zürnenden Jahwes unterworfen sein soll.
>Es sei denn, frei nach Mister Bean, sie hätten Recht. Was meinen Vorstellungen von Gerechtigkeit nicht entspräche. Aber was solls. Das tut manches nicht und ist trotzdem so.
>beste Grüße vom Baldur dem Ketzer



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