DAS STIMMT NICHT!
Geschrieben von Badland Warrior am 25. August 2002 19:28:07:
Als Antwort auf: Gegenbeispiele geschrieben von Rhodes am 25. August 2002 17:23:53:
Rhodes
Hallo, Rhodes!
Das stimmt so nicht, wie du das schreibst. Von wegen, wer in einer Mietwohnung wohne könne ja kaum etwas verlieren. Es gibt Leute, welche in ihrer angemieteten Wohnung eine ganze Menge investiert haben, vom Bild an der Wand über japanische Zierfische im Aquarium bis hin zu Computer und Fernseher, Video etc. Ganz zu schweigen von Möbeln. Hinzu kommen Textilien, die ja auch nicht gerade billig sind, Kühlschrank, etc. pp. Das alls nennst du NICHTS? Hinzu kommen Sachen wie Dokumente und eventuell unersetzbare Bücher, Bilder, Teppiche, nicht nur von hohem ideellen Wert, Schmuck usw. Also alles nichts?
Das andere stimmt auch so nicht: Trümmerfrauen oder ehemalige Dienstmädchen bekommen so gut wie überhaupt keine Rente, selbst wenn da noch eine Witwenrente dranklebt.
Eine 40 Quadratmeterwohnung kostet im Schnitt etwa 700 DM, kalt, wohlgemerkt. Hinzu kommen noch Stadtwerke, eventuell auch Telefon, weil es auch so etwas wie telefonische Gespräche mit Ämtern gibt, welche erst mit den Einzelnen Termine machen müsse (oder wollen), oder weil Frau Meyer mit ihrem Asthma den Arzt rechtzeitig erreichen muß, bzw. Mutter Müller den Arzt rechtzeitig anklingeln kann, wenn die behinderte Tochter wieder Krämpfe bekommt oder Opa Lehmann wieder mit dem herz zu tun hat.Ferner gibt es auch Leute, die sich Arbeitsplätze durch das Internet suchen und Leute, die unverschuldet verarmt sind, welche wirklich am Kämpfen sind. Ich könnte dir da Beispiele aufzählen von Leuten, welche nur von Arbeitslosenhilfe oder Sozialhilfe leben mussten oder müssen und nicht über die Runden kamen. Wenn dann jemand auch nicht firm ist mit dem, was ihm oder ihr zusteht, sieht das ganz düster aus, weil auch die Ämter ungern informieren und manchmal unberechtigt Anträge ablehnen.
Angenommen, du verlierst jetzt deinen Job bei sagen wir mal Mannesmann. Du bist einfache Bürokraft oder ungelernter Arbeiter. Suchst wie bekloppt nach einer neuen Anstellung und blöderweise setzen aber gerade alle Betriebe Leute frei, wie es zur Zeit Fakt ist oder verlangen Spezialkenntnisse, von denen du teilweise noch nie gehört hast. Und im Arbeitsamt wirst du von Pontius zu Pilatus gejagt. Es gibt Leute, die dann aufgeben. Und nicht jeder Obdachlose bekommt einfach eine Mietwohnung "spendiert". Das stimmt so nicht. Meinst du, die Brückenpenner machen das, was sie tun, weil sie es toll finden? Weit gefehlt. Und das mit dem Schlaraffenland kannst du dir getrost, verzeih mir, wenn ich wütend werde, abschminken. Mir ist der Fall einer Familie (Mutter mit drei Kindern) bekannt, die beinahe verhungert wären, weil das Sozialamt nur Mist machte oder sich überhaupt nicht rührte, bis jemand juristisch Versierter sich einschaltete.
Nicht jeder beamte ist faul, unfähig oder beides, aber wer auch nur einmal Leute durch die Ämterodyssee begeleitet hat, der weiß, daß es Verwaltungskräfte gibt, die ebenso gut bei der Staatssicherheit der DDR oder bei der Gestapo hätten Kariere machen können, so wie die sich teilweise aufführen.
Teilweise werden Anträge gar nicht erst angenommen 8wozu die Bürokraten vERPFLICHTET sind!) oder die Leute werden durch dasd Behördenkarussell gejagt, was auch unzulässig ist.Deiner Meinung, Bedüftigen würde alles in den Hintern geschoben 8so kommt das jedenfalls rüber) möchte ich einiges entgegen setzen:
1. Der Fall einer Frau, welche mit ihren beiden Söhnen Kleidergeld beantragte und welche dann zu hören bekam: "Wieso? Lumpen sind doch gerade gut genug für Leute wie sie."
2. Der Fall einer anderen Frau, welche zu hören bekam: "Was wollen sie Arbeitslosengeld? Mit ihrer Figur können sie doch anschaffen gehen."
3. Der fall einer Rentnerin, welche verzweifelt um ihre Trümmerfrauenrente kämpfte und die der Beamte zynisch fragte: "Sind sie überhaupt arisch?"
4. Der Fall des Mannes, der ein Minimalgehalt bei einer Zeitarbeitsfirma bekam und danach versuchte, zu retten, was zu retten war und beinahe obdachlos geworden wäre, weil kein Amt sich zuständig fühlte.
5. Der Fall der Frau, welche eine einjährige und eine 12jährige Tochter hatte. Sie warf ihren Mann raus, als sie ihn bei der Vergewaltigung der älteren Tochter erwischte und bekam beim Amt, als sie Geld beantragen wollte zur Versorgung zu hören: "Sie hätten halt ihren Mann nicht rauswerfen sollen."Einzelfälle? Keineswegs! Das ist nämlich nur die Spitze des Eisbergs. Von der Sorte Stories könnte ich dir noch einige erzählen, aus verschiedenen Bundesländern, und sie sind alle belegt. Renn du mal von Amt zu Amt und lass dich hintergehen und erniedrigen.
Dabei auch noch zynisch von 2Investitionen" zu reden ist mehr als menschenverachtend! Es geht darum, daß der Staat verpflichtet ist, denen zu helfen, die sich nicht selbst helfen können. Und jetzt zu sagen, daß es ja niemanden wirklich getroffen habe, wenn die Flut kommt, ist der Gipfel der Widerlichkeit! Lass DU Dir mal dein sauer Erspartes, deine Klamotten, deine Elektrogeräte, deine Möbel und Teppiche, deine Einrichtung unterm Arsch wegspülen, dann können wir weitersehen, ob du dann noch so schlaumeierisch daherredest.
Du redest wie jemand, der hier schon mal aus dem Forum flog, weil er ständig solche prowirtschaftlichen sozialdarwinistischen Sprüche abzog. Ehrlich gesagt, ich finde das völlig daneben, solche Behauptungen und falschen Beispiele aufzuführen.
Weder du noch jemand aus deinem Freundeskreis oder deiner Familie hat wohl je die Hilfe von Ämtern nötig gehabt, wie? Dann schwadroniere hier aber bitte auch nicht so herum.
Der Ton mag jetzt von MIR aus daneben sein, aber ich bitte dich, das Posting INHALTLICH zu lesen. Und bitte überleg, bevor du so sozial unverantwortliches Zeug schreibst.
Dass es den Armen der Gesellschaft besser ginge als den Arbeitern stimmt einfach nicht! Und die Ämter sind auch nicht so spendabel, wie du behauptest.
Badland Warrior, solidarisch mit den Hilfsbedürftigen
- Viel Wahres dran Rhodes 25.8.2002 20:23 (0)
- Re: DAS STIMMT NICHT! Joachim 25.8.2002 19:48 (0)