Durch die öden Lande und ein Widerspruch

Geschrieben von Badland Warrior am 02. Dezember 2002 13:36:48:

Als Antwort auf: Optimismus ist ... das Licht am Ende des Tals nicht aus den Augen zu verlieren geschrieben von wikking am 02. Dezember 2002 11:29:05:

Mittelalter

Hallo, Wikking!

Das sehe ich anders. Unsere Spezies befindet sich noch nicht sehr lange auf diesem Planeten. Evolutionär gesehen also gerade mal en Augenzwinkern lang. Da ist noch nicht viel drin.
Ja, es geht ums Kämpfen und Durchkommen, ohne die Hoffnung aus den Augen zu verlieren. Die Hoffnung stirbt zuletzt.

Dennoch denke ich, ist es nüchterner, als auf Transformationen, Schwingungserhöhungen und dergleichen zu hofen, sich erst einmal an das zu halten, was wir haben. Meines Erachtens.
Das heißt für mich:

1. Was sagen Irlmaier, Mühlhiasl, Waldviertler, Erna Stieglitz, Atuka Hé, Tom Brown etc., zu dem, was kommt?
2. Was ist der kleinste gemeinsame Nenner?
3. Wo ist der Bezug zu dem, was aktuell geschieht und belegbar ist?
4. Was muss geschehen, um vom jetzigen Punkt dahin zu kommen, wo die Prophs eintreten?
5. Welche Kenntnisse und Fähigketen habe ich? Wie kann ich sie umsetzen?
6. Wie weit kann ich über meine physischen, psychischen, mentalen und spirituellen Grenzen hinausgehen?
7. Wie haben Menschen in vergleichbaren Situationen bereits gehandelt? Abgleich mit Entwicklungen und Aufzeichnungen nach verglichbaren Katastrophen.
8. Welche körperlichen, logistischen, spirituellen und anderen Möglichkeiten gibt es, um sich vorzubereiten? Ausrüstung, etc.

Da bin ich nüchtern und gebe mich keinen Illusionen hin. Natürlich habe auch ich immer gern ein As in der Hinterhand. Das ist aber etwas anderes. Für Schwärmereien habe ich da keinen Platz.

Weshalb nehme ich an, dass es nach dem Chaos zu einem neuen Mittelalter kommt, wenn wir GLÜCK haben?

Ich illustriere das mal, anhand der obigen Kriterien: Der Rauch hat sich verzogen, in den Städten liegen Trümmer und Leichen, der Regen wäscht die Ruinen aus. Aasfresser feiern Party. Schwelbrände und Minen lauern überall. Einige Irre torkeln durch die Ruinen und verspeisen die weniger Glücklichen, die undekorativ in der Gegend herumliegen. Regen spült giftstoffe aus der Atmosphäre nach unten. Unermüdlich. Harte Winde und Orkane tragen Schlamm und Staub durch die Gegend.

Einige wenige Überlebende haben sich getroffen, einige andere eingesammelt, einigermaßen versorgt. Was werden sie tun? Wohl kaum telepathische Experimente machen. Sie werden sehen, dass sie Unterschlupf finden und was zu FRESSEN!
Einer der Überlebnden ist ein Heimwerker, der Zweite war beim Bund Autoschlosser, der Dritte bei den Panzertruppen der NVA, einer ist ein Bauer, der Vierte war mal Altenpfleger, die anderen fünf Männer haben schon Probleme, mit einem Spaten zurechtzukommen, bis auf den Schlachter. Unter den Frauen eine Greisin, eine Blinde, zwei kleine Mädchen, eine Schwangere, eie ehemalige Nonne und eine ehemalige Prostituierte. Dazu noch zwei Halbstarke, die nun ziemlich kleinlaut sind, aber der eine kann wenigstens mit anpacken. Und zwei weibliche Teenager, die selbst jetzt noch herumzicken, und ein kleiner Junge von vier Jahren. Zu diesem illustren Haufen nix zu fressen, schlechte Laune und nicht gerade die günstigste Ausgangslage.

Was macht man? Erstmal wird die Rudelfolge festgelegt. Man plündert, experimentiert mit Kräutern (iner stirbt davon), man sieht zu, dass man ein Dach über den Kopf bekommt. Ein Dorf wird gefunden. Hier war aber schon die Beulenpest, also weiter. Bis auf Elke, die sich infiziert hat. Kopfschuss. Nächstes Dorf. Auch Fehlanzeige. Ein einsames Gehöft.

Was werden die Leute jetzt wohl tun? Sie werden zusehen, was sie noch irgndwie organisiseren können, werden sich wohl oder übel mit Jagd, Hauasarbeit und Handwerk vertraut machen. Die Nichtskönner werden angelernt, was auch nicht ohne Nerv abgeht., einer dreht ab, verschwindet im Wald und sackt irgendwo im Moor ab. Auslese.
Einer der Halbstarken, ausgerchnet der, der so gut anpacken konnte, bekommt Wundstarrkrampf, krepiert elend. Eine der Frauen wird schwanger, stirbt bei der Geburt. Der NVA-Mann bekommt einen Schlaganfall. Tot. Der rest sieht zu, wie er Tiere jagt oder einfängt, versucht, Gemüse und Kräuter anzubauen, und die Nonne labert nicht nur frommes Zeug, sondern packt mit an. Sie bringt ein gesundes kind zur welt. Andere Zeiten, andere Notwendigkeiten.

