Die USA, wir und die Prophezieungen

Geschrieben von Badland Warrior am 22. Mai 2002 12:53:44:

Als Antwort auf: Re: nur eine Minderheit geschrieben von Gaia am 22. Mai 2002 10:27:22:

Die USA und wir

Hi, Gaia!

Ich denke, ich muß das Problem hier mal aufdröseln. Einmal aus historischer Sicht und einmal aus der Sicht der Prophezeiungen. Das ist ein undankbarer Job, aber nötig.

Erst einmal: Jedes Land hat Dreck am Stecken. So oder so. Außer vielleicht Liechtenstein und Tonga, aber das sind wirklich Ausnahmen, na gut, vielleicht noch Andorra. Aber das war es dann auch. Ganz am Anfang siedelten pazifische Völker, mongolische Völker und Inuit, aber auch andere dort in Amerika. Von den Siedlungen der Wikinger blieb nichts übrig, aber es gab Ureinwohner, welche sich phänotypisch sehr vom Indianer unterschieden und das Schicksal vieler indigener Völker erlitten, auszusterben oder ausgerottet zu werden.
Als die ersten Weißen nach Amerika kamen nach den Wikingern, jetzt die Geschichte Lateinamerikas mal ausgespart, um nicht auszuufern, wurde von den Pilgrim Fathers ein Agreement getroffen, daß man sich gütlich einigen wolle. Die späteren Kolonisten waren da ambivalent.
Nachdem die 13 Kolonien sich vom britischen Mutterland losgesagt hatten (was ihnen übrigens in Britannien teilweise immer noch vorgeworfen wird ("Those ungrateful colonists!" , Originalzitat aus dem Jahr 1979!), expandierten sie. Es wird immer wieder behauptet, der Abschaum Europas sei nach den USA ausgewandert, was so nicht stimmt. Es waren verzweifelte, teilweise Halbverhungerte, aber auch religiös Verfolgte, also das, was man heute Asylanten nennen würde.
Nur wollten diese auch etwas Neues aufbauen und begannen damit. Das Problem war der Clash of the Cultures, da die Leute damals nicht viel vom Geist der Aufklärung mitbekommen hatten und auch die Idee der Toleranz (kommt übrigens aus den Niederlanden) noch wenig bekannt war.
So kam es zu den fürchterlichen Ereignissen, welche in "Bury my heart at wounded knee", auf Deutsch "Begrabt mein Herz an der Biegung des Flusses" nachzulesen sind.
Die eigentlichen Ureinwohner wurden unterjocht und erst jetzt sieht seit den Achtzigern die Regierung langsam ein, daß da etwas furchtbar schiefgelaufen ist und lockert die Bestimmungen, bezüglich Sprache, Kultur etc. Auch werden langsam kritische Stimmen laut, die eine Aufarbeitung verlangen. Dies vor allem aus Kalifornien, dem Land mit dem größten Drang zum Fortschritt.
Es sind tatsächlich einige Sachen furchtbar schiefgelaufen in der geschichte der uSA, allerdings gab es auch immer und gibt es noch Stimmen, welche ein Umdenken fordern. Man muß sich dabei allerdings bewußt sein, daß die USA weniger ein homogenes Gebilde sind, sondern sehr unterschiedlich, auch von der Mentalität. Jemand aus Alabama "tickt" ganz anders als jemand aus Kalifornien oder gar Alaska, oder jemand aus NYC. Auch das Bild vom typischen verblödeten Hamburgerfresser ist Unsinn. Es gibt sie zwar, aber es gibt bei uns auch die typischen Manta-Prolls. Nur ist die USA viel größer und daher gibt es auch mehr davon.
Ja, es hat Fehler gegeben in der Geschichte der USA, schlimme Fehler, die unverzeihlich sind. Aber wer ohne Sünde ist, der werfe den ersten Stein. Die Sklaverei gab es auch in Europa, nur hieß sie da Leibeigenschaft. Quasi leibeigenschaftliche Verhältnisse gab es auch noch Anfangs des 20. Jahrhunderts.

