Marx, Kommunismus & Sozialismus - Versuch einer Klärung

Geschrieben von Swissman am 07. Juni 2002 22:47:11:

Im Disput mit Linksextremen hört man immer wieder, dass der Sozialismus, wie ihn Marx gewollt habe, eigentlich eine feine Sache sei, aber der böse Stalin hätte alles verdreht, und genaugenommen sei der Sozialismus nach Marx'scher Vorstellung noch gar nie in der Praxis realisiert worden (weshalb man dies vermutlich nachholen müsste).

Diese Leute beweisen damit nur, dass sie ihre eigene Ideologie nicht verstanden haben: Kein kommunistischer Führer hat jemals behauptet, dass in seinem Land bereits Karl Marx' "Ideale" vollumfänglich eingeführt worden seien, dass sein Land mithin sozialistisch sei. - Der Sozialismus ist der von Karl Marx angestrebte Endzustand, der unter anderem die Erringung der Weltherrschaft und die vollständige "Vernichtung der Bourgeoisie und der Kapitalisten" zur zwingenden Voraussetzung hat (nachzulesen in den Marx'schen Schriften - sehr aufschlussreich ist insbesondere die Privatkorrespondenz mit Friedrich Engels. Diese war ursprünglich nicht für die Veröffentlichung bestimmt, weshalb die beiden dort auch die üblichen schwülstigen, aussschliesslich für die Öffentlichkeit bestimmten, Floskeln weglassen).

Übrigens: Im Sozialismus sind sämtliche Produktionsmittel verstaatlicht - wirklich absolut alle: Karl Marx forderte für die Zeit des Sozialismus die "Einführung einer sozialistischen Weiberwirtschaft". - Frauen sind für Karl Marx nichts weiter als Produktionsmittel zur Herstellung von Menschen. Sie sind daher seiner Meinung nach ebenfalls in Staatsbesitz zu überführen. Der Staat sollte sodann im Rahmen der Wirtschaftsplanung bestimmen, welche Frau mit welchem Mann wieviele Kinder zu "produzieren" habe. Es erstaunt im Lichte dieser Tatsache doch immer wieder, dass es tatsächlich Frauen gibt, die Karl Marx bewundern, und sein Werk fortführen wollen - zugleich betonen sie dann aber ihre "Emanzipation"... Irgendwo geht das für mich nicht auf...

Der "Kommunismus" ist demnach eine blosse, dialektisch notwendige, Übergangsform auf dem Weg zum "Sozialismus" (deswegen hiess es auch immer "Vorwärts zum Sozialismus" - man möchte meinen, 70 Jahre hätten genügt, ihn zu erreichen). Der "Kommunismus" ist die Phase, in der erst die Voraussetzungen für den "Sozialismus" geschaffen werden müssen, weswegen kommunistische Länder immer durch Zuchthäuser, Lager und Massenerschiessungen gekennzeichnet sind. Der kommunistische Staat ist dabei frei, die Mittel anzuwenden, deren Einsatz als für die Förderung des Sozialismus notwendig angesehen wird.

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