Man repariert, was zu reparieren ist, sorgt für Trinkwasser, gräbt Plumpsklogruben, sucht sich die Zecken ab, versorgt Wunden, ackert bis zum Umkippen. Zu Plündern gibt es wenbig, und das reicht kaum zum Überleben. Mancher heult ishc vor hunge rin den Schlaf. Bis endlich nach einem harten Winter und erneutenm Schwund in der Gruppe die Widerstandsfähigsten, die Intelligentesten und die Praktiker übriggeblieben sind. Selbst Bübchen versucht, so gut es geht, mit anzupacken. Und langsam ackert man sich aus Elend, Dreck und Not heraus.
Man findet einen generator, motzt ihn auf, klaut Treibstoff, brennt Alkohol, um ihn zu betreiben. Ein leichtsinniger Mensch geht an Methylvergiftung ein. Lehrgeld. Mit der Zeit merkt man aber, dass die Schrauben ausgehen, dass es keine Glühbirnen mehr gibt, die werkzeuge sich abnutzen, und schränkt sich ein. Die Klamotten zerfallen und zerschleißen, man geht auf Beutezug durch die toten Dörfer und Städte, abr auch das hält nicht lange. Also Pflanzen anbauen für die Kleidungsversorgung. Inzwischen hat man einige Verirrte eingesammelt, die sich den Nachbarshof aufgebaut haben. Irgendwer hat die Masern eingeschleppt, aber alle kommen gut durch. Man fängt wieder an, Tiere zu züchten. Mit Rückschlägen. Ebenso mit der Ackerwirtschaft, ebenso mit Rückschlägen. Jeder wächst über sich selbst hnaus, indem er Grenzen in sich überwindet, um die Arbeit zu schaffen, die ansteht, und bei Verstand zu bleiben. Nach vier Jahren ist nur noch die Hälfte der ursprünglichen Belegschaft dabei, aber viele Kinder und einige Neuankömmlinge, etwa 25 Leute. Wenn da nicht die Tuberkulose wäre. Die überlebenden 12 machen aber weiter, sind resistent, und nach 15 Jahren sieht man eine bäuerliche Gemeinschaft, die auf sehr einfachem Niveau schmiedet, ackert, züchtet, spinnt und näht. Etwa 50 Leute. Sie hatten etwas mehr Glück als viele andere.

Wo es keinen Strom, keine Massenkommunikationsmittel, keinen Kontakt oder nur sporadischen zwischen den einzelnen weit verstreuten Gruppen gibt, und diejenigen, welche weiterreichende Kenntnisse haben, die dann auch anwendbar sind, fast alle tot sind, und das, was übrig bleibt hauptsächlich aus Analphabeten besteht, bis auf die Älteren und diejenigen, welche das Glück haben, einen Menschen dabei zu haben, der sich die Mühe macht, den Kindern Lesen, Schreiben und Rechnen beizubringen, dort sind Implantate und dergleichen mehr als undenkbar, und man ist auch nicht automatisch höherentwickelt. In der Menschheitsgeschichte deutete bisher nichts auf eine Höherentwicklung hin, lediglich auf positive oder negative Auslese und viele Sackgassen. Als Einziges glaube ich, dass durch mündliche Tradierung die Leute etwas umsichtiger werden. Das wäre ein kleiner Fortschritt zum Besseren. Ich glaube nicht an Frequenzerhöhungen oder was auch immer. Es ist weniger so, wie beim Schmetterling und dem Kokon, sondern eher wie bei jemand Schwerkranken, der gerade nochmal Bruder Hein von der Schippe hüpft, um allmählich zu gesunden.
Der technische Stand wird jedoch bestenfalls Mittelalter bis 18. Jahrhundert sein, so weit das möglich ist. Es werden auch wieder Städte entstehen oder neu besiedelt werden, aber später. Und einige werden so weit zurückfallen in der Entwicklung, dass durch völlige Verwirrung, durch Vergessen des alten Wissens und durch Inzucht nach einigen Generationen dumpfe Halbmenschen entstehen, die froh sind, wenn die anderen, die mehr Glück hatten, sie nicht als wilde Tiere abknallen, sondern versuchen, ihnen zu helfen.

Meine Prognose: Innerhalb der ersten Jahre während des Krieges und danach Zurückgang auf 2 Milliarden, innerhalb der folgenden 15 Jahre auf 300 Millionen weltweit. Davon ein Großteil auf mittelalterlichem Niveau, der Rest links und rechts der Spitze entweder auf steinzeitlichem oder vormenschlichem Niveau oder frühes 19. Jahrhundert unter anderen Vorzeichen. Hohe Mutationsrate am Anfang (nicht lebensfähige und eingeschränkt Lebensfähige, diverse körperliche Abweichungen im äußern Erscheinungsbild), später nachlassend. Viel Inzucht. Hohe sterberate, später enpndeln der Geburten und Sterberate, leichte Vermehrung noch später. Stammeswesen, Thinggerichte. Kein plötzlicher Evolutionssprung. Ist im kleinsten gemeinsamen Nenner aller Vorhersagen nicht drin. Dafür Regeneration der Natur, Klimaveränderungen, und größere Achtsamkeit gegenüber dem, was um einen herum ist, größerer Zusammenhalt und die freude an den kleinen Dingen.

Man wird sich arrangieren müssen, so oder so. Aber nicht durch Sprung zum Übermenschen.

Badland Warrior




Antworten: