Re: Hellseher und Orakel: Ist die Zukunft vorherbestimmt oder veränderbar?

Geschrieben von Fred Feuerstein am 19. Dezember 2004 15:45:03:

Als Antwort auf: Arten von Visionen, Schauungen etc. geschrieben von Baldur am 19. Dezember 2004 04:00:43:

Hallo Baldur,
Im Buch "Armageddon", von Leo H. DeGard, findet sich ein recht interessanter Artikel über die Möglichkeit der Vorher-Bestimmtheit, bzw. Veränderbarkeit der Zukunft:

(Vorbemerkung, Disclaimer: Den Auszug sehe ich als Werbung für dieses sehr empfehlenswerte gut recherchierte Buch an !)

Quelle: "Armageddon", Leo H. DeGard S.13-26:

3 - HELLSEHER UND ORAKEL -IST DIE ZUKUNFT VORHER-BESTIMMT ODER VERÄNDERBAR?

Bevor wir zu den Prophezeiungen kommen, die unsere nächste Zukunft betreffen, wollen wir uns zunächst noch dem Phänomen selbst wid-men. Was sind das für Menschen, die das Zweite Gesicht haben, die Fähigkeit zu außersinnlicher Wahrnehmung, und die damit Ereignisse der Zukunft oder der Vergangenheit erkennen können?

Das Phänomen tritt häufiger bei stillen, ruhigen, eher unauffälligen und nach innen gewandten Personen auf, oder auch bei Menschen, die z. B. beruflich mit der Natur verbunden sind wie Bauern oder Schäfer und die dadurch abseits jener Alltagshetze stehen, die das Leben modemer Großstadtmenschen prägt. Bei manchen besteht diese Gabe von Kind-heit an und verliert sich im Lauf der Jahre. Bei anderen ist sie Folge eines Nahtoderlebnisses infolge Krankheit oder Unfall. Bezeichnend für außersinnliche Wahrnehmungen ist - und das ist auch genau das, was sie von einem gewöhnlichen Traum unterscheidet -, daß der Seher ein Ereignis noch deutlicher, klarer und eindrücklicher sieht, als es auf natürliche Weise je wahrgenommen werden könnte. Die Szene dringt ins Bewußtsein mit allen Einzelheiten, die aufgrund ihrer Dimension oder Geschwindigkeit sonst kaum erfaßt werden könnten. Die Flut an Eindrücken ist dabei so groß und stark, daß sie seelisch kaum ertragen werden kann, viele Seher leiden schwer unter ihren Gesichten, vor allem, wenn sie unerfreuliche Dinge gezeigt bekommen.
Meist bleibt der Inhalt der Gesichte auf Ereignisse des gewöhnlichen Lebens beschränkt und betrifft markante Geschehnisse im familiären Umfeld, wie Todesfälle, Hochzeiten oder Geburten. Oft kommt es auch vor, daß dem Seher jede Beziehung zu dem geschauten Bild fehlt, oder er sieht Dinge, die er nicht verstehen kann. Gelegentlich aber haben die Gesichte auch apokalyptischen Charakter, wie z. B. Kriegsszenen oder Naturkatastrophen.
Gerade in abgeschiedenen Gebieten, wie beispielsweise dem Bayeri-schen Wald in Deutschland, in denen noch heute die Uhren anders zu ticken scheinen als anderswo, tritt das Zweite Gesicht häufiger auf.
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Auch Westfalen, hier besonders die Gegend des Haarstrangs, war früher bekannt für einen Menschenschlag, dem das Zweite Gesicht zu eigen war. Deshalb verfügen diese Regionen über einen reichhaltigen Schatz alter überlieferter Prophezeiungen, die sich im Falle Westfalens zumeist um die legendäre »Endzeitschlacht am Birkenbaum« drehen, bei der die Völker des Westens gegen die Völker des Ostens dereinst eine letzte, alles entscheidende Schlacht schlagen sollen.
Einer dieser Propheten aus Westfalen war Peter Schlinkert aus Meschede, der 1763, nach Beendigung des Siebenjährigen Krieges, den er als Serbelloni-Kürassier mitgemacht hatte, in den Dienst seines damaligen Landesherms, des Kurfürsten Clemens August von Köln, trat. Dort lieferte er den ersten Beweis seiner Sehergabe. Als der Fürst nämlich eines Tages in seinen Wagen steigen wollte, um eine Jagdpartie zu machen, trat Schlinkert vor ihn hin, um ihn vor der Fahrt zu warnen, »denn«, so fügte er hinzu,
»Euer Durchlaucht nun und nimmermehr fahren, weil ein Schuß durch den Wagen geschehen wird, der auf Hochdieselben gemünzt ist«.2
Der Kurfürst stutzte und ließ den Prophe-ten vorläufig festnehmen, bestieg aber ein anderes Fuhrwerk.

