Re: In eigener Sache - WICHTIG
Geschrieben von Swissman am 10. Dezember 2002 13:54:06:
Als Antwort auf: In eigener Sache - WICHTIG geschrieben von franke43 am 09. Dezember 2002 11:15:22:
Hallo Franke,
Ich fürchte, Du hast da etwas gründlich missverstanden: Es liegt mir fern, Dich einen "Idioten" zu nennen - ich habe lediglich darauf aufmerksam gemacht, dass viele, von ihrer Sache zumeist ehrlich überzeugte, Idealisten (Friedensbewegung, Globalisierungsgegner, Umweltschützer, etc.) von den Kommunisten als "nützliche Idioten" im Sinne Lenins angesehen werden, die man fallweise zur Förderung eigener Interessen einzusetzen versucht. Lenin bezog sich, als er den Begriff prägte, konkret auf die Anhänger Kerenskis, die für ihn den Zaren gestürzt hatten, um anschliessend ihrerseits von den Bolschwisten gestürzt zu werden, sowie auf westliche Kapitalisten, die mit den Sowjets Geschäfte machten und machen würden.
Weder Kerenski noch seine Anhänger hatten im Sinn, Lenin an die Macht zu bringen, vielmehr wollten sie Russland die Demokratie bringen - nichtsdestotrotz trug deren erfolgreiche Februar-Revolution massgeblich dazu bei, Lenin den Weg an die Macht zu ebnen.
Wohl die wenigsten Kapitalisten, die mit dem Osten Geschäfte machen, hegen Sympathien für den Kommunismus - ihr "Ideal" heisst Geld. Trotzdem fördern sie natürlich die Ausbreitung des Sowjetsystems.
Lenin wollte damit zum Ausdruck bringen, dass nicht nur Kommunisten der Ausbreitung des Kommunismus' dienen können und sollen - vielmehr sollten die Kommunisten jede Hilfe annehmen, die sie bekommen sollten, und sich, wenn nötig, verstellen. Dabei brachte Lenin seinen wissentlichen und unwissentlichen "Verbündeten" keineswegs etwa Respekt entgegen - er verachtete sie vielmehr zutiefst, bezeichnet sie sogar öffentlich als Idioten. Dass Kerenski's Anhänger, soweit sie sich nicht rechtzeitig absetzen konnten, umgebracht wurden, versteht sich, angesichts der den Roten eigenen Menschenverachtung, schon beinahe von selbst...
Übrigens unterstützte bereits Karl Marx aus demselben Grund den Freihandel: Nicht etwa, weil er ihn für vorteilhaft hielt, sondern gerade weil er davon überzeugt war, dass dieser die Armen noch ärmer und mit ihrem Schicksal unzufriedener mache, was den Ausbruch der Weltrevolution fördern sollte. Laut Marxens Schriften ist die Förderung eines möglichst ungehemmten Freihandels eine objektiv kommunistische Handlung, da dieser die Widersprüche des Kapitalismus' auf die Spitze treibt und demzufolge dessen Zusammenbruch wesentlich beschleunigt.
Einen Grund, mich zu entschuldigen, sehe ich daher durchaus nicht, ich habe ja nur auf die kommunistische Sicht der Dinge aufmerksam gemacht. An Deinem Idealismus habe ich keinen Moment gezweifelt, ich kenne Dich doch schliesslich schon lange genug.
>Eine Bewegung, der ich beitrete, kann nicht kommunistisch
>unterwandert sein. So blöd bin ich nicht, dass ich das
>nicht merken würde.Offenbar ist in diesem Fall aber genau dies passiert - die kommunistische Subversion muss ja keineswegs flächendeckend bis zur Basis erfolgen. Es genügt vollauf, wenn die Vordenker und die massgeblichen Organe, die über den Kurs von ATTAC entscheiden, unterwandert sind. Nach dem "Kaugummimodell" genügt dazu u. U. bereits eine sehr kleine, aber umso lautere und entschlossenere Minderheit ("Avantgarde in der Avantgarde"). Die Basis lässt sich dann subtil im kommunistischen Sinne einsetzen, ohne dies selbst (in den meisten Fällen) zu bemerken...
Folgendes steht fest: Der neue Präsident von ATTAC ist ein prominenter Kommunist. Dass so ein Mann an die Spitze der Organisation kommen konnte, beweist zweierlei: Zum einen muss es auch im Führungsorgan, das ihn gewählt (ernnant, was auch immer) hat, eine Mehrheit von Kommunisten und Kommunistenfreunden (oder Dummköpfen, die auf die roten Schalmeienklänge hereinfallen) geben. Zum anderen kann es mit dem ATTAC-internen Demokratieverständnis nicht allzuweit her sein - eine Entscheidung von derartiger Tragweite, wie die Besetzung des Präsidentenstuhls, hätte man sonst doch wohl kaum an der Basis vorbei, ohne diese zu befragen oder auch nur zu informieren (Hand aufs Herz: Hast Du vom Führungswechsel gewusst, bevor ich ihn vermeldet habe...?), vornehmen können...
Laut NZZ waren verschiedene lokale ATTAC-Gruppen über die "frohe" Weihnachtsüberraschung alles andere als erfreut, und haben sich deswegen sogar mit sofortiger Wirkung von ATTAC losgesagt. Diese Leute haben meinen vollen Respekt, und ich denke, Du solltest darauf hinwirken, dass ATTAC-Nyköping denselben Schritt vornimmt.
>Die meisten von uns hier befürchten ernsthaft einen
>Dritten Weltkrieg. Seien wir doch dankbar für jede
>Initiative, die diese Katastrophe verhindern will.Das Problem ist, dass die kommunistischen Subversiven den WK3 nur insofern "verhindern" wollen, als sie die "legale" Machtübernahme anstreben. - Ob die Rotfront aber legal oder illegal an die Macht kommt, ist insofern gleichgültig, als Leute wie Du und ich in jedem Fall als "Volksfeinde" masskriert würden! - Eine "legale" Machtübernahme ist insofern sogar noch schlimmer, als sich viele Leute, die man im Falle einer Revolution für den Widerstand gewinnen könnte, meinen, man müsse sich dem "Volkswillen" beugen, und dürfe keinesfalls gegen eine "legal gewählte" Regierung vorgehen... - in diesem Fall ist dies jedoch ein tödlicher Irrtum!
Abschliessend bleibt folgendes festzuhalten: Wo Kommunismus draufsteht, ist immer auch Kommunismus drin. Wo aber etwas anderes draufsteht, kann trotzdem Kommunismus drinsein.
mfG,
Swissman
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- Schon besser formuliert franke43 10.12.2002 15:22 (1)
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