Doch trotz dessen haben wir den USA viel zu verdanken. Als Hitler die Massen in den vernichtenden Krieg führte, gab es damals schon kritische Stimmen. Und während des Krieges besann man sich auf die europäische Herkunft der meisten Amerikaner. Schließlich traten die USA in den Krieg ein und bereiteten den totalitären Regimes in Westeuropa ein Ende. Daß sie dabei ausgerechnet mit Stalin zusammen arbeiten mußten, war natürlich eine böse Kröte, die sie schlucken mußten. Deutschland lag in Schutt und Trümmern und großer Verelendung danach. Wollte man Westeuropa nicht dem Kommunismus anheimfallen lassen, dann mußte man etwas tun.
In den USA wurden Carepakete gepackt. Millionen von Amerikanern beteiligten sich freiwillig an dieser Aktion, die von den Quäkern, einer kleinen religiösen Sekte, organisiert wurde. Ohne diese Carepakete wären Millionen von Deutschen schlichtweg verhungert.
Eigentlich hätte Amerika es nicht nötig gehabt und hätte hier einen Polizeistaat errichten können, aber sowas geschah nicht. Stattdessen führte man lediglich den Leuten vor Augen, was sie angerichtet hatten und richtete einige der Hauptbeteiligten hin, wenn diese nicht ohnehin Selbstmord begangen hatten. Sie hätten ebensogut Massenerschießungen durchführen können, haben sie aber nicht.
Schließlich trieben die USA die Gründung der Trizone voran, damit Waren, Leistungen und anderes besser ausgetauscht werden konnten. Vielleicht erinnert sich jemand von den Älteren noch an das Lied "Wir sind die Eingeborenen von Trizonesien"? Die Sowjetische Besatzungszone, später Ostzone, noch später DDR, jetzt "neue" Bundesländer, wurden von Stalin einbehalten, der es nicht einsah, daß er da mit den Amis was gemeinsam machen sollte, wenn er doch ein Musterländle bauen konnte.
Die USA waren es auch, welche mit wirtschaftlicher Hilfe den Westen aufbauten, während Stalin und seine Leute noch fleißig dabei warten, alles zu demontieren (so wurde mit den Maschinen von BMW der Moskwitsh gebaut, mit anderen deutschen Maschinen schließlich die Urmodelle der Motorräder "Dnjepr" und "Ural". Da hatten die Amis es schlauer gemacht und einfach alle während des Krieges hergestellten Erfindungen und Patente mitgenommen, um sie weiter zu entwickeln. Und aus den Ideen von Konrad Zuse wurde so der erste Computer. Gleichzeitig hatte man ein paar Wissenschaftler mitgenommen nach dem Motto: "Jungs, ihr habt mächtig Mist gemacht. Wenn ihr für uns arbeitet, macht ihr das wieder gut.", und so kam unter anderem Wernher von Braun in die USA.

Mit der Wirtschaftshilfe und der Entwicklung des Grundgesetzes auf Betreiben der USA, Britanniens und Frankreichs (etwa in der Reihenfolge) kamen aber auch amerikanische einflüsse. Dies ist immer der fall, wenn ein Volk durch ein anderes besiegt wird, aber auch wenn es einfach kulturelle Kontakte gibt. So wurde Swing endlich wieder legalisiert, aber auch der Rock'n'Roll, Countryeinflüsse und Jazz , sowie Blues, kamen nach Deutschland. Es kamen amerikanische Filme, die ideologisch nicht so trieften wie "Kolberg" oder nicht so kitschig waren wie "Stern von Rio" und nicht so gutmütig-ablenkend wie "Die drei von der Tankstelle". Natürlich wimmelte es auch in den amerikanischen Filmen von Stereotypen, aber dazu neigt der Mensch nunmal.
Auch die angloamerikanische Shortstory fand Eingang in die deutsche Literatur, und die Stilistik wurde umgekrempelt. Wobei ich nichts gegen Ernst Jünger oder Felix Dahn gesagt haben möchte.
Ebenso gab es modernisierende Einflüsse in Psychologie, Archäologie, Technik, Wissenschaften allgemein, sowie auch in der Idee der Mitbestimmung, welche von den Nazis unterdrückt worden war. Es flossen auch amerikanische Elemente in der Mode ein, z. B. die Einführung der Jeans, welche noch in den Siebzigern von vielen Älteren "Levis-Hosen" genannt wurden. Ebenso wurde der Fernseher eingeführt, der zwar auch schon vorher (in einer ziemlich schlampigen Version) existierte, allerdings von Hitler dann verboten worden war, damit die Leute zu den Massenaufmärschen kämen. Auch wirkten die Amerikaner auf die Gründung der BRD hin.

Die BRD wurde gegründet, und die ersten DM-Scheine sahen dem Dollar recht ähnlich (wobei "Dollar" von "Taler" abgeleitet ist). Die militärische Präsenz der USA hier war auch ein Garant für den frieden und davor, nicht der DDR einverleibt zu werden. Wobei nicht alles in der DDR schlecht war, um jetzt mal Pauschalisierungen zu vermeiden, sie aber dennoch unter Oberhoheit der Sowjets stand. Die Bevölkerung hierzulande war aber nach dem erstickenden Mief der Naziherrschaft auch geradezu begierig auf neue Eindrücke. Allen voran natürlich die Jugend. Coca Cola (das es auch vorher schon gegeben hatte, unter den Nazis aber keinen Fuß mehr auf den Markt bekam) war in aller Munde.
Ebenso wurden allmählich von den etwas Gebildeteren auch neue Einflüsse in der Philosophie wahrgenommen. Es gab endlich Zeitungen, die nicht eine einheitliche Parteilinie vertraten und damals war auch die SPD noch eine richtige SPD und die CDU eine richtige CDU.

Während der Berlinblockade hatten auch die Leute der "Frontstadt" die Hilfsbereitschaft der USA erlebt, welche die Bevölkerung mit Rosinenbombern versorgte.

Mittlerweile war der Kalte Krieg ausgebrochen, und General MacArthur sah sich der fürchterlichen Aufgabe gegenübergestellt, Nordkoreaner und Chinesen von Südkorea fernzuhalten.
Schließlich zogen Ulbrichts Leute nach der vollmundigen Versicherung "Niemand hat die Absicht, eine Mauer zu errichten!", unter Befehl von Erich Honecker am 13. Mai 1961 die Berliner Mauer hoch, weil allzuviele Leute versuchten, im goldenen Westen ihr Glück zu versuchen. Das war nur vier Jahre nach dem 17. Juni 1957, als Arbeiter von russischen Truppen und DDR-Sicherheitsorganen zusammengeschossen wurden.

Der Wohlstand und der Frieden, in dem wir bis heute leben konnten und können, haben wir letztendlich den USA zu verdanken. In den Sechzigern kamen dann die Studentenrevolten und auch die Hippies (welche konvergent in London und San Francisco entstanden waren) und welche auch eine Art in anderen bahnen zu denken, mit sich brachten. Mag man von ihnen halten, was man will, sie haben viel aufgebrochen, mal zum Guten, mal zum Schlechten, und ohne sie hätte es nie ein ökologisches Umdenken zwanzig Jahre später gegeben, was ich für sehr wertvoll halte.

Wir haben den USA oder amerikanischen Einflüssen also nicht nur Schlechtes zu verdanken, wie manche immer wieder behaupten.

Sicher, auch Israel wird stark unterstützt von den USA, was aber nicht Zeichen von Bösartigkeit oder "Streben nach jüdischer Weltherrschaft" ist. Die Behauptung, daß ALLE Banken oder fast alle Banken der USA in jüdischer Hand seien, sind schlichtweg gelogen und wurden schon im Dritten Reich kolportiert. Ohne Hilfe der USA würde in Israel kein einziger Jude mehr leben.
Doch darauf will ich nicht näher eingehen wegen des Agreements.

