Re: Geismar und Konstantinopel. Christentum, Islam, Heidentum, Atheismus.

Geschrieben von Swissman am 15. Dezember 2002 22:31:50:

Als Antwort auf: Geismar und Konstantinopel. Christentum, Islam, Heidentum, Atheismus. geschrieben von Zetountis am 15. Dezember 2002 01:01:55:

Hallo Zetountis,

Die Vorstellung, ein Priester könne einfach so in eine Kriegergesellschaft eindringen, das Heiligtum entweihen und die dadurch tief beeindruckten Heiden würden sich dann, ohne weiteres taufen lassen, scheint mir, offen gesagt, etwas naiv - die beschriebene Vorgehensweise dürfte im Allgemeinen der sichere Weg zum Märtyrertum sein... Es sei denn, es käme ein weiterer Faktor hinzu: Das Eingreifen eines Engels, der die Heiden daran hindert, den Priester zu töten, wäre eine Möglichkeit, die aber im konkreten Fall ausscheidet, da dies ansonsten mit absoluter Sicherheit überliefert worden wäre.

Eine andere, wahrscheinlichere, Variante wäre, dass der Vorgang (augenscheinlich verbunden mit der Anweisung, nichts dagegen zu tun und auf die Lehren des Mannes zu hören) den germanischen Priestern bereits zu einem früheren Zeitpunkt prophezeit worden wäre, und man lediglich noch auf das Eintreffen der Vision wartete. Eine solche Prophezeiung hätte durchaus nicht unbedingt Allgemeingut gewesen sein müssen - es scheint mir sogar, ganz im Gegenteil, wahrscheinlich, dass die germanischen Priester sie als Geheimwissen behandelt und für sich behalten hätten. Bedauerlicherweise wird man dies jedoch, mangels schriftlicher Quellen (in heidnischen Mysterienkulten wurde das Geheimwissen so gut wie immer ausschliesslich von Lehrermund zu Schülerohr überliefert) vermutlich nicht mehr mit letzter Sicherheit beweisen oder widerlegen können.

Tatsache scheint hingegen zu sein, dass der Heilige St. Patrick in Irland als erstes die Fianna-Druiden (eine spezielle Art Druiden, die zugleich Krieger des Hochkönigs waren) bekehren konnte, weil das Christentum sich in weiten Teilen mit der geheimen Lehre der Fianna-Druiden deckte (u. a. verehrten die Fianna einen einzigen Gott, von dem der restliche keltische Pantheon lediglich seine verschiedenen Aspekte verkörperte).

mfG,

Swissman





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