Typisches "Westkirchengesülz"
Geschrieben von franke43 am 03. Mai 2005 10:55:07:
Als Antwort auf: Benedikt XVI. und die Ökumene (Kommentar im "Rheinischen Merkur") geschrieben von Astronom am 30. April 2005 18:39:21:
Hallo
Der ganze Text geht mal wieder nur von der Spaltung
und Wiederannäherung der Westkirchen aus. Gerade als
ob das die einzigen Glaubensgemeinschaften wären, die
sich auf den gemeinsamen Herrn Jesus Christus berufen.Aber die eigentliche und wirklich Ernst zu nehmende
"Konkurrenz" der katholischen Kirche um die Gunst des
Herrn sind die Ostkirchen, also was man gemeinhin als
"Orthodoxie" zusammenfasst.Diese Kirchen sind nämlich noch tiefer in der Tradition
der Urkirchen verwurzelt als die katholische Westkirche,
die ja selbst als lateinische Abspaltung von den
griechischsprachigen Urkirchen des Missionsraums von
Paulus und Petrus ZUERST entstanden ist.Der Übergang vom Altgriechischen zum Lateinischen als
Sprache des Ritus in der Westkirche war ja eigentlich
ein Zugeständnis, keine Verkündigung einer tiefer-
gehenden theologischen Wahrheit.Diese Lage wurde in der Zerfallsperiode des römischen
Reichs und durch den Zusammenbruch de lateinischen
Westreichs dann zementiert, weil die vakante weltliche
Führungsrolle der Westkaiser auf die geistliche
Führung des römischen Episkopats übertragen wurde.Damit war aber die griechische Ostkirche von Anfang
an nicht einverstanden, denn im Ostreich bestand die
weltliche Kaisermacht neben der geistlichen Hoheit
der Orthodoxie weiter. Eine Erhebung der ostkirchlichen
Patriarchen in eine Pontifikatsmacht" war nicht möglich,
weil die Ostkaiser den altrömischen religiösen Titel
des "obersten Brückenbauers" (Pontifex maximus) nie
an die Kirchenführer abgetreten haben. Das war auch
nach 1453 nicht möglich. Da erlosch zwar das Ost-
kaisertum, aber mit ihm leider auch die herausragende
Stellung des christlichen Glaubens im Osten. Wehalb
ja dann auch das vakante Ostkaisertum später vom
russischen Grossfürstentum Moskau usurpiert und auf
Moskau (Drittes Rom) übertragen wurde. Vollstrecker
dieser Tat war Russlands erster Ostkaiser und Zar,
nämlich Iwan der Schrecklche.Wenn heute der römische Bischof eine Sonderstellung
innerhalb der Weltkirche beansprucht, dann wird das
zwar mit der Nachfolgerschaft von Petrus begründet,
aber der wirkliche Hintergrund liegt in der Übertragung
des kaiserlichen Pontifextitels auf den römischen
Bischof bei Erlöschen der westlichen Kaiserlinie.
Als nach langer Zeit wieder ein Westkaiser gekrönt
wurde (Karl der Grosse), machte der Kröningsritus
deutlich, dass der Titel Pontifex beim Papst zu
verbleiben hatte. Der neue Westkaiser war Kaiser
von Papstes Gnaden und mit eingeschränktem Titel,
was für den Basileus in Byzanz und für die späteren
russischen Zaren nie gegolten hat.Daraus erklärt sich auch das Unverständnis der
Orthodoxie gegen dem Primat des Papsttums. Dazu
haben noch spätere Missklänge beigetragen, wie das
grosse offizielle Kirchenschisma 1054 und später die
brutale Eroberung von Byzanz durch ein Kreuzfahrer-
heer unter Führung des Venezianer Dogen Enrico
Dandolo 1204. Die lateinischen Katholiken hausten
im heiligen Byzanz mindestens genauso schlimm
wie 250 Jahre später die muslimischen Türken.
Orthodoxe Priester undMönche wurden von den
Glaubensbrüdern abgeschlachtet, Tausende heiliger
Reliquien in den Westen verschleppt und die
Kirchen geschändet - nicht durch Türken oder
Araber, sondern durch "Mitchristen".Dürfen wir wirklich erwarten, dass die Ostkirchen
all das einfach vergessen ? Vergeben ja, aber
vergessen ??Gruss von einem fragenden
Franken
- Na also JoeKaiser 03.5.2005 11:55 (3)
- Das Schlimme ist franke43 03.5.2005 12:43 (2)
- una sancta Zetountis 03.5.2005 13:33 (1)
- Immer diese schwammigen Formulierungen franke43 04.5.2005 07:43 (0)
- Re: Typisches "Westkirchengesülz" Zwobbel 03.5.2005 11:13 (2)
- Re: Typisches "Westkirchengesülz" Backbencher 03.5.2005 11:39 (0)
- Ich muss auch sagen franke43 03.5.2005 11:29 (0)