Re: Da hab ich auch noch was
Geschrieben von JeFra am 01. Juni 2002 03:06:54:
Als Antwort auf: Da hab ich auch noch was geschrieben von franke43 am 31. Mai 2002 08:03:36:
Ich bin bestürzt, dass Du Dich bei Deinen Ausführungen auf Quellen beziehst, die aus meiner Sicht nicht seriös sind - sorry. Das ist nicht persönlich gemeint.
Ich beziehe mich auf kanonische Schriften und auch auf ausserbiblische Geschichtsquellen. Ausserdem gibt es auch archäologische Befunde.
Ich glaube, daß man die Geschichtsbuecher des AT nur für die Epoche von der Regierungszeit Ahabs bis zum Beginn des babylonischen Exils als historische Quelle ernstnehmen kann, und auch für diese Zeit nur mit gewissen Kautelen. Ich wüßte nicht, daß man auf Grund des archaeologischen Befundes gezwungen ist, an ein Reich Davids und Salomos zu glauben. Wenn man die biblischen Berichte über die Zeit vor David ernstnehmen möchte, gerät man sogar ziemlich schnell in gravierende Widersprüche zur etablierten Theorie der Geschichte Ägyptens, Anatoliens und Babylons. Man muss nur die Bücher Velikovskis gegen die Intention ihres Autors lesen, um sich eine Vorstellung davon zu machen.
Besonders wenn man die Frage aufgreift, wessen Rechte die älteren sind.
Wenn Sie diese Frage zum Maßstab Ihres politischen Handelns machen, ist auf der ganzen Welt niemand mehr sicher. Tatsächlich ist Ihre Sichtweise in dieser Angelegenheit höchst willkürlich. Ich glaube kaum, daß Sie beispielsweise den Deutschen das Recht auf Rückeroberung ihrer Ostgebiete (oder überhaupt nur das Recht auf Wahrung ihrer kulturellen Identität oder auf ein diskriminierungsfreies Leben im eigenen Land) zubilligen würden. Der Anspruch der Deutschen auf diese Gebiete kann sehr weit in die Vergangenheit zurückgeführt werden, schließlich ist ja die Völkerwanderung der Germanen auf deren Vertreibung und nicht auf eine epidemische Form der 'restless legs'-Krankheit zurückzuführen.
Dasselbe gilt beispeilsweise auch für die Geschichte Anatoliens. Schließlich war dieses Gebiet jahrtausendelang von Völkern bewohnt, die eine indogermanische Sprache gesprochen haben. Die enge Sprachverwandschaft war der Schlüssel zur Entzifferung der Hethitersprache (beginnend mit dem berühmten, von Hrozny entschlüsselten Satz nu ninda~an ezzatteni vadar-ma ekutteni [siehe hier, eigentlich wohl 'zuwa' für Brot statt des sumerischen Wortes 'ninda']), und auch die Lyder und Phryger sollen Indogermanen gewesen sein. Die Türken sind erst relativ spät aus dem Osten nach Anatolien eingewandert. Ergibt sich daraus das Recht auf eine Vertreibung der Türken aus Anatolien und auf eine Neubesiedelung Anatoliens durch Griechen, Italiener sowie slawische und germanische Völker?
Schon, aber gewisse Positionen, z.B. die völkerrechtswidrige Deportation der Juden aus Israel durch die Römer unter Vespasian und Hadrian, würde dann völlig vernachlässigt.
Wieso soll denn die Deportation der Juden durch die Römer völkerrechtswidrig sein, nicht aber die Eroberung des Landes Kanaan durch die Juden? Ein barbarischer Akt des Massenmordes, wie ihn anscheinend selbst die Armeen Sargons II. oder Tiglath-Pilesar III. normalerweise nicht verübt haben. Das ganze Vorgehen gerechtfertigt durch eine okkultistische Rassentheorie (die Ureinwohner des Landes Kanaan stammen angeblich von Ham ab und gehören somit zu derjenigen der drei 'Wurzelrassen' der Menschheit, die Noah verflucht hat) und durch eine Religion, die an die primitivsten Räuberinstinkte appelliert (Deut. 6.10,11: ... große und feine Städte, die du nicht gebaut hast, und Häuser, alles Guts voll, die du nicht gefüllt hast, und ausgehauene Brunnen, die du nicht ausgehauen hast, und Weinberge und Ölberge, die du nicht gepflanzt hast, daß du essest und satt werdest, die Stelle wird in Jos. 24 sogar wiederholt).
Für mich ist das [ die Bibel, J. F. ] schon ausschlaggebend.
Bei mir ist schon kurz nach der Wiedervereinigung der Eindruck entstanden, daß das, was man gemeinhin als 'politisch links' bezeichnet, eigentlich wenig mehr ist als jüdische Ideologie bzw. die Ideologie von fellow-travelern der Juden. Daß ein Linker die Katze aus dem Sack läßt und sich auf das AT beruft, um die Landnahme der Juden in Palästina zu rechtfertigen, ist aber eher die Ausnahme. Sie unterscheiden sich in keinster Weise von den 'rechtsextremen' Bibelfundamentalisten in den USA, die sich genauso auf Gen. 15:18 berufen.
Natürlich ist auch hier Ihre Auswahl der Teile der Bibel, die Sie zur Grundlage Ihrer politischen Anschauungen machen, vollkommen willkürlich. Sonst müßten Sie ja das gesamte spätbronzezeitliche Weltbild des AT akzeptieren.
Wobei ich auch dem Koran Aussagewert zubillige, obwohl er ein freies Plagiat aus der Bibel ist (schlecht zitiert).
Es mag sein, daß der Koran in der Tat ein Plagiat der Bibel ist. Aber ebenso gibt es eine ganze Reihe von Indizien, die dafür sprechen, daß die Bibel ein Plagiat der babylonischen Religion ist.
Und die Texte belegen eindrücksvoll, dass im Gebiet des Nahen Ostens ein Staat Israel existiert hat, der in etwa der Flächenausdehnung des heutigen Israel + "besetzte Gebiete" entsprach.
Also einmal ist das in Gen 15:18 beschriebene Gebiet viel größer und hier durchaus zutreffend abgebildet. Aber selbst wenn man sich auf das von Ihnen beschriebene Territorium beschränkt: Warum sollten sich die Palästinenser nicht gegen ihre Vertreibung aus diesem Gebiet wehren? Die terroristischen Methoden, die sie dabei verwenden, sind von den Israelis bei ihrer zweiten Landnahme in Palästina auch benutzt worden.
Der Ursprung vieler Prophezeiungen im Bezug auf den Nah-Ost-Konflikt, sind einfache Suggestionen unter Einfluss der Medien, die nicht erst seit 1990 eine vorrangige Stellung zur Beeinflussung der Massen haben.
Seit wann wirken denn diese Suggestionen ? Erklären sie auch Hesekiel, Daniel und Sacharja ?
Ich weiß nicht, was Sie hier unter 'erklären' verstehen. Ich würde in der Tat die Behauptung in den Raum stellen, daß die zionistisch beherrschte Meinungsindustrie in den USA bestimmte biblische Texte absichtlich popularisiert hat, um die öffentliche Meinung zur Nahostpolitik in irrationalistische und religös-fundamentalistische Bahnen zu lenken. Ich weiß nicht, ob Gaia das so gemeint hat. Es ist aber das, was ich glaube. Man muß dazu nur einige der neueren Hollywood-Filme über die Ankunft des Antichristen oder des jüngsten Tages betrachten. Da Einwand, daß dieser Schund deswegen gedreht wird, weil er für manche Leute unterhaltsam ist und sich daher gut verkauft, zieht nicht. Eine Neuauflage des Harlan-Filmes über Jud Süß würde sich sicher auch gut verkaufen. Der Unkultur der amerikanischen Meinungsindustrie werden also gerade da Grenzen gesetzt, wo sie die jüdischen Interessen ernsthaft gefährden würde.
Ich halte viele der modernen Prophezeiungen für ausgemachten Blödsinn, wenn man sich aber die klassischen Prophezeiungen im Bezug auf den Nahen-Osten anschaut, wird selbst mir, offen gesagt, mulmig.
Geht mir genauso.
Das ist vollauf berechtigt, hat aber nichts mit dem Wahrheitsgehalt der Prophezeiungen zu tun, sondern kann dadurch erklärt werden, daß sich eine extrem gefährliche Form des religösen Wahnsinns deswegen ungehindert austoben kann, weil sich die von ihr Befallenen die politische und wirtschaftliche Macht in den westlichen Industrienationen erschlichen haben.
Eben. Dazu wäre ein stabiler Friede in Nahost nötig.
Das ist doch vollkommen klar, daß es diesen stabilen Frieden nicht geben wird. Die jüdische Politik besteht ja anscheinend darin, alle Juden nach Israel zu holen. Ich kann mich an ein Interview mit M. Wolfsohn erinnern, in dem dieser die Einbürgerung russischer Juden als falschverstandene Judenfreundschaft betrachtet und statt dessen die Ansiedelung dieser Juden in Israel befürwortet hat. Auch eine ganze Reihe anderer Bemerkungen jüdischer Politiker deuten in dieselbe Richtung. Wenn man dieses Ziel verfolgt, reichen noch nicht einmal die derzeit besetzten Gebiete aus. Man wird dann mittel- und langfristig wohl versuchen, die Landkarte des Nahen Ostens so wie in dem vorhin zitierten Link umzugestalten.
Ich möchte damit nicht behaupten, daß ich die Friedensbeteuerungen der PLO für glaubwürdig halte, aber die israelische Position ist es genauso wenig oder noch weniger.
JeFra
- Re: Da hab ich auch noch was JeFra 01.6.2002 03:26 (0)