Re: Jacob Böhme
Geschrieben von Johannes am 17. August 2005 13:28:47:
Als Antwort auf: Jacob Böhme geschrieben von Tahca Ushte am 17. August 2005 12:36:32:
> Ich habe in dem Buch "Nahe an zweitausend Jahre" von M. Kahir von einem
> Jacob Böhme gelesen. Leider konnte ich keine entsprechenden Texte im Inter-
> net finden, um diese als Diskussions- und Beurteilungsgrundlage reinzustel-
> len. Überhaupt findet sich nur sehr wenig von oder über Böhme im Netz.
Hallo T.U.,
es gibt schon einiges im Netz über ihn, aber von habe ich auf Anhieb nichts finden können. Hier eine Beschreibung seiner Auffassungen:
Jacob Böhme (1575 - 1624) war ein Schuster, also ein einfacher Mann aus dem Volke. Er schreibt, was intuitiv in ihm aufsteigt. Er hat ein religiöses, metaphysisches Bedürfnis. Er steht in der Tradition der Mystik. Daher erinnert vieles bei ihm an Meister Eckhart. Er geht aber mit seinem dialektischen Denken über diesen hinaus. Interessant ist, daß Böhme, obwohl er einen ganz anderen Ansatz hatte, zu doch erstaunlich ähnlichen Auffassungen gelangte, wie z. B. Cusanus und Bruno. [Es gibt eben viele Wege zur Wahrheit!]
Pantheismus: Alles sei Gott, alles sei in Gott. "Wenn du die Tiefe und die Sterne und die Erde ansiehest, so siehst du deinen Gott, und in demselben lebest und bist du auch, und derselbe Gott regiert dich auch, und aus demselben Gott hast du auch deine Sinne und bist eine Kreatur aus ihm und in ihm, sonst wärest du nichts. ... Also können wir mitnichten sagen, daß Gottes Wesen etwas Fernes sei, das eine sonderliche Stelle oder Ort besitze oder habe; denn der Abgrund der Natur und Kreatur ist Gott selber." (Alle Zitate aus Störig, S. 309f.) [In indischer Terminologie: Die Welt ist Brahman. Und Brahman und Atman sind letztlich identisch.]
Dialektik: Woher stammt das Böse, wenn alles Gott ist? Es müsse etwas Böses geben, da es sonst nichts Gutes gäbe. Es gebe einen sich durch alles Sein und durch alles Denken hindurchziehenden Widerspruch, ohne den es nichts gäbe. Dieser Widerspruch sei die innerste Triebkraft der Welt. Das Böse sei schon im göttlichen Grunde der Welt angelegt. [Kein Wunder, das Hegel Böhme sehr verehrte. Obwohl er gerade bei der Beurteilung des Bösen inkonsequenter Weise Böhme nicht folgt.]
Willensfreiheit: Aktualität gewinne das Böse aber erst im Menschen, der sich zwischen den Reichen des Guten und des Bösen mit absoluter Freiheit entscheiden müsse. "Denn ein jeder Mensch ist frei und wie ein eigener Gott, er mag sich in diesem Leben in Zorn oder in Licht verwandeln. ... So der Mensch freien Willen hat, so ist Gott über ihn nicht allmächtig, daß er mit ihm tue, was er wolle. Der freie Wille ist aus keinem Anfange, auch aus keinem Grunde, in nichts gefaßt oder durch etwas geformt. Er ist sein selbereigener Urstand aus dem Worte göttlicher Kraft, aus Gottes Liebe und Zorn."
Erlösung: Das Aufgehen der Seele in Gott, mit dem sie letztlich identisch sei. "Der innere Grund der Seele ist die göttliche Natur ... Sie ist das Zentrum Gottes ... Darum ist die Seele Gottes eigen Wesen." Die Begierden fesselten unser Gemüht. "... also daß der Wille sich über alle Sinnlichkeit und Bildlichkeit in den ewigen Willen des Urgrundes vertiefe, aus dem er ist anfänglich entstanden, daß er in sich nichts mehr wolle, ohne was Gott durch ihn will -, so ist er in dem tiefsten Grunde der Einheit." [In indischer Terminologie: Atman soll völlig in Brahman aufgehen.]
Christ oder Nichtchrist: Seine Auffassungen gab Böhme in christlicher Einkleidung wieder. Es ist bis heute umstritten, ob er eine nichtchristliche Auffassung nur christlich einkleidete, oder ob es sich um eine mögliche Art der Interpretation des Christentums handelt. [Für mich besteht da überhaupt kein Zweifel, daß es sich hier nicht um Christentum handelt. Das ist Pantheismus. Und das erinnert an den Gnostizismus.]
(entnommen aus http://www.philolex.de/boehme.htm - diese Seite enthält viele weiterführende Links im Text, die ich nicht mitkopiert habe, also schaut dort bitte mal rein)
> Böhme wird aber ab zu zu in einem Atemzug mit Swedenborg und Lorber genannt,
> die auch hier sicherlich bekannter sein dürften.Die sind bekannt, Böhme kaum. Er muß aber auch einiges zu Prophezeiungen geschrieben haben, z.B. gibt es die Schrift
> Die letzte Posaune an alle Völker oder Prophezeyungen des gottseligen und
> hocherleuchteten Theosophi Jakob Böhmens von dem nahefeyenden Untergang des
> Antichrists und Babels ...> Kuhlmann, Quirinus. Neubegeisterter Böhme, begreiffend hundert funffzig
> Weissagungen, mit der fünfften Monarchie oder dem Jesus-Reiche des hollän-
> dischen Propheten, Joan Rotheus, übereinstimmend und mehr als 1,000,000,000
> Theosophische Fragen, allen Theologen und Gelehrten zur Beantwortung vorge-
> legt; ...> Benz, Ernst. Der Prophet Jakob Boehme: Eine Studie über den Typus nachrefor-
> matorischen Prophetentums.Gefunden habe ich diese Titel hier: http://pegasus.cc.ucf.edu/~janzb/boehme/boehmebib.htm
Nach der Schriftenliste auf dieser Seite scheint sich Böhme hauptsächlich mit Philosophie und Lehren beschäftigt zu haben, aber ich hoffe, daß wir im Forum noch etwas aus seinen Prophezeiungen finden, um da mal einen Blick drauf werfen zu können.
Gruß
Johannes
- Schuhmacher und Poet dazu ? franke43 17.8.2005 14:28 (0)
- Re: Jacob Böhme Tahca Ushte 17.8.2005 14:12 (2)
- Re: Jacob Böhme Tahca Ushte 17.8.2005 15:04 (1)
- Re: Jacob Böhme Ranger 17.8.2005 15:25 (0)