Re: Marx, Kommunismus & Sozialismus - Versuch einer Klärung

Geschrieben von Swissman am 08. Juni 2002 22:32:27:

Als Antwort auf: Re: Marx, Kommunismus & Sozialismus - Versuch einer Klärung geschrieben von Torsten am 08. Juni 2002 01:39:11:

Lieber Torsten,

>dem muß ich als marxistisch-leninistisch erzogener Ossi widersprechen. Der Kommunismus ist das Ziel, der Sozialismus die sich ihm annähernde Vorstufe und in den letzten Jahren vor der Wende wurde indirekt eingestanden, daß wir noch nicht mal den hatten.

Ich fürchte, ich da habe ich tatsächlich etwas durcheinandergebracht, und die beiden Begriffe vertauscht (war ja auch schon relativ spät *g*) - Danke, dass Du mich auf meinen Fehler aufmerksam gemacht hast. Von dieser meiner Verwechslung abgesehen entspricht das Geschriebene aber den Tatsachen.

Hier die Sozialismus-Definition gemäss dem "Großen Fremdwörterbuch",
VEB Bibliographisches Institut Leipzig, 1977: "Sozialismus, der (Gen_): auf der Grundlage der polit. Herrschaft der Arbeiterklasse geschaffene Gesellschaftsformation, in der die Produktionsmittel in gesellschaftliches Eigentum überführt sind, die Ausbeutung des Menschen durch den Menschen beseitigt ist u. das Prinzip "Jeder nach seinen Fähigkeiten, jedem nach seinen Leistungen" herrscht; erste Phase der kommunist. Gesellschaft (lat.)"

>Das System bekam die Bezeichnung "real existierender Sozialismus" (wohl um nicht "von Marx weit entfernter Sozialismus" sagen zu müssen).

Stimmt, die von Marx geforderte Verstaatlichung der Frau, als "Mittel der Menschenproduktion" war beispielsweise nicht realisiert - Der "wahre Marxismus" ist sogar noch ekelerregender, als die von Stalin eingeführte Version.

Dazu Karl Marx: "Man darf sagen, dass dieser Gedanke der Weibergemeinschaft das ausgesprochene Geheimnis des Kommunismus ist."

>Einen Versuch war's wert und der ist gescheitert.

Da muss ich Dir widersprechen: Der Marxismus ist, Im Gegensatz zu anderslautenden Behauptungen seiner Apologeten, von Grund schlecht, um nicht zu sagen böse.

>Aggressionskriege sind da nämlich nicht vorgesehen, womit anhand Afghanistans und anderer unschöner Aktionen deutlich wird, wie weit die Realität von den Worten entfernt war.

Bis heute habe ich keine stimmige, widerspruchsfreie Definition des Begriffes "Aggressionskrieg" gehört.

Afghanistan war übrigens nach sowjetischer Darstellung ein Verteidigungskrieg: Da der Sozialismus in Afghanistan in Gefahr war, riefen die dortigen Kommunisten ihre sowjetischen Genossen um Hilfe, die ihnen denn auch gewährt wurde. Vom kommunistischen Standpunkt her betrachtet ist dies noch nicht einmal gelogen.

>Wenn die Russen oder Chinesen kommen, dann wollen sie ein Stück vom Kuchen ergattern und nicht den Kommunismus errichten.

Wer sagt denn, dass Karl Marx an sein Elaborat geglaubt habe? - Seine Aufzeichnungen legen vielmehr den Schluss nahe, dass der Marxismus für ihn nichts anderes als ein Werkzeug war, dass es ihm ermöglichen sollte, die Weltherrschaft zu erringen, und das Christentum zu vernichten. Vielleicht ist es ganz lehrreich, aus der Privatkorrespondenz von Marx an Engels zu zitieren...

Karl Marx über sein Werk "Das Kapital", am 2. April 1851: "Ich bin soweit, dass ich in 5 Wochen mit der ganzen ökonomischen Scheisse fertig bin."

Am 18. Juni 1862 schreibt Marx an Engels: "Ich dehne diesen Band mehr aus, da die deutschen Hundeden Wert der Bücher nach dem Kubikinhalt schätzen."

Und am 22. Juni 1863: "Sobald Ruhe hergestellt, gebe ich mich an die Reinschrift des Sau-Buchs."

27. April 1867, Engels an Marx: "...dieses verdammte Buch..."

Marx an Engels, 23. Mai 1868: "Die Kunst besteht darin, den Leser so zu mystifizieren und ihm Kopfbrechen zu verursachen, damit er schliesslich zu seiner Beruhigung entdeckt, dass diese hard words nur Maskeraden von loci communes [=Gemeinplätzen] sind."

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