Yesss nur einen Kuran ....
Geschrieben von Istanbulian am 07. Juni 2002 13:28:53:
Als Antwort auf: Gibt es nur einen Koran? geschrieben von Theo Stuss am 07. Juni 2002 11:13:13:
Hallo Theo ,
ich selbst bin kein Experte auch des Arabischen nicht mächtig. Deswegen hier zu "Kiraat" also zu Lesung ein Text welcher die angesprochenen Punkte beleuchten sollte.
Es ist von Aischa Bewley - eine Expertin in Maliki-fiqh.Zu Luxenberg,noch kurz, also das Ganze drumherum sah für mich wie eine PR Kampagne aus um so billig Werbung zu bekommen.
MfG
HalilDie Qira’at des Qur’an
Über die verschiedenen Rezitationsweisen - Von ‘Aischa Bewley
Wenn wir den Qur’an lesen, dann beziehen wir uns meistens auf Warsch oder Hafs und sagen: „dies ist Hafs“ oder „dies ist Warsch“. Was wir damit meinen ist, dass dies die Riwaja von Warsch oder die Riwaja von Hafs ist. Es ist die Riwaja einer bestimmten Qira’a.
Die Qira’at oder Lesarten, oder aber auch Methoden der Rezitation, sind benannt worden nach Lehrern von einer Schule der Qur’anrezitierer. Jede Qira’a leitet ihre Berechtigung ab von einem bekannten Führer der Rezitation im zweiten oder dritten Jahrhundert nach der Hidschra, die wiederum ihre Spuren zurückverfolgen zu einem der Gefährten des Propheten, Allahs Friede und Segen auf ihm. Zum Beispiel wird man am Ende eines Warsch Qur’ans wahrscheinlich lesen können, „die Riwaja von Imam Warsch von Nafi’ al- Madini von Abu Dscha’far Jazid ibn al-Qa’qa’ von ’Abdullah ibn ’Abbas von Ubaij ibn Ka’b vom Gesandten Allahs, möge Allah ihn segen und ihm Frieden gewähren, von Dschibril, Friede sei mit ihm, vom Schöpfer.“
Oder in einem Hafsexemplar werden wir finden: „die Riwaja von Hafs ibn Sulaiman ibn al-Mughira al-Asadi al-Kufi von der Qira’a von ’Asim ibn Abi’n-Nudschud al-Kufi von Abu ’Abdurahman ’Abdullah ibn Habib as-Sulami von ’Uthman ibn ’Affan und ’Ali ibn Abi Talib und Zaid ibn Thabit und Ubaij ibn Ka’b vom Gesandten Allahs, möge Allah ihn segen und ihm Frieden gewähren.“ All diese gehen zurück auf den Propheten.
Es gibt geringe Unterschiede in diesen Lesarten, z.B., wo mit dem Lesen angehalten wird, z.B. in der Surat al-Baqara: „dhalika’l-Kitabu la raib“ oder „dhalika’l-kitabu la raiba fih“. Genauso gibt es Unterschiede in der Vokalisierung („suddan“ oder „saddan“) und manchmal macht man Unterschiede in den Buchstaben, entsprechend den verschiedenen diakitischen Markierenungen, wie ja’ oder ta’ (turdscha’una oder jurdscha’uni). Manchmal besitzt ein Wort ein Schaddah und manchmal hat es keins.
In diesem Zusammenhang sollten wir erwähren, dass der Prophet selbst sagte, dass der Qur’an in sieben Dialekten (ahruf; sing. harf) überliefert wurde. Harf bedeutet Dialekt, Mundart, oder Ausdrucksweise. Während des Khalifats von ’Uthman gab es deswegen Streit. So folgten die Syrer Ubaij ibn Ka’b, die Kufaner folgten ’Abdullah ibn Masud, die Leute von Hims al-Miqdad und die Leute aus Basra rezitierten wie Abu Musa. Um diesen Auseinandersetzungen über das, was das Beste sei, ein Ende zu bereiten, entschied sich ’Uthman, die Gemeinschaft hinter einen Text zu vereinigen.
In der Zeit von Abu Bakr as-Siddiq wurde Zaid ibn Thabit von Abu Bakr beauftragt, alle geschriebenen Teile des Qur’ans zu sammeln und einen vollständigen Text zu erstellen (denn eine große Anzahl der Huffaz wurde in der Schlacht von Jamama getötet). Er tat dies und es wird berichtet, dass er der erste gewesen sei, der den Qur’an zwischen zwei Deckeln sammelte. Diese Kopie kam von Abu Bakr zu ’Umar und dann zu Hafsa. ’Uthman benutzt diese, um seine Kopie zu erstellen, die dann in alle Teile der damaligen muslimischen Ummah gesandt wurde; es wird überliefert, dass ’Uthman „Kopien des Qur’ans erstellte“ oder „die Muslime auf eine einzige Kopie vereinigte.“
Der Anlaß, dies zu tun, wurde von Hudhaifa ibn al-Jamam hervorgerufen, der nach Medinah zurückkehrte, nachdem er regionale Unterschiede beobachtet hatte. Er sagte zu ’Uthman: „Nimm diese Ummah bei der Hand, bevor sie über das Buch Unterschiede machen wie die Christen und Juden.“ So schickte er nach der Kopie, die von Abu Bakr angefertigt wurde, die danach im Besitz von ’Umars Tochter, Hafsa, war.
