Re: Araber, Israelis, Amerikaner und Europäer
Geschrieben von franke43 franke43 am 24. Oktober 2000 12:01:26:
Als Antwort auf: Araber, Israelis, Amerikaner und Europäer geschrieben von Stefan am 24. Oktober 2000 11:22:34:
Hallo Stefan
>Glaubst Du im Ernst, daß Verbrechen dadurch legitimiert werden, daß man behauptet sie wären von einem Gott erlaubt, oder gar befohlen worden?
Nein. Nur können wir 3500 Jahre später nicht mehr feststellen, ob die
Israelische Einwanderung in Kanaan wirklich göttlich angeordnet und gelenkt
war oder nicht. Das Buch Josua gehört zwar zum AT, aber nicht zur Thora.
Die neuere Archäologie legt die Vermutung nahe, dass die israelische
einwanderung damals sehr viel friedlicher und über einen längeren
Zeitraum hinweg allmählich erfolgt ist. Auch ohne umfassenden Völkermord.>Im Gegenteil religiös motivierte Verbrecher sind die schlimmsten, weil man >kaum damit rechnen kann, daß sie die Falschheit ihres Handelns einmal erkennen >werden.
Dem stimme ich zu, auch bei den Islamisten.
>Ich sagte schon des öfteren, daß ich kein Christ bin und ein prinzipieller >Gegner aller klerikalen organisierten Religionen. Für mich klingt Deine >Argumentation mit dem Alten Testament und dem zornigen Gott >eines längst untergegangenen Hirtenvolkes wie purer Hohn.
Dieses Hirtenvolk ist nicht untergegangen. Trotz babylonischer Gefangenschaft
und römischer Vertreibung in die Diaspora hat es noch genügend Leute gegeben,
die sich so weit mit dem Hirtenvolk identifiziert haben, dass man sie dafür in
die Gaskammern geschickt hat.>Auch Deinen Schlußfolgerungen aus den Greueln der Naziherrschaft kann ich >nicht zustimmen. Für mich ist die Konsequenz nicht, bedingungslos zu den >>Nachfahren der damaligen Opfer zu stehen, sondern auf der Seite der >heutzutage Unterdrückten und Entrechteten zu sein und für sie einzutreten.
Und wer sind die Unterdrückten ? Die Palästinenser dort ? Ja. Aber die
Israelis ? Sind sie die Unterdrücker, oder müssen sie nach ihren langen
Erfahrungen jederzeit befürchten, auch dort am Ort ihrer Zuflucht und
ihrer Überlieferung beim kleinsten Anzeichen von Schwäche selbst wieder
unterdrückt zu werden ? Meine These: beide Seiten haben Grund zu Besorgnis
und Angst.>Und willst Du mir widersprechen, wenn ich behaupte, daß die arabischen >Nationen unter der Führung Ägyptens, zwar gegen Israel gepoltert haben, den >Israelis aber die Hand entgegengestreckt haben.
Wie ausgestreckt war denn die Hand ? Die meisten ausgestreckten Hände sehe
ich im Zusammenhang mit dem Steinewerfen. Und auch in den Verhandlungen
streckt z.B. ein Arafat die Hand grundsätzlich nur aus, um damit nach
Jerusalem zu greifen.>Die Israelis hätten zurück poltern, aber die ausgestreckte Hand ergreifen >können. Dies haben sie nicht gemacht. Statt dessen haben sie mit dem Knüppel >auf die ausgestreckte Hand der Araber eingeschlagen. Und die USA stellt sich, >zumal in der heißen Phase des Präsidentschaftswahlkampfs, einseitig hinter die >Israelis.
Beide Konfliktparteien wollen Jerusalem für sich haben. Welche der Konflikt-.
parteien hat dabei Zeichen der Kompromissbereitschaft gezeigt, und welche
nicht ? Der Tempelberg ist und bleibt der Stein des Anstosses, denn
bekanntlich ist er Gottes Fussschemel auf der Erde.Und wieder wiederhole ich mich:
Israel war bereit, um den Tempelberg Kompromisse zu schliessen, die für
orthodoxe Juden sehr weit sind. Ein orthodoxer Jude wagt es nicht, den
Tempelberg zu betreten, weil er nicht das Allerheiligste entweihen will.
Gleichzeitig müssen sie aber sehen, dass derselbe Platz des Allerheiligsten
seit vielen Jahrhunderten von Griechen, Römern und später (bis heute) von
Arabern und anderen Muslimen entweiht worden ist. Das passiert bei jedem
Freitagsgebet aufs Neue.Trotzdem wäre Israel bereit zu einem Kompromiss um Jerusalem. Und das,
obwohl Jerusalem der heiligste Platz der jüdischen Überlieferung ist,
aber nur der DRITTHEILIGSTE in der islamischen Überlieferung.Worauf verzichtet ein religiöser Menschleichter: aufs Heiligste oder
aufs Drittheiligste ?Folge: wem könnte man den Verzicht leichter zumuten ?
>In der EU wird dies schon heute wesentlich differenzierter gesehen. Das die EU >sich Israel gegenüber noch relativ freundlich verhält, hat weniger mit >schlechtem Gewissen wegen der Schoah zu tun,
Obwohl es bitter nötig wäre. Nichtvorhandenes Gewissen ist keine
Entschuldigung.>als mit dem amerikanischen Einfluß in Europa. Wenn die Franzosen das Sagen in >der europäischen Außenpolitik hätten, müßten sich die Israelis ganz andere >Sachen anhören, Vichy hin oder her.
Das zeigt nur,dass man sich dort mit seiner Mitschuld nie auseinandergesetzt
hat. Trotz französischem Antisemitismus schon z.B. im Dreyfus-Skandal.>Besonders das amerikanophile England und Deutschland setzen in Europa >amerikanische Interessen gegen europäische Interessen durch. Die >Amerikahörigkeit Deutschlands hat sicher noch etwas mit dem zweiten Weltkrieg, >aber auch mit der nicht ganz unberechtigten Angst vor Angriffen aus dem Osten >ohne amerikanischen Schutz zu tun.
Und die Seher sagen uns, dass diese Angst zu Recht besteht.
>Damit Europa sich auf globaler Ebene emanzipieren kann, wie auch rechte >politische Kräfte in den USA dies, zumindest im Wahlkampf, fordern, braucht >Europa ein gesamteuropäisches Verteidigungskonzept mit einer eigenen >interkontinentalen Nuklearstreitmacht. Aber das ist ein anderes Thema.
>Gruß
>StefanRichtig, das ist ein anderes Thema, das mit Israel nur bedingt zu tun
hat. Bedingt deshalb, weil ja laut etlicher prophetischer Aussagen
der altbekannte Nahostkonflikt zum Mitauslöser des WK3 werden soll.
>P.S. Ich schreibe demnächst hier im Forum, warum ich trotz allem nicht glaube, daß uns ein verheerender dritter Weltkrieg bevorsteht.Würde ich auch gern glauben.
Franke43
- Palästinenser, Israel Johannes 24.10.2000 13:27 (0)