Grundsatzgedanken zum Jahresende

Geschrieben von Templar am 31. Dezember 2004 14:07:21:

Salve zusammen

Auch auf die Gefahr hin, mich mal wieder absolut unbeliebt zu machen, möchte ich dennoch ein paar Grundsatzüberlegungen mit euch teilen.

In einem anderen Forum wurde der Begriff der Betroffenheitssentimentalität lanciert, die Kontroverse darum hat nun auch hier Einzug gehalten. Letztlich gehts um die Frage, warum uns eine solche Katastrophe nun mehr schocken soll, als die 24'000 Hungertoten die jeden einzelnen Tag des Jahres sterben. Es schockt uns, weil es so viele aufs Mal sind, es schockt uns weil mal wieder praktisch alle Länder und Völker betroffen sind, es schockt die Leute hier im Forum erst recht, weil das mal ein apokalyptisches Szenario ist, wie manche sich das sonst nur in ihrer Phantasie blühendst auszumalen pflegen. Nun konkret damit konfrontiert, hält profundes Erschrecken Einzug.

Und damit haben wir hier ganz unterschiedliche Ebenen, die wild durcheinandergehen. Spenden oder nicht spenden? Wer nur spendet, um sein sattgefuttertes schlechtes Gewissen irgendwie zu beruhigen, sorgt letztlich dafür die Zustände weiter zu zementieren. Denn den Rest des Jahres beschränkt sich seine Mildtätigkeit darauf, den Obdachlosen mitleidige Blicke zukommen zu lassen. Ebenso unerträglich ist diese ganze verlogene Betroffenheits-Zur-Schau-Stellung. Mit dem nun zu beobachtenden Elan und den gemeinsamen Anstrengungen, sowie logitischen Bemühungen, wäre es eine Sache von ein paar Jahren, um das meiste Elend auf dieser Welt zu beseitigen und Millionen mit Essen und Wasser zu versorgen. Aber eben, die meiste Zeit dümpelt dieser Elan in grenzenloser Selbstgefälligkeit rum. Ebenso ekelhaft erscheinen einem allerdings auch die vor Zynismus und Menschverachtung triefenden Postings (Scheiss Touristen-Asiaten-Muslime-Menschen, sollen doch selber zusehen wo sie bleiben), welche man quer durch die Forenlandschaft beobachten kann.

Um aber beim Thema zu bleiben: Was lernen wir aus dieser Katastrophe? Lernen wir überhaupt etwas? Ich als bekennender Apokalyptiker, -jahrelang der Menschheit nichts als Erdbeben und Pestilenz an den Hals gewünscht- sehe mich in meinen Grundfesten erschüttert. Prophezeiungen dienten mir lange nur als Bestätigung für meine düstersten Vorahnungen. Seit längerem denke ich, dass Prophs vor allem die Abgründe des menschlichen Kollektivs abbilden. Mit dieser Flutwelle ist endgültig bewiesen, dass Prophezeiungen als Vorwarnsystem nicht taugen. Und um sich abzeichnende weltpolitische Entwicklungen zu interpretieren, brauche ich keine Prophezeiungen, sondern Beobachtungsgabe und ein wenig gesunden Menschenverstand. Und selbst dann bleibt noch genug im Unberechenbaren Bereich.

Wie gesagt, was nützt dir die schönste Vorbereitung, wenn es genau DICH in der Lawine erwischt, am Strand, im Stau, auf dem Business-Flug? Und garantiert genau dann, wenn du nicht damit rechnest. Tja, da sind wir dann wieder: Mensch, du hast nur das JETZT zum leben.

In LVX vel NOX

Templar


PS: Wieviele Leute schreiben hier mit? Und wenn jeder nur 5 Euro pro Jahr bereitstellen würde, was könnte allein das Proph-Forum damit bewegen...


Antworten: