Re: Betreffend al-Quaida's präsumptives Nukleargewaffel .....

Geschrieben von Umlandt Gerhard am 26. Juli 2005 23:20:

Als Antwort auf: Betreffend al-Quaida's präsumptives Nukleargewaffel ..... geschrieben von NoPasaran am 09. Februar 2004 12:58:49:


Zum Posting von "NoPasaran" möchte ich Stellung nehmen, weil die darin gemachten
Ausagen so nicht zutreffen.

Es wird darin behauptet, daß ein "Nuklearsprengsatz" nach etwa 10 bis 15 Jahren
nicht mehr einsatzfähig sei. Aufgrund des radioaktiven Zerfalls komme nach dieser
Zeit keine "kritische Masse" mehr zusammen.

An dieser Sichtweise ist gleich mehreres falsch.

Der Autor unterscheidet nicht zwischen Fusions- und Spaltungsbomben. Letzteres
sind `herkömmliche´ Atombomben.

Während bei Fusionsbomben, das sind Wasserstoffbomben, die Lagerzeit eine
Rolle spielt und die Wirkung nachläßt, wenn die Bombe nicht mehr `frisch´ ist, ist
das bei Spaltungsbomben viel weniger der Fall.

Die Masse des spaltbaren Materials nimmt durch den radioaktiven Zerfall zwar
ab, aber entscheidend ist dabei, wie sehr. Das ausschlaggebende Kriterium
ist dabei die sog. Halbwertszeit. Für Plutonium 239, wie man es für eine Spaltungsbombe
verwendet, beträgt die Halbwertszeit etwa 24.000 Jahre. Das heißt, nach 24.000 Jahren
ist immer noch die Hälfte des Spaltmaterials vorhanden. Der Verlust an Spaltmaterial,
der nach 15 Jahren eingetreten ist, ist daher vernachlässigbar gering.
Soweit dazu.

Ein anderer Irrtum des Autors besteht in der Annahme, daß eine "kritische Masse"
für eine Atomexplosion erforderlich sei. Das ist triviale Atomphysik für den
Schulgebrauch. Auf die Masse im eigentlichen Sinn, kommt es gar nicht an,
um eine Kettenreaktion zustande zu bringen. Was man mit dem Begriff "kritische Masse"
meint ist, daß soviel Spaltmaterial vorhanden sein muß, um die erforderliche
Neutronenflußdichte für die Aufrechterhaltung der Kettenreaktion zu erreichen. Mit
anderen Worten: wenn die Masse zu klein ist, haben die neuen freigesetzten
Neutronen das Material schon verlassen, bevor sie wechselwirken und neue
Atome spalten können. Wenn mehr Material da ist, treffen die Neutronen zuvor
auf spaltfähiges Material.
Daraus folgt nun aber, daß es überhaupt nicht auf die "Masse" ankommt, sondern
nur darauf, daß die Neutronen nicht verlorengehen, sondern wieder auf spaltbare
Atome treffen. Dies läßt sich nun auch unterhalb der sog. "kritischen Masse" dann
erreichen, wenn man das Material genügend verdichtet oder es auf andere Weise
gelingt, die Kettenreaktion auszulösen.
Bei Implosionsbomben wird das Spaltmaterial durch Sprengstoff hoher Brisanz
so stark komprimiert, daß es eine viel höhere Dichte hat! In diesem Zustand ist das
Spaltmaterial bereits flüssig und stark komprimiert. Durch die höhere Dichte wird
die freie Weglänge der Neutronen kürzer, sie treffen wieder eher auf ein Atom,
anstatt dazwischen durchzusausen. Eine "kritische Masse" im eigentlichen Sinn
gibt es daher nicht, es kommt nur darauf an, das Material genügend zu verdichten.
Eine andere Technik, die Kernreaktion auszulösen, kommt aus der Fusionsforschung,
wo man jahrelang daran forschte, das Reaktionsmaterial durch hohe Energiezufuhr
mittels Laser zur Fusion anzuregen. Diese Technik läßt sich auch auf Spaltmaterial
übertragen, womit man auch kleinste Mengen zur Kettenreaktion bringen kann.

In diesem Forum findet sich ein Beitrag vom 3.11.2004 "Deutsche Koffer-Atombomben"
mit Links zu Zeitungsberichten, worin es u.a. heißt: "Eine millimetergroße Perle aus
Plutonium 239 genügt. Im Brennpunkt eines Ellipsoids, einer Eiform aus Keramik,
angebracht, kann die Perle mittels eines Laserimpulses so hoch verdichtet werden,
dass es zu einer Mini-Atombombenexplosion kommt."

Ein gewisser Denkfehler besteht definitiv darin, die terroristische Gefahr zu
verniedlichen. Mit für jedermann erhältlichem [Material] läßt sich nämlich eine so
starke Bombe bauen, die in ihrer Wirkung knapp unterhalb der kleinsten taktischen
nuklearen Atomwaffen rangiert. [...] Wie
man sieht, könnte eine Terrorgruppe, die das wirklich wollte, in einer City
auch ohne extremen Aufwand ein Desaster anrichten.


[Letzter Absatz von Johannes nachbearbeitet]

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