Re: Was ist Bürgerkrieg?

Geschrieben von Swissman am 01. Dezember 2002 22:36:30:

Als Antwort auf: Re: Was ist Bürgerkrieg? geschrieben von Badland Warrior am 01. Dezember 2002 10:31:26:

Hallo BW,

Ich sehe das in etwa gleich, wie Du. - Konflikstoff ist bereits reichlich vorhanden, und er nimmt auch keineswegs ab... im Gegenteil.

Was noch fehlt, ist ein (oder mehrere) konkreter Anlass, der die Leute dazu bringt, nicht mehr länger die Faust im Sack zu machen, sondern zuzuschlagen.

Um ein historisches Beispiel heranzuziehen, könnte man die Französische Revolution etwas näher betrachten: Am Vorabend der Revolution gab es diverse Gruppen, die mit dem Ancien Régime aus dem einen oder anderen Grund unzufrieden waren, zudem stand der Staat faktisch vor dem Bankrott. All das hätte aber vermutlich nicht genügt, um Köpfe rollen zu lassen. Schliesslich brach jedoch, wie man heute weiss, ein isländischer Vulkan aus, der zu einer Missernte führte.

Für die Landbevölkerung reichte es zwar durchaus, aber es blieb nicht mehr allzuviel übrig, was man an die Städte hätte verkaufen können, sodass der dortige Pöbel den Gürtel enger schnallen musste. Das allein hätte vermutlich bereits genügt, die Betroffenen auf die Strasse zu bringen, aber eine Revolution hat der Pöbel aus eigenem Antrieb noch nie vollbracht - dazu fehlt ihm die Intelligenz. Verschiedene Gruppen, die bereits länger davon träumten, das System zu reformieren oder gleich ganz zu vernichten, nutzten die für sie günstige Gelegenheit, fachten die Wut des Pöbels zusätzlich an, gaben ihm eine Richtung und instrumentalisierten ihn für ihre eigenen Zwecke.

Ein starker König wäre meiner Meinung nach wahrscheinlich in der Lage gewesen, die Revolution bereits frühzeitig niederzuschlagen und seine Macht zu erhalten - zu seinem Unglück war Louis XVI. aber ein ausgesprochen schwacher und unentschlossener Mann, der solange zögerte, Gewalt anzuwenden, bis es dazu zu spät war.

Ich an seiner Stelle, darauf kannst Du Dich verlassen, hätte zu der harten aber bewährten Lösung gegriffen, die bereits Iwan der Schreckliche gegen die Bojaren angewandt hatte - Er stellte sich dumm, lud die Rädelsführer zur Versöhnung mit anschliessendem Festmahl ein, und als alle betrunken waren, betrat seine Leibgarde den Saal...

Louis XVI. hätte die materiellen Mittel dazu durchaus gehabt: Selbst wenn die Armee den Befehl möglicherweise verweigert hätte, blieb ihm immer noch seine treue, beim Feind zu Recht gefürchtete, Schweizergarde, die später bei der Verteidigung der Tuillerien bis zum letzten Mann fiel. - Allein, ihm fehlte die für seinen Beruf nötige Entschlossenheit...


Um ins heute zurückzukehren: Eine Wirtschaftskrise allein genügt nicht, um eine Revolution zu entfesseln. Für Plünderungen, Brandschatzungen, sinnlose Randale etc. genügt sie aber vollauf. Spätestens an diesem Punkt aber werden die kommunistischen Agitatoren aus ihren Löchern herauskriechen, um die Massen entsprechend zu indoktrinieren und sich an ihre Spitze zu stellen.

Kommt hinzu, dass die Regierungen in Westeuropa ihre Unfähigkeit beinahe täglich von neuem beweisen...

mfG,

Swissman





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