Worte zum Nachdenken

Geschrieben von Evi am 22. Juli 2001 11:09:18:

Hallo Leute,

bei unserem Münchentreffen im April, brachte uns Hans-Ullrich Müller eine Botschaft mit von seinen indianischen Freunden, die sich mit der selben Thematik auseinandersetzen wie wir es hier tun:


Botschaft der Haudenosaunee Onondaga, Ende März 2001-07-16


Liebe unbekannte Freunde aus den Alpen,

Wir haben gehofft mit Euch ein Bündnis zu schließen, doch Trauer ist in unsere Gemeinschaft eingekehrt und hält uns ab, Eurer Einladung zu folgen. Wir bedauern dies sehr. Aus unserer Mitte ist die Frau eines unserer Häuptlinge unerwartet in die andere Welt gegangen. Wir hoffen, dass Ihr Verständnis habt. Wir schicken Euch daher über unseren Freund Claus Biegert die Grüße der Clanmütter und der Häuptlinge der Onondaga, eine der sechs Nationen der Haudenosaunee, der Menschen des langen Hauses.

Ihr trefft Euch, um der Erde zu gedenken, die derzeit viel Leid hinnehmen muss von den Menschenwesen, die sie genährt hat und weiter nährt, ohne zu fragen. Sie nährt diejenigen, die sie schützen ebenso wie jene, die sie zerstören. Wir hoffen, dass Ihre bei Eurem Treffen eines gemeinsames Sinnes seid. Denn es bleibt uns nicht mehr viel Zeit.

Wir bitten Euch dringend, die herrschende Vorstellung von Natur zu überdenken. In der Sprache der Onondaga gibt es kein Wort für Umwelt und kein Wort für Natur. Natur, das
sind wir, wir können uns nicht davon distanzieren. Doch die Menschen der industriellen Gesellschaft fühlen sich der Schöpfung überlegen und sprechen von Naturschutz. Das ist arrogant. Wie kann jemand dem überlegen sein, von dem sein Leben abhängt?

Natur darf nicht Geld bedeuten, Natur muss Leben bedeuten. Natur ist heilig; sie ist die Schatzkammer des Lebenspotentioal der künftigen Generationen. Wir sind verantwortlich für das Wohlergehen der Ungeborenen, denn wir sind ihre künftigen Ahnen. Der Reichtum der Erde muss gerecht verteilt werde. Sonst ist immer Krieg. Wenn wir auf diesem Planeten weiterleben wollen, müssen wir alle unsere Fähigkeiten zusammenbringen, um den Krieg zu beseitigen. Die hohen Militärausgaben der Weltmächte sind grotesk, sie sind eine Bejahung der Gewalt.

Wir dürfen nicht vergessen: Wir sind alle Reisegefährten auf dieser Erde. Die westliche Gesellschaft muss endlich die Priorität auf lebenserhaltende Systeme legen und von ihrer Bindung an materielle Güter Abschied nehmen. Spiritualität sollte unser Fundament sein.

Wenn ihr Euch trefft an diesem Wochenende in den Bergen Österreichs, wer von Euch spricht für die vierbeinigen und geflügelten Wesen? Wir dürfen sie nicht vergessen und uns für höherstehend halten, denn wir sind letzten Endes nur Teil der Schöpfung. Wenn wir uns treffen, hat auch der Adler seinen Platz. Denn unser Platz ist irgendwo zwischen dem Berg und der Ameise. Wir bitten Euch, allen nicht-nemschlichen Lebewesen ein Stimme zu geben.

Menschen machen Gesetzte. Wer sie bricht, wird bestraft oder auch nicht. Es ist Menschengesetzte. Viele Leute sind dauernd dabei, Gesetz zu umgehen. Sie vergessen, dass es noch ein anderes Gesetz gibt: das Gesetz der Schöpfung. Wir nennen es auch das natürliche Gesetz. Dieses Gesetz gilt überall. Das natürliche Gesetz hebt Menschengesetze auf. Es kennt keine Richter und Geschworenen und keine Anwälte, man kann sich nicht herausreden oder freikaufen.

Es ist eines der Gesetze der Natur, dass man alles rein halten muss. Besonders das Wasser. Das Wasser rein zu halten, ist eines der ersten Gesetze des Lebens. Wer Wasser zerstört, zerstört Leben. Das natürliche Gesetz bestraft uns, wenn wir den gesunden Menschenverstand nicht mehr einsetzen. Denn Gift in Trinkwasser zu schütten widerspricht dem gesunden Menschenverstand. Zwar kann ein Parlament ein Gesetz verabschieden, das so eine Tat erlaubt, aber für das Gesetz der Schöpfung ist Euer Menschengesetz ohne Bedeutung.
Das Gesetz der Natur wird Euch treffen und zwar hart. Ihr könnt ihm nicht entkommen.
Wenn Ihr das Wasser tötet, tötet Ihr das Leben, das von ihm abhängt, Euer eigenes mit eingeschlossen. Das ist Naturgesetz. Wer die Erde nicht respektiert, zerstört sie. Der Mensch glaubt manchmal, er sei zum Besitzer, zum Herrscher erhoben worden. Das ist ein Irrtum.
Er ist nur ein Teil des Ganzen. Seine Aufgabe ist die eines Hüters, eines Verwalters, nicht die des Ausbeuters. Als Reisende auf diesem irdischen Dasein haben wir Verantwortung, nicht Macht. Wir wünschen Euch für Euer Treffen einen klaren Verstand und die Weitsicht, die wir heute so selten finden.

Onen!

Audrey Shenandoah
Secretary of the Onondaga Naton im Namen aller Eingeladnenen



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