Re: Unruhen

Geschrieben von Ismael am 20. November 2002 15:26:43:

Als Antwort auf: Unruhen geschrieben von Reaktor am 20. November 2002 13:56:17:

>Unser bedeutendster Historiker warnt „Die Geduld der Deutschen ist am Ende“
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>Berlin – „Bürger, auf die Barrikaden!“ Unter diesem Titel veröffentlichte der renommierte Historiker und Politikwissenschaftler Professor Arnulf Baring (70) gestern in der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ einen flammenden Aufruf an die Deutschen.
>Barings Fazit: Staat und Regierung sind am Ende, das Volk muss endlich aufbegehren, mit „Revolten“, „Aufständen“, „massenhaftem Steuerboykott“. BILD veröffentlicht Auszüge der streitbaren Thesen des Vordenkers („Machtwechel")
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>...Steuerlügen
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>„Dieser Umgang mit dem Staatsvolk erbost. Wofür halten uns die Leute, die uns repräsentieren? Selbst Unmündige darf man nicht hinters Licht führen. Fundamentale Weichenstellungen der Republik sind schon seit vielen Jahren himmelschreiend unsozial für die kommenden Generationen. (...) Was soll man von Parteien, was von Politikern halten, die trotz dieser astronomischen Staatsverschuldung mit zwölf (!) Nullen das offene Wort zu den Wählern scheuen, die wahre Lage verschweigen.“
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> ...Wohlstand
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>„Selbst Kindern ist inzwischen bewusst, dass Deutschland seit langem im steten Niedergang ist, der sich 2002 gewaltig beschleunigt hat und große Unruhe auslöst, weil keinerlei Aussicht besteht, unter den herrschenden Verhältnissen unserer Konsensgesellschaft die zunehmende Stagnation zu überwinden, die Situation des Landes zu stabilisieren. Für das Notwendige mag man den längst verschlissenen Begriff der ,Reform‘ nicht mehr in den Mund nehmen. Es geht um etwas Selbstverständliches, Banales, nämlich endlich um die Einsicht, dass Deutschland schon lange chronisch krank ist, wir seit drei Jahrzehnten über unsere Verhältnisse gelebt haben und daher kräftig sparen, die Ansprüche aller Gruppen und Schichten eine Zeit lang reduzieren müssen.“
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> ...Entmündigung der Bürger
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>„Wir brauchen dringend mehr Wettbewerb, überall und allenthalben, an und zwischen Schulen, Universitäten, Ländern, Kommunen. Nur wenn uns diese Wiederbelebung der Selbstständigkeit und Eigenverantwortung gelingt, hat Deutschland eine Chance der Erneuerung, um unsere Zukunft als führende, leistungsstarke Industrienation für unsere Kinder und Enkel zu sichern. Wir sind doch in unserer langen Geschichte mit ungleich größeren Herausforderungen fertig geworden!“
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> ... abgehobene Politiker
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>„Man darf sich nichts vormachen: Nicht nur die Regierung ist, wenige Wochen nach ihrer Wiederwahl, innerlich bereits am Ende – auch wenn sie sich mit Flickschusterei, mit Minimallösungen, die das Debakel aufschieben, eine Weile noch durchhelfen kann. Deutschland ist auf dem Wege in eine westliche ,DDR light‘. Ein Symptom dieser Entartung ist die Tatsache, dass rund achtzig Prozent unserer Abgeordneten aus dem öffentlichen Dienst, aus den Gewerkschaften kommen. Im Bundestag sitzen unter 600 Abgeordneten bestenfalls ein Dutzend, die wirklich etwas von Wirtschaft verstehen. Ein bürokratischer Apparat lenkt seinen Staat ohne klare ordnungspolitische Vorstellungen, ohne je die Welt gesehen, ohne je eigene Erfahrungen im Wirtschaftsleben machen zu müssen: eine drohnenhafte Herrschaftskaste. Der mittlerweile immer raschere Verfall wird, wenn sich die Bürger nicht aufrappeln, schon deshalb fortschreiten, weil nicht nur Rotgrün, sondern auch Schwarzgelb mehr und mehr energielos in sich zusammensacken.“
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> ... die Wut der Wähler
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>„Goethe meinte ganz zu Recht, das größte Bedürfnis, die tiefste Sehnsucht der Mitmenschen sei eine mutige Regierung. Die Geduld der Deutschen ist, wenn nicht alles täuscht, am Ende. So wie bisher geht es auf keinen Fall weiter. Die Situation ist reif für einen Aufstand gegen das erstarrte Parteiensystem. Ein massenhafter Steuerboykott, passiver und aktiver Widerstand, empörte Revolten liegen in der Luft.
>Bürger, auf die Barrikaden! Wir dürfen nicht zulassen, dass alles weiter bergab geht, hilflose Politiker das Land verrotten lassen. Alle Deutschen sollten unsere Leipziger Landsleute als Vorbilder entdecken, sich ihre Parole des Herbstes vor dreizehn Jahren zu eigen machen: Wir sind das Volk!“

