Hochdeutsch-Übersetzung

Geschrieben von Andy1200 am 26. Oktober 2005 17:34:12:

Als Antwort auf: Zurück zu den Quellen, Teil 2/20 (Rachel/Lusen 1925) geschrieben von randomizer am 26. Oktober 2005 15:18:08:

>mühlhiasl, wenn jemand den bayrischen text ins hochdeutsche übersetzen mag: gerne!


Habs versucht, ist ja meine Muttersprache, hier das Ergebnis.

Oh mein Gott, die Zeiten!
Wer hätte das für möglich gehalten, daß es so liederlich werden könnte.
Am allermeisten, das darf man schon glauben, stört das die alten Leute.
Wenn man die neumodische Kleidung so betrachtet.

Wir haben halt unsere Jacke angezogen, sonntags wie werktags, waren gesund und haben uns am Leben erfreut und auch eine Frau gekriegt.
Aber die jungen Leute, klug sind sie und schön auch, und Uhren und Ketten haben sie umgehängt, möchtest fast glauben, es ist aus.
Zu meiner Zeit haben die meisten Leute Uhren gar nicht gekannt. In die Pfütze haben sie geschaut, daß man gesehen hat wie hoch die Sonne steht. Und viel schöner ist es gegangen als jetzt.
Prophezeit ist es ja schon immer gewesen, aber wer hätte geglaubt, daß das noch wahr wird?
Der Bayerische Wald wird angebaut wie ein Garten, schau dir das (Bäume)-Pflanzen an.
Viel Fabriken, Werkstätten und Sägewerke werden gebaut. Und viel Geld wird in den Bayerischen Wald hereingeschickt, das Holz wird dagegen alles fort gefahren, genau so ist es jetzt. Die roten uns weißen Dächer kommen auf.
Auf jedem Stock sitzt ein Jäger, das ist ein Beauftragter der Förster, daß man keinen Baum mehr fällen soll.
Die Kleiderpracht wird so hoch, daß man die Frau und die Magd nicht mehr auseinanderkennt, Städter nicht von den Bauern.
Die Frauen spürt man wie einen Geißbock.

An der Schwarzen Straße wird fleißig gebaut. Ausbauen möchte sie man noch gerne, aber es geht nicht mehr, weil der Große Krieg kommt.
Sie haben auch die Waldbahn nicht mehr ausgebaut, im Herbst 1914 wäre sie fertig geworden.
Durch einen Kleinen gehts an, aber dann kommen alle übereinander.
Gegen den Kleinen können sie aber nichts ausrichten.
Und ein Fürstentum war es mal, der möchte über die ganze Welt Herr werden. Seine Macht wird aber so klein, daß er unter einem Birnbaum leicht unterstehen kann.

Das ist auch so geworden. Die Leute sind nicht mehr Herr ihres Eigentums. Bist du etwa im Krieg Herr gewesen über dein Zeug? Zuletzt kommt einer übers Wasser und macht den Krieg aus. Das ist der Amerikaner, jetzt wissen wir recht gut, was das alles zu bedeuten hat.
Und Geld kommt auf, daß keinen Wert mehr hat. Es kommt aber wieder eine Zeit, wo Geld gesucht wird.
Dann kommt eine große Revolution. Da geht es fürchterlich zu. Dann wird alles verbrannt und gemordet und wenn man drüberhalb der Donau noch eine Kuh findet. der soll man ein silbernes Glöckerl anhängen. Und wenn sich zwei Leute treffen so werden sie sagen:
"Na, Bruder, wo warst denn du, Na, Schwester, wo hast denn du dich versteckt?"

Zu Zwiesel oben sitzen die Leute noch in der unteren Stadt beim Bier und oben kommen sie schon daher.
Alle Leut werden flüchten, es braucht aber keiner mehr mitnehmen als zwei Laib Brot und wenn er einen verliert, soll er sich nicht bücken, weil ein Laib auch leicht reicht, so schnell geht die Gaudi. In Köln am Rhein draussen ist die Hauptschlacht. Der Rhein wird ganz rot vor lauter Blut.

Der Waldstreifen wird aber verschont bis zur umgekehrten Kirche- das kann evtl. Freyung sein- und bis zum Bach wo die schwarzen Fische sind -(Das ist ein Forellenbach. Die schwarzen Fische hören bei Grafenau und zu Röhrnbach auf.)
Wenn draussen alles kaputt gemacht ist, dann gehen die Leute vom Bayerischen Wald zuerst freiwillig hinaus und siedeln sich an. Es wär aber bei uns herinnen auch gar nicht so schlecht, aber die Leute werden dann haufenweise rausgetrieben und aus den Fenstern wachsen Brennesseln.
So wird der Bayerische Wald wieder öde ohne Hunger, Krieg und Sterben.


Zwei Anmerkungen bzw. Vermutungen von mir noch dazu:
Die Jäger, die aufpassen, daß man keinen Baum mehr fällen soll, könnten Nationalparkrancher sein. Da darf ja nichts mehr gefällt werden.

Und zum Letzten Absatz, evtl will die neue Regierung dann nach dem Krieg, daß alle die arbeiten können in fruchtbare Gegenden ziehen, um die Ernährung sicherzustellen, und denen im Wald wird befohlen, dort hin zu ziehen.

Gruß Andy




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