Wir sehen, die USA sind nicht nur negativ zu bewerten, auch wenn hier jemand vielleicht behaupten möchte, die Geschichtsschreibung sei gefälscht worden, was auch nicht stimmt. Da ist es dann tatsächlich so, daß viele Leute das so sagen, um auszudrücken, es hätte den Holocaust nie gegeben und "durch die Blume" Nazipropaganda zu machen. Wir sehen, wir tanzen auf einem Seil, was nicht immer leicht ist.

Das ist auch der Grund, weshalb ich da so hellhörig werde.

Allerdings muß ich auch zugeben, daß auch die USA im 20. Jahrhundert Mist gemacht hat. Ich denke an die versuchte desaströs endende Befreiungsaktion im Iran, damals unter Reagan, dem schlechtesten Präsidenten nach Johnson.
Was die Sache mit dem WTC angeht, so ist das ganz klar eine Sache gewesen, die niemand bejubeln kann, sondern abzulehnen ist, barbarischer Terrorismus. Da kamen mehrere Sachen zusammen. Einmal sollten die Taliban sowieso schon angegangen werden, aber Osama Bin Laden und seine Leute wollten auch der westlichen Welt zeigen, zu was sie in der Lage sind und träumen immer noch von der Zerstörung all dessen, was wir in den letzten Fünfzig Jahren gewonnen und aufgebaut haben. Die islamistische Bedrohung existiert. Bush jr., ist zwar definitiv daneben, mit seinem Sozialabbau und dem Zwang, den Kreationismus an den Schulen zu lehren, ein typischer Bible Belt Hinterwäldler halt, und hat auch keine rühmliche Vergangenheit. Nur ist es gut, daß es die USA gibt und sie zur Zeit eine Allianz mit den anderen westlichen Staaten bildet.
Pauschaler Antiamerikanismus nutzen nur zwei Sorten Leuten etwas: Den Nazis und den Kommunisten. Wir müssen differenzieren. Pauschal gegen die USA zu sein ist an der Realität vorbei und wirklich undankbar. Amerikakritik ist aber nicht das Thema dieses Forums.

Wir sollten nicht vergessen, was sie für uns getan haben. Meckern kann man immer, aber besser machen ist was anderes.

Doch wie sieht die Situation momentan aus? Die USA sind in Afghanistan und kommen nicht weiter, trotz modernster Technologie, weil Colin Powell es nicht fertig bringt, mal ordentliche Strategie durchzuziehen. Sie sind involviert im Jemen, in Somalia, in Georgien, auf den Philippinen, und sitzen nun auch in Katar. Das ist ein heilloses Durcheinander und kann durchaus als Krieg an mehreren und dazu auch noch geographisch getrennten Fronten bezeichnet werden. Das ist etwas, das jeden Stabschef mit Grausen erfüllen müßte. Gleichzeitig wächst der Separatismus in den USA, und der Dollar stürzt ab. JP Morgan ist am Wackeln, und El Kaida plant neue Anschläge. Sollte es jetzt zu Anschlägen oder weiteren militärischen Verstrickungen kommen, sitzen wir Europäer mit heruntergezogenen Hosen da. Es fehlt nämlich nicht mehr viel, daß Europa schutzlos dasitzt. Dann haben die USA alle Hände voll zu tun, selbst mit dem Rücken an die Wand zu kommen.
Bei einem Börsencrash ist das in kürzester Zeit möglich. Deswegen wird Europa schutzlos sein, wenn die Russen angreifen. Noch ist das Bombardement durch die NATO-Staaten in Serbien nicht vergessen, und der Panslawismus ist immer noch eine treibende Kraft. Das dürfen wir nicht vergessen.
Was die Bundeswehreinsätze angeht: Eigentlich ist die Bundeswehr als reine Verteidigungsarmee konzipiert. Dennoch wird sie überall eingesetzt. Das mit Afghanistan mag ja noch angehen, da mit dem Anschlag auf das WTC die gesamte westliche Welt getroffen wurde, und die El Kaida wirklich ein schlimmer Haufen sind, dennoch nutzt es nichts, eine ohnehin reduzierte Armee quer über den Globus zu verteilen.
Das aber wiederum wird mit zu den Szenarien beitragen, welche in den Prophezeiungen angekündigt sind.

Badland Warrior




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