NewEconomy...

Geschrieben von Zet am 05. August 2001 14:04:29:

Hallo!

Die NewEconomy ist (meiner Meinung nach) definitiv am Ende
und wird - sofern die Pessimisten recht haben - auch die klassische
"alte" Wirtschaft mit in den Abgrund reißen.

Führende Wirtschaftsforscher und Bänker haben die Hosen gestrichen voll.
Gerade in Welt am Sonntag gelesen:

>Angst am Mainhattan steigt

Nach New York und London starten Investmentbanken nun auch in Frankfurt ihr Notprogramm

Von Ulrich Reitz

Frankfurt - Für die Investmentbanker von Goldman Sachs sind die besten Zeiten vorbei. Flogen sie bislang bis zu zweimal pro Woche zur Europa-Zentrale nach London, ist das künftig nur alle zwei, drei Wochen der Fall. Dort angekommen, steigen sie in die U-Bahn. "Das Taxi ist zu teuer", sagt ein Goldman-Banker.

Kein Einzelfall. Weil die Börsen am Boden sind und es auch sonst wenig Firmenfusionen und Übernahmen gibt, drehen die Bankhäuser den Geldhahn zu. Lange Zeit konnten sich die Deutschland-Dependancen der weltweit tätigen Banken gegen den globalen Abschwung stemmen. Während die Banken in New York und London mit Entlassungen auf die sinkenden Erträge reagierten, schien die Situation in Frankfurt entspannt. Doch die Stimmung dreht.


Während hochrangige Investmentbanker von ernsthaften Problemen nichts wissen wollen und lediglich die "Optimierung interner Abläufe" eingestehen, sieht es hinter den Kulissen anders aus. Die Akteure schalten heimlich auf Notprogramme um - und sparen, wo es geht. Mitarbeiter werden entlassen, Neueinstellungen eingeschränkt, Dienstreisen gestrichen, Investitionen vertagt.


Kein halbes Jahr ist es her, da verteilten Investmentbanker noch Jubel-Parolen. Die Steuerreform, Finanzminister Hans Eichel sei Dank, werde für das Geschäft mit Fusionen und Firmenübernahmen einen neuen Rekord auslösen. Umsätze und Boni würden bald wieder nach oben schnellen.


Daran glaubt niemand so recht mehr. Das Gerücht von einer "deutschen Sonderkonjunktur im Investmentbanking" sei Quatsch, sagt ein ranghoher Investmentbanker in Frankfurt. Die Finanzwelt sei eng vernetzt und global: "Läuft das Geschäft in Amerika und England schlecht, bekommen wir das auch in Deutschland zu spüren." Einzig die vergleichsweise geringe Zahl der Investmentbanker, die es in Deutschland gibt, halten die Banken vor einer allzu großen Kündigungswelle ab. "Wenn man sich von zu vielen Mitarbeitern trennt, besteht die dass man nicht mehr genügend Leute findet, falls der Markt wieder nach oben geht."


Kein echtes Motiv. Denn schon jetzt macht die Branche von Aufhebungsverträgen, wie man den Rauswurf vornehm nennt, eifrig Gebrauch. "Wir waschen die Underperformer heraus", sagt einer, der die Kündigungen unterschreiben muss - und deshalb die Kündigungswelle mit einer "Qualitätsoffensive" vergleicht. Auf Deutsch: Die Schwächsten werden die Ersten sein, die das Schiff in unruhiger See verlassen müssen.


"Die Stimmung ist eisig", beschreibt ein J.-P.-Morgan-Banker das Klima am Main. Der Mann, der gemeinsam mit fünf weiteren Kollegen im Neuer-Markt-Team der Investmentbank J. P. Morgan für Geschäft sorgen sollte, sucht seit dieser Woche einen neuen Job. Es war Dienstagabend kurz vor 18 Uhr, als dem Banker in der Nähe der Frankfurter Börse der Anruf ereilte. Und damit seine Kündigung.


Vor einem Jahr sah seine Zukunft noch anders aus. Für viel Geld wurden er und seine Kollegen von der Dresdner Bank herausgekauft. Heute liegt der Neue Markt brach. Strömten im ersten Halbjahr des vergangenen Jahres 109 Unternehmen in das Wachstumssegment der Frankfurter Börse, schleppten sich im ersten Halbjahr 2001 gerade noch 19 Firmen auf das Parkett.


Der Gang zurück zur Dresdner Bank ist dem Aktienexperten versperrt. Seitdem bekannt ist, dass Dresdner Kleinwort Wasserstein nicht an die Börse geht, sondern in den Allianz-Konzern eingegliedert wird, setzt auch bei seinem Ex-Arbeitgeber das große Köpferollen ein. 1500 Mitarbeiter, das wurde dieser Tage bekannt, werden dort auf die Straße gesetzt. Zu gering der Erfolg, zu hoch die Kosten.


Während das Geschäft mit Anleihen sehr gut läuft, machen die schleppende Konjunktur und dümpelnde Aktienkurse der Branche immer mehr Kopfzerbrechen. "Wir schreiben fast nur noch Konzepte und gehen auf Kundenbesuch", schildert ein Investmentbanker der Frankfurter Goldman-Sachs-Dependance seinen Arbeitsalltag. Statt im bequemen Ledersessel der Business-Class sitzen die Banker immer häufiger in den kargen Besprechungsräumen - und tauschen sich mit ihren Kollegen per Telefon und Video aus. Selbst das Managing Directors Meeting findet bei Goldman mittlerweile auf dem Fernsehschirm statt.


Schlechte Stimmung auch bei der Commerzbank: "Das Desaster ist groß", sagt ein Mitarbeiter, der seit zwei Jahren für Pfandbriefe zuständig ist. Dabei soll dieser Geschäftsbereich derzeit noch der profitabelste sein. Es sei nicht absehbar, so der Mann, ob und wann der Aufwind kommt. Das Geld werde zurzeit fast ausschließlich im Handel mit Risikopositionen verdient.


Und wann ist die Krise vorbei? Selbst führende Investmentbanker heben die Schultern. Bis es so weit ist, treten sie weiter auf die Kostenbremse. Und suchen nach neuen Strategien. Wie etwa die Deutsche Bank, die ihr Firmenkundengeschäft mit dem Investmentbanking immer enger verzahnt - und damit den Service für Kunden erhöhen und gleichzeitig Kosten senken will.

Man müsse das Problem an der Wurzel packen, sagte diese Woche Deutsche-Bank-Chef Rolf Breuer. "Außer dicken Füßen" brächten Economy-Flüge nicht viel. >

Soviel hierzu.

Vielleicht werden wir die Jahre 1998 bis 2001 irgendwann einmal verfluchen.

Gruß
Z

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