hallo reaktor,
wenn der aufruf zur revolution jetzt schon in der bildzeitung steht, dann sieht es wahrlich schlimm aus! vor 13 jahren hatten die leute in leipzig ziemlich klare vorstellungen davon, was sie vom staat einfordern, nämlich freizügigkeit! an die wiedervereinigung hatten die wenigsten gedacht, es hat sich wohl nur gezeigt, das der staatsapparat, der sich deutsche demokratische republik nannte, entweder mit freizügigkeit nicht vereinbar war oder vom westen schlicht überrollt wurde! aber das ist geschichte!
wenn das volk nun aufbegehren sollte, was wäre denn bestenfalls als ergebnis zu erwarten? wenn es in deutschland zu unruhen kommen sollte, dann war es das! anders als in frankreich, wo scharmützel zwischen gewerkschaften und staatsmacht (militär) eine lange tradition haben, ich erinnere dabei z.b. an die "action ramboo" der lkw-fahrer die unter anderem dafür, daß geschwindigkeitsübertretungen nicht nur anhand von tachoscheiben geahndet werden können, sondern ein zweiter beweis in form einer messung erbracht werden muß, den gesamten verkehr lahmgelegt haben, fehlt diese tradition in deutschland völlig. wenn deutsche demonstrieren und der zorn mit ihnen durchgeht, legen sie feuer, egal wo, hauptsache es brennt! wenn in deutschland ohne genaue vorstellungen, wie die kuh denn vom eis zu bekommen sei, auf die barikaden gegangen wird, dann bricht hier alles zusammen und wir können froh sein, wenn dann die russen einmaschieren und die ordnung wiederherstellen. schau dir doch die glorreiche geschichte deutscher revolutionäre an! in frankfurt wurde im zuge der deutschen revolution eine feuerwehrwache besetzt und in danzig wurde von den braunen schergen ein postamt beschossen! was soll es denn diesmal sein, ein mcdonalds?
nein nein, deutsche auf der straße, das kann nur nach hinten losgehen, zumal, wenn zwar jeder weiß was falsch läuft, aber wirkliche ansätze, wie die kriese denn zu bewältigen wäre, nicht in sicht sind! das eigentliche problem ist doch, daß es jedem einzig und allein darum geht, daß sein eigenes portemonaie trotz sparmaßnahmen immer schön gefüllt bleibt. sollen doch die anderen die zeche bezahlen! nur welche anderen denn? wahlweise die reichen, die beamten, die lasterfahrer,die rentner, die sozialhilfeempfänger, die arbeitslosen oder ali mit seinem dönerstand. sprit darf natürlich nicht teurer werden, wer könnte sich den da noch einen mollotowcocktail leisten? außerdem ist es ja immens wichtig, das eine tonne stahl bewegt wird, damit 75 kg mensch sich morgens und abends in den stau stellen kann. wenn wir deutsche die kriese nicht dadurch meistern, daß wir trotz unfähiger politiker den a.... zusammenkneifen, was in deutschland durchaus tradition hat und wieder selbst an unserem fortkommen arbeiten, dann schaffen wir es garnicht!
ein besorgter

Ismael
P.S.unser "bedeutendster historiker" ist übrigens ein csu-mann. "nachtijall ik hör dir trappsen!" csu leute mögen auch meinungen haben, aber ich würde auch einem spd nahen historiker mit sehr viel skepsis begegnen! unabhängige meinungen sind wohl schwer zu bekommen, wenn überhaupt!



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