Araber, Israelis, Amerikaner und Europäer

Geschrieben von Stefan am 24. Oktober 2000 11:22:34:

Als Antwort auf: Re: Wie geschrieben von franke43 franke43 am 24. Oktober 2000 08:08:56:

Glaubst Du im Ernst, daß Verbrechen dadurch legitimiert werden, daß man behauptet sie wären von einem Gott erlaubt, oder gar befohlen worden?
Im Gegenteil religiös motivierte Verbrecher sind die schlimmsten, weil man kaum damit rechnen kann, daß sie die Falschheit ihres Handelns einmal erkennen werden.
Ich sagte schon des öfteren, daß ich kein Christ bin und ein prinzipieller Gegner aller klerikalen organisierten Religionen. Für mich klingt Deine Argumentation mit dem Alten Testament und dem zornigen Gott eines längst untergegangenen Hirtenvolkes wie purer Hohn.

Auch Deinen Schlußfolgerungen aus den Greueln der Naziherrschaft kann ich nicht zustimmen. Für mich ist die Konsequenz nicht, bedingungslos zu den Nachfahren der damaligen Opfer zu stehen, sondern auf der Seite der heutzutage Unterdrückten und Entrechteten zu sein und für sie einzutreten.

Und willst Du mir widersprechen, wenn ich behaupte, daß die arabischen Nationen unter der Führung Ägyptens, zwar gegen Israel gepoltert haben, den Israelis aber die Hand entgegengestreckt haben. Die Israelis hätten zurück poltern, aber die ausgestreckte Hand ergreifen können. Dies haben sie nicht gemacht. Statt dessen haben sie mit dem Knüppel auf die ausgestreckte Hand der Araber eingeschlagen. Und die USA stellt sich, zumal in der heißen Phase des Präsidentschaftswahlkampfs, einseitig hinter die Israelis. In der EU wird dies schon heute wesentlich differenzierter gesehen. Das die EU sich Israel gegenüber noch relativ freundlich verhält, hat weniger mit schlechtem Gewissen wegen der Schoah zu tun, als mit dem amerikanischen Einfluß in Europa. Wenn die Franzosen das Sagen in der europäischen Außenpolitik hätten, müßten sich die Israelis ganz andere Sachen anhören, Vichy hin oder her. Besonders das amerikanophile England und Deutschland setzen in Europa amerikanische Interessen gegen europäische Interessen durch. Die Amerikahörigkeit Deutschlands hat sicher noch etwas mit dem zweiten Weltkrieg, aber auch mit der nicht ganz unberechtigten Angst vor Angriffen aus dem Osten ohne amerikanischen Schutz zu tun.

Damit Europa sich auf globaler Ebene emanzipieren kann, wie auch rechte politische Kräfte in den USA dies, zumindest im Wahlkampf, fordern, braucht Europa ein gesamteuropäisches Verteidigungskonzept mit einer eigenen interkontinentalen Nuklearstreitmacht. Aber das ist ein anderes Thema.

Gruß
Stefan

P.S. Ich schreibe demnächst hier im Forum, warum ich trotz allem nicht glaube, daß uns ein verheerender dritter Weltkrieg bevorsteht.


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