Re: Die Kriegs-Sprache der Flut

Geschrieben von Badland Warrior am 18. August 2002 12:42:55:

Als Antwort auf: Die Kriegs-Sprache der Flut geschrieben von H.Joerg H. am 18. August 2002 11:48:32:

Hi, Jörg!

Ich denke, daß bestimmte Dinge einfach in die Umgangssprache eingegangen sind, wie z. B. "sich zurückziehen". Das wurde ja ursprünglich aus anderen Zusammenhängen in die Kriegssprache übernommen.
Gegen etwas anzukämpfen oder gegen etwas zu kämpfen ist natürlich martialisch, aber es ist ebenso in die Umgangssprache eingegangen.
etwas nicht zu halten ist ebenso normal. "Diesen Standpunkt kann ich so nicht mehr (fest)halten." Vieles ist ja auch durch Sprachveränderung und Abschleifung angeglichen worden.
Vergleichst du mal das Deutsch zur Zeit Goethens mit dem, was im und kurz nach dem WK II gesprochen wurde, so ist das, was wir heute sprechen, doch etwas anderes. Da gab es Lautverschiebungen, Übernahme aus anderen Dialekten in die Hochsprache, den Wegfall von bestimmten Vergangenheitsformen (heute sagt man "backte" statt "buk" und "fragte" statt "frug". Jemand ist hilfsbereit, statt "erbötig", usw.)
In vielem ist ja eine allgemeine Katastrophe auch einem Krieg ähnlich. Es gibt Tote, Verletzte, Vertriebene, die Gewalt, die passiert und deren herd sind der Feind, usw.
Ich denke nicht, daß irgendwer uns vorbereiten will. Es kann höchstens sein, daß die jungen Schnösel, wie du sie nennst (ich sag da eher "Bübchen" zu), unterbewußt Sachen aus der Kriegsberichterstattung übernommen haben.

Allerdings wird ja nicht wirklich in Propagandasprache (jedenfalls nicht meines Erachtens) geredet. Das würde sich dann so anhören:

"Mutig und im unermüdlichen Einsatz setzt sich die Volksgemeinschaft ein im Kampf gegen die drohende Macht der Flut. Gemeinsam kämpft deutsches Jungvolk zusammen mit den heldenhaften Soldaten der deutschen Bundeswehr und der anderen Organisationen gegen das Verhängnis. Schüler, Bauern und Arbeiter, Angestellte und Beamte richten ein Bollwerk gegen einen unbarmherzigen Feind, zu dem dieser Fluß geworden ist. Diese Schlacht muß gewonnen, dieser Feind bezwungen werden! Sandsack um Sandsack, Laster um Laster wächst durch den Zusammenhalt der mutigen Deutschen und deren Fleiß die Wand gegen das Verderben. Dieser heldenhafte Zusammenhalt ist ein wunderbares Beispiel für den Wert der Volksgemeinschaft, die nicht wankt und nicht weicht, sondern der Bedrohung ehern trotzt!"

Irgendwie wird mir gerade schlecht, aber egal. Jedenfalls wäre das typische Propagandasprache mit deutlich martialischerem Unterton. Die Begriffe und Phrasen habe ich anderen Propagandaberichten entnommen.

Ob "der Deutsche" nicht anders kann? Zumindest sind wir ganz schön versaut durch Propaganda unter Diktaturen, die einen kürzer, die anderen länger. Da schleicht sich natürlich auch einiges in die Sprache ein.
Ich rede ja auch vom "Einsatz an der Elbefront" oder den "Helden THW".

Dir auch einen schönen Sonntag. Hier ist es schwül wie nichts gutes, und da kommt noch ein dickes Gewitter, wie es aussieht.

Badland Warrior



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