Re: Entschuldigung für Vertreibung und Enteignung

Geschrieben von Peter Pan am 04. August 2001 07:16:12:

Als Antwort auf: Re: Entschuldigung für Vertreibung und Enteignung geschrieben von NLMDA am 04. August 2001 02:08:03:

>Werden übrigens entsprechende Deutsche, Finnen, Polen etc. auch entschädigt? Für Zwangsarbeit, Vertreibung und Enteignung während und nach dem 2.WK? Ich bin es langsam Leid, das Unrecht immer nur einseitig gesehen wird. Zumindest eine symbolische Entschädigung/Entschuldigung und die Aufhebung von Vertreibungsdekreten sind doch wohl das Mindeste!
>Mal eine knallharte Meinung von mir: Irgendwann muss auch mal Schluss sein!
>Muss ich mich mit 70 immer noch bei der Ur-Ur-Enkelin entschuldigen, für das, was vor 108 Jahren in Deutschland passierte?
>Wenn man Wunden immer wieder aufreisst, dann können sie nicht heilen.
>Das ist nicht von mir, sondern von einem alten, weisen Mann, der in Auschwitz war.

Tut mir leid, aber das sehe ich anders. Mir geht es vor allem um den Ausgleich von Schuld. Wunden können nur heilen, wenn die Wahrheit auf den Tisch kommt und die Schuld angenommen wird. Das ist mehr oder minder gut in Deutschland nach dem 2. wk passiert. Wir können (und müssen) zu dem stehen, was vor 56 Jahren in Deutschland passiert ist. Wer aber versucht alles unter den Teppich zu kehren, ignoriert das Leid der Opfer und schafft die Grundlage für die Wiederholung.
Was mir sauer aufstößt ist also nicht die Verdrängung hier in Deutschland, sondern die auf der anderen Seite. Wenn in Polen, Tschechien, Kaliningrad, Russland etc. immer noch die Deutschen als die einzigen Täter gesehen werden und die eigenen Taten schlicht ignoriert oder sogar noch gerechtfertigt werden, ist das schlicht unakzeptabel. Wenn heute noch Statuen von Stalin oder Mao stehen, dann läuft einiges schief.
Niemand wird ernsthaft eine Rückgabe der deutschen Ostgebiete fordern wollen, ebensowenig wie die Polen ihre ehemaligen Ostgebiete von Weißrussland zurückbekommen werden etc.. Aber diese "Gabe" muss energetisch ausgelichen werden durch Anerkennung. Dies könnte z.B. durch eine symbolische Entschädigung und/oder Entschuldigung geschehen. Immerhin sind dadurch ca. 20 Millionen Menschen betroffen gewesen, davon überlebten 3 Mio. die Vertreibung nicht. D.h. 1/4 der Bevölkerung der BRD haben einen Vertreibungshintergrund. Das sich das faktisch auswirkt, kannst Du z.B. in Familienaufstellungen feststellen.
Mir fällt das besonders dadurch auf, das meine Familie aus dem Ausland kommt und dort solche Vertreibungen nie stattgefunden haben. Beobachte doch mal, wie unsicher und mißtrauisch in Deutschland bis heute viele Menschen sind.
So weit erstmal.
Viele Grüße
Peter Pan

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