Otto von Habsburg und R. N. von Coudenhoeve-Kalergi
Geschrieben von JeFra am 12. Mai 2002 17:30:26:
Als Antwort auf: Der Deutsche Kaiser (?!) geschrieben von Chris am 11. Mai 2002 21:11:07:
Bekanntlich ist Otto von Habsburg Vorsitzender der Paneuropäischen Union. Gegründet wurde diese von dem umtriebigen Publizisten R. N. Coudenhove-Kalergi. Wer sich nicht näher mit Politik befaßt, wird wenig über diesen Mann wissen, dessen Aüßerungen aber einen sehr interessanten Kommentar zur politischen Tätigkeit Ottos von Habsburg liefern. Man würde kaum erwarten (und ich war damals sehr erstaunt), daß ein vorgeblich christlich-konservativer Politiker die Organisation eines Mannes unterstützt, aus dessen Feder Sätze wie die nachhar zitierten geflossen sind. Inzwischen freilich erstaunt mich in dieser Hinsicht nichts mehr. Es handelt sich, neben diversen Stellen etwa in den Büchern von Bekh oder den Aufsätzen von F. Romig, um einen der Gründe für meine außerordentlich negative Haltung gegenüber dem sogenannten katholischen Konservativismus.
Ich berufe mich auf einen Artikel in der FPÖ-nahen Akademikerzeitschrift 'Aula' 6/94 (Autor: Martin Hobek), in der vorwiegend, aber nicht ausschließlich, christlich-konservative Autoren publizieren. Hobek zitiert aus dem Buch 'Praktischer Idealismus' von 1925 (PI) sowie aus der Ausgabe der 'Reichspost' vom 30. 8. 1935 (im Folgenden RP). Die Originalquellen sind aus naheliegenden Gründen nicht leicht beschaffbar. Der Charakter der Schriften Coudenhove-Kalergis ist aber auch aus anderen Quellen vielen Leuten bekannt, die sich intensiver mit politischen Fragen beschäftigen. In diesem Zusammenhang wäre die Stellungnahme des Habsburgers interessant. Ich habe vor einiger Zeit in einem seiner neu erschienenen Bücher vergeblich danach gesucht, obwohl er sich darin mehrfach auf Coudenhove-Kalergi beruft. Es findet sich lediglich der Hinweis, daß man doch rechte Politiker besser totschweigen soll. Dasselbe gilt für die im Vorgangsbeitrag zitierte Web-Seite. Ich richte diese Frage auch an die katholisch-Konservativen und an die Habsburger-Fans in diesem Forum: Was halten Sie von diesen Zitaten. Glauben Sie, daß Hobek falsch zitiert? Wenn nein, warum unterstützen Sie eine derartige Bewegung? Wenn die Zitate echt sind und Otto von Habsburg eine solche Politik ablehnt, hätte es für einen prominenten Mann wie den Habsburger nahegelegen, eben eine eigene Organisation zu gründen.
Nun also zu den Zitaten. Es liegt nahe, mit dem Verhältnis zum Christentum anzufangen.
Erst mit der Emanzipation Europas vom Christentum - die mit Renaissance und Reformation begann, in der Aufklärung ihre Fortsetzung und in Nietzsche ihren Höhepunkt fand - kam Europa wieder zu sich und trennte sich geistig von Asien.
Nun bin ich kein Christ und lehne von den im Nebensatz zitierten geistigen Strömungen lediglich Nietzsche ab. Auch liegt mir nichts darin, mir über diese Frager anderer Leute Kopf zu zerbrechen. Für einen christlich-Konservativen ist die Parteinahme für die Bewegung des Autors dieser Zeilen trotzdem sehr merkwürdig.
Zur Rassenfrage aus PI, S. 20ff
Meist ist der Rustikalmensch Inzuchtprodukt. ... Die Wesenszüge, die sich aus dieser Inzucht ergeben, sind: Treue, Pietät, Familiensinn, Kastengeist, Beständigkeit, Starrsinn, Energie, Beschränktheit, Macht der Vorurteile, Mangel an Objektivität, Enge des Horizontes. ... In der Großstadt begegnen sich die Völker, Rassen, Stände. In der Regel ist der Urbanmensch Mischling aus verschiedensten sozialen und nationalen Elementen. ... Die Folge ist, daß Mischlinge vielfach Charakterlosigkeit, Hemmungslosigkeit, Willensschwäche, Unbeständigkeit, Pietätlosigkeit und Treulosigkeit mit Objektivität, geistiger Regsamkeit, Freiheit von Vorurteilen und Weite des Horizontes verbinden.
Die Aussage über Mischlinge muß natürlich nicht biologisch gemeint sein, sondern könnte sich auch auf eine der naheliegenden Konsequenzen des Multikulturalismus beziehen. Dieser ist ja schon oft, gut bezeugt und in systematischer Weise wohl zuerst von den Assyrern unter Tiglath-Pilesar III., benutzt worden, um eine willenlose und widerstandsunfähige Bevölkerung aus willfährigen Untertanen zu bekommen. Ich halte diese politische Anwendung des Multikulturalismus für durch und durch verbrecherisch. Habsburger-Freunde, kennt ihr dieses Zitat und was haltet ihr davon? Warum unterstützt ihr diesen Mann?
Interessant ist vielleicht noch die Bezeichung der Juden als 'geistige Führerrasse' Europas (PI, S. 33).
Über den Bolschewismus:
Das Chaos moderner Politik wird erst dann ein Ende finden, bis eine geistige Aristokratie die Machtmittel der Gesellschaft ... an sich reißt und zum Segen der Allgemeinheit verwendet. Eine entscheidende Etappe zu diesem Ziel bildet der russische Bolschewismus, wo eine kleine Schar kommunistischer Geistesaristokraten { sic ! } das Land regiert und bewußt mit dem plutokratischen Demokratismus bricht, der heute die übrige Welt beherrscht. { PI, S. 33 }
Die Zukunft gehört Krassin [ bolschewistischer Wirtschaftstührer, Anm. ] - über die Wirtschaft der Zukunft entscheidet das bolschewistische Experiment. Darum liegt es im eigensten Interesse der ganzen Welt, dieses Experiment nicht nur nicht zu stören, sondern nach Kräften zu fördern: ... { PI, S. 129}
Der Kommentar in [] stammt von Hobek, die in {} von mir. Otto von Habsburg einer der Totengräber des Kommunismus?
über den faschistischen Abbesinienkrieg:
Wer wie Cecil Rhodes in Kontinenten denkt, muß anerkennen, daß Italien im afrikanischen Konflikt ebenso der Pionier Europas ist, wie Abessinien der Pionier der panafrikanischen Idee. ... Hier scheiden sich die Anschauungen und Interessen Paneuropas von denen des Völkerbundes. Denn für den Völkerbund handelt es sich um einen Konflikt zwischen zwei gleichberechtigten Mitgliedsstaaten, für Paneuropa um die Auseinandersetzung zwischen einer der ersten europäischen Kulturmächte und einem afrikanischen Eingeborenenstaat. {RP, 30. 8. 1935}
MfG
JeFra
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- Re: Otto von Habsburg und R. N. von Coudenhove-Kalergi JeFra 12.5.2002 20:06 (0)