Darin wurde dem Dialekt der Quraisch ein Vorrang eingeräumt und viel von der Unterschiedlichkeit wurde bereinigt, aber diese wurde noch von den unterschiedlichen Lesarten widergespiegelt, denn es war eigentlich eine Frage der mündlichen Übertragung und es gab in der Kopie ’Uthmans keine diakritischen Markierungen. Leute lasen den Qur’an, wie sie ihn von ihren Lehrern gehört hatten und gaben ihn wiederum in mündlicher Überlieferung weiter.Unter den Qira’at gibt es zwei Arten: Mutawatir - eine Übertragung, die viele unabhängige Ketten von verläßlichen Leuten beinhaltet, so dass die Möglichkeit von jeglichem Fehler ausgeräumt werden kann und auf die es Einigkeit gibt. Maschhur - diese sind ein wenig enger in ihrer Übertragung, aber noch so weit, dass Fehler sehr unwahrscheinlich sind.
Es gibt sieben mutawatir Qira’at und drei sind maschhur.
Mutawatir:
• Nafi’ (gest. 169/785)
• Ibn Kathir (gest. 120/737)
• Abu ’Amr ibn al-’Ala’
(gest. 154/762)
• Ibn ’Amir (gest. 154/762)
• ’Asim (gest. 127/744)
• Hamza (gest. 156/772)
• al-Kisa’i (gest. 189/904)
Maschhur:
•Abu Dscha’far (gest. 130/747)
• Ja’qub (gest. 205/820)
• Khalaf (gest. 229/843)Es gibt auch einige „schadhdh“, d.h. seltene Lesarten, die aber allgemein nicht beachtet werden.
Es war so, dass ernsthafte Gelehrte alle sieben oder sogar 10 Qira’at lernten. Manchmal benutzt sie eine Qira’a an einem Tag und eine andere am nächsten Tag. Einige Leuten hatten Kopien, die die unterschiedlichen Markierungen enthielten. Es gab in der Zeit von Harun ar-Raschid sogar ein Sklavenmädchen namens Tawaddud, die alle zehn Varianten auswendig konnte.
Diese Lesarten verteilten sich dann entsprechend des Ortes. So rezitierte Basra z.B. im Jahre 200 die Qira’a von Abu ’Amr und Ja’qub, Kufa benutzte Hamza und ’Asim, Syrien Ibn ’Amir, Mekka hatte Ibn Kathir und Medinah benutzte Nafi’. Ägypten, die Heimat von Warsch, benutzte bis zur Ankunft der Osmanen zu weiten Teilen Warsch. Dann wurde Hafs in der von den Osmanen genutzten Version populär. Hafs ist die Qira’a von ’Asim, die in Kufa genutzt wurde. Die Riwaja von Imam Warsch ist die Qira’a von Nafi’. Heute sind die beiden meist genutzten Lesarten die Qira’a von ‘Asim in der Riwaja von Imam Hafs und die Qira’a von Nafi’ in der Riwaja von Imam Warsch. Außerdem ist in Afrika noch die Qira’a von Abu ’Amir in der Riwaja von ad-Duri im Gebrauch. Jede dieser Lesarten, oder Riwajat, ist die überlieferte Rezitation eines Meisters des vollständigen Qur’ans. Sie formt einen Körper der Rezitationen. Die Form jeder Rezitation bezieht sich auf den Schüler des Meisters, der die Rezitationsweise übernahm. Deshalb finden wir die Tariq (Mehrzahl Turuq) von dem und dem, dem Schüler des Meisters. Innerhalb der Turuq gibt es die Wudschuh. Wir finden die Wadschih von dem und dem von der Tariq dieses oder jenes Schülers. Es gibt ungefähr zwanzig Riwajat und achtzig Turuq. Daraus kann man ersehen, wie fein und genau die Wissenschaft der Übertragung bei diesen Leuten war. Die Unterschiede zwischen den Turuq und Wudschuh innerhalb einer Riwaja sind so gering, dass sie fast nicht wahrzunehmen sind. Sie bestehen hauptsächlich in der Betonung und Ausdrucksweise und weniger in der Vokalisierung und Beugung der Verben. Darin können wir die Stufe der Sorge und Genauigkeit erkennen, die Leute der Rezitation des Qur’ans gewidmet haben.
- Re: Bitte nicht Mundarten und Lesarten verwechseln Theo Stuss 07.6.2002 15:26 (0)