Der erste Wagen, in dem ursprünglich der Fürst sitzen sollte, wurde während der Fahrt nun tatsächlich beschossen, aufgrund der Warnung Schlinkerts wurde dabei jedoch niemand verletzt. Schlinkert wurde freigelassen, und der erstaunte Fürst gewährte ihm zum Dank bis an sein Lebensende eine jährliche Pension von 25 Thalern und erfüllte auch seine Bitte um Entlassung aus dem Militärdienst.
Im Bayerischen Wald erzählt man sich bis heute eine alte Prophezei-ung, die schon seit etwa zweihundert Jahren bekannt ist. Als ihr Urhe-ber gilt ein gewisser Mühlhiasi oder Stormberger, auch genannt der Waldprophet. Beide Namen gelten jedoch der gleichen Weissagung, und darum kann man davon ausgehen, daß letztlich nur eine Person, die gegen Ende des 18. Jahrhunderts im Bayerischen Wald gelebt hat, der Urheber sein dürfte. Übereinstimmend lassen alle Quellen in dem Propheten einen eigenartigen Sonderling erkennen, der keiner ortsge-bundenen Beschäftigung nachging und dagegen viel lieber den Wald von der böhmischen Grenze bis über die Donau durchstreifte. Dabei erzählte er überall von seinen Gesichten, die Ereignisse der Zukunft zum Inhalt haben und die seither im Volk lebendig blieben. Eigenheiten des modernen Lebens, die der einfache Mann aus dem 18. Jahrhundert
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in seinen Visionen wahrnahm, wie beispielsweise den Femseher, konn-te er damals nur umschreiben, z. B. mit den Worten:
»Wenn die Bilder in der Wand oben s' Spielen anfangen, kommt eine neue Zeit.«3

Eine seiner Vorhersagen, die in der Zeit vor dem Zweiten Weltkrieg wahr wurde, lautete:
»»Auf dem Zwiesler Kirchturm werden Birken wachsen, die werden so groß wie Fahnenstangen und dann kommen sie herunter.«

Auf dem Kirchturm von Zwiesel wuchsen in den 1930er Jahren, zu einer Zeit, in der die Verbreitung von Prophezeiungen durch die NSDAP generell verboten worden war, nun tatsächlich sieben Birken. Der Kreisleiter verlangte vom damaligen Stadtpfarrer, daß wenigstens die größte der Birken heruntergesägt würde, um den Gerüchten und den Ängsten in der Bevölkerung die Nahrung zu nehmen, denn die Prophe-zeiung des Waldpropheten war trotz des Verbreitungsverbots natürlich weit bekannt. Der Geistliche aber verneinte schlagfertig: »Ich habs nicht hinaufgetan, ich tus auch nicht runter!«4 Gerade diese ganz natür-lich gewachsenen Birken waren für das breite Volk der sicherste Be-weis dafür, daß die Vorhersagen des Waldpropheten nach und nach in Erfüllung gingen.

Eine weitere Prophezeiung besagte, daß von Straubing auf den Pilmersberg (Pilgramsberg) hinein eine Straße gebaut werde, die jetzi-ge Straße Cham-Stallwang-Straubing. Damals war die Gegend aber so unwegsam, daß dies kein Mensch glauben wollte. Ein Bauer, dem der Waldprophet davon erzählte, antwortete nur: »Wenn ich alles glaub, das glaub ich nicht, daß da eine Straße gebaut werden kann.« Viele Jahrzehnte später wurde die Straße gebaut.

Weiter sagte der Waldprophet:
»»»In einem Wirtshaus in Zwiesel werden, die Leute noch beisammen sein, und draußen werden die Soldaten schon über die Brücke reiten. Über den Hennenkobel und den Falken-stein, über den Rachel werden sie kommen! Die Berge werden ganz. schwarz werden von Soldaten. Von Straubing über den Pilgramsberg, auf der Straße, kommen sie einmal heraus, die Rotjankerl. Und die Leut werden aus dem Wald rennen.«
Nachdem man ihn wegen dieser Äuße-rung verlacht und dann gefragt hatte, ob es denn die rothosigen Franzo-sen seien, die da kommen sollten, meinte er:
»»»Die Franzosen sind's nicht, rote Hosen haben's auch nicht, aber die Roten sind's.«5

Lange Zeit konnte sich niemand auf diese Aussage einen Reim ma-chen. Der Prophezeiungsforscher P. Norbert Backmund, der sich jahre-
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lang eingehend mit den Vorhersagen des Waldpropheten beschäftigt hat, berichtet, wie ihm von Menschen, die 1895 schon gelebt haben, mitgeteilt wurde, daß im Volk schon damals die Prophezeiung bekannt war: Die Roten kommen von Osten. Und das, obwohl damals noch niemand wußte, was das zu bedeuten hat, warum sie rot sind, trotzdem sie doch keine rote Kleiung anhaben, und warum sie gerade von Osten kommen.

Erst mit der russischen Oktoberrevolution von 1917 wurde klar, wer diese Roten sind, die von Osten kommen sollten. Und seit vor einigen Jahren Angriffspläne des einstigen Warschauer Pakts aufgetaucht sind, die den Bereich Tschechien-Süddeutschland abdecken, weiß man auch, daß genau die Strasse Cham-Straubing zu einer der ausgewiesenen Vormarschrouten der Roten Armee in der Region zählt.

Neben dem Verlauf der Strasse Cham-Straubing nahm der Wald-prophet auch den Bauboom der letzten Jahrzehnte und die damit aufge-kommenen roten Dachziegel moderner Einfamilienhäusern vorweg. Er kündigt an, daß viele dieser Häuser nach der Katastrophe leerstehen werden:
»»»Man baut schöne Häuser, lauter rotdachige. Die Leut und Häuser werden zuerst recht viel werden; in der Stadt werden 5-und 6-stöckige Häuser baut wie d' Schlösser und d' Pfarrhöf. In Lintach (bei Bogen) wird alles voller Häuser baut, aber nachher wachsen wieder einmal die Brennesseln und Brombeerdörh aus den Fenstern.«6

Das wird sein, nachdem
»»»das Bayernland verheert und verzehrt, das Böhmerland mit dem Besen ausgekehrt wird. Der Wald wird öd werden. Über die böhmischen Berge her werden sie kommen, die Rotjankerl. Und über Nacht wird es geschehen!«^

Die Schwierigkeit, außersinnlich wahrgenommene Dinge und Ereig-nisse richtig zu interpretieren bzw. in der Bilderflut den Zusammen-hang der einzelnen Visionen nicht zu verlieren, hatte auch der Eismeer-fischer Anton Johansson, der 1858 in Nordschweden geboren wurde und später nach Norwegen auswanderte, wo er zum bekanntesten Hellseher des Landes wurde. Johansson bekam während einer Offen-barung im Jahre 1907 in Wort und Bild so viel Erschreckendes kundge-tan, darunter den Untergang der »Titanic«, den Ausbruch des Ersten Weltkrieges und viele weitere Katastrophen und Kampfhandlungen, die sich auf noch ausstehende Ereignisse der Zukunft beziehen, daß er sich nicht mehr an die genauen Zusammenhänge erinnern konnte, als der Inhalt seiner Visionen später schriftlich festgehalten und veröffent-
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licht wurde.

Besonders interessant, weil detailreich, ist seine Vision über den Untergang der »Titanic«:

»»»In der Nacht des Jahres 1907 erfuhr ich auch, daß ein großes, neu-erbautes Schiff mit Namen >Titanic< auf seiner Jungfernfahrt von Euro-pa nach Amerika auf einen Eisberg stoßen und untergehen würde. Dieses Unglück, das ich ungefähr gleichzeitig mit dem ersten Balkan-krieg erblickte, gehörte zu einer Reihe von Ereignissen, die sich kurz vor dem Weltkrieg abspielen sollten. Im Geiste wurde ich an eine Stelle auf dem Atlantischen Ozean nahe der amerikanischen Küste geführt, wo sich das Unglück ereignete. Auf dem Meer schwammen verschieden große Eisberge, die Nacht war stockdunkel und neblig, plötzlich sah ich die erleuchteten Fenster und Laternen eines riesengroßen Dampfers, der sich schnell näherte. Gleichzeitig sah ich in der Fahrtrichtung des Dampfers einen gewaltigen Eisberg. Zunächst hörte ich ein Knirschen und Rauschen, und wenige Augenblicke später durchdrang ein furcht-bares Getöse die Nacht. Das Schiff hatte den großen Eisblock gerammt und begann schnell zu sinken. Mich überfiel schreckliche Angst, und ich mußte den verzweifelten Todeskampf der ertrinkenden Menschen wie im Lichte eines Scheinwerfers mit ansehen.
Die Stimme erklärte mir, daß dieses Unglück als Strafe für den Hoch-mut der Engländer aufzufassen sei. Ich hörte verschiedene Namen von Passagieren, und mit besonderer Deutlichkeit den Astors, des amerika-nischen Multimillionärs. Ich wurde im Geiste ermahnt, an Astor und die Reederei des Schiffes zu telegraphieren, um vor der Reise zu war-nen. Mir war nicht allein der Name des Schiffes, sondern auch derjeni-ge der Reederei und ihre Anschrift in England bekanntgegeben worden. Jahre nach dieser Vision las ich in Lebesby in einer Zeitung von dem Stapellauf eines großen Ozeandampfers in England, der den Namen >Titanic< erhalten hatte. Ich fühlte mich wie gelähmt und sank im Gebet nieder, um den Herrn zu bitten, das Schiff und seine Passagiere zu beschützen. Ich betete noch oft für dieses Schiff, unterließ es jedoch, zu telegraphieren, weil ich mich unsicher fühlte und befürchtete, niemand würde mir glauben. Anderseits war ich aber überzeugt, daß das Un-glück durch meine Gebete verhütet werden könne. Vielleicht war aber dafür mein Glaube nicht stark genug.
In der Unglücksnacht - das stolze Schiff ging in einer Nacht vom Sonntag zum Montag im April 1912 unter - konnte ich keinen Schlaf finden, weil mir sehr angst war und ich mich immer wieder des Namens >Titanic< erinnerte. Außerdem bedrückte es mich, daß ich nicht meine
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Pflicht getan und telegraphiert hatte. Wieder begann ich für das Schiff zu beten, spürte jedoch nach einer Weile, daß das Unglück geschehen war. Mir war nämlich, als schlüge eine Woge über mir zusammen, und in meiner Seele breitete sich Eiseskälte aus. Dann überkam mich große Ruhe.«8

Skeptische Leser mögen nun einräumen, daß es ja leicht ist zu behaup-ten, man habe ein Ereignis schon vorher so gesehen, wenn es dann erst geschehen ist. Johansson stellte seine Sehergabe jedoch vielfach ein-drucksvoll unter Beweis, als Beispiel prophezeite er in einem 1918 erschienenen Buch über die Zukunft Chinas, »daß dort gewaltige Aufstände stattfänden, denen noch weitere folgen würden. Diese Unru-hen würden in der Zeit zwischen dem Weltkrieg und dem Jahre 1953 stattfinden.«9

Die Geschichte zeigte, daß Johansson Recht behalten würde, als der jahrelange chinesische Bürgerkrieg mit dem Sieg der Kommunisten unter Führung von Mao Tse-tung 1949 endete und China zur kommu-nistischen Volksrepublik wurde.

Der vielleicht eindrucksvollste Beweis für das Phänomen der Präkognition sind die sogenannten Feldpostbriefe des Andreas Rill, eines bayerischen Soldaten im Ersten Weltkrieg. Rills Einheit hatte an der Westfront eine Begegnung mit einem französischen Zivilisten, der nicht nur den Verlauf des Ersten Weltkrieges zuverlässig vorhersagte und den Zustand im Nachkriegsdeutschland sowie den Aufstieg Hitlers ankündigte, sondern auch einen Ausblick auf den Dritten Weltkrieg und die ihn begleitenden Naturkatastrophen gab. Die beiden Briefe aus dem Jahr 1914, in denen Rill die Prophezeiungen des Franzosen festhielt und seiner Familie mitteilte, sind bis heute erhalten geblieben und liegen sicher verwahrt im Kloster St. Ottilien bei München. Ein durch einen Spezialisten erstelltes kriminaltechnisches Gutachten ergab kei-ne Anhaltspunkte für eine Fälschung.

»Der Krieg«, kündigte der Franzose an, »ist für Deutschland verloren und geht ins fünfte Jahr, dann kommt Revolution, aber sie kommt nicht recht zum Ausbruch; der eine geht und der andere kommt; und reich wird man; alles wird Millionär, und soviel Geld gibts, daß mans beim Fenster rauswirft und klaubts niemand mehr auf.«

Keiner der deutschen Soldaten wollte ihm damals, zu einer Zeit, als das Deutsche Reich den Krieg zu gewinnen schien, glauben, daß der Krieg
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für Deutschland schlecht enden könnte. Auch war die Revolution von 1918, während welcher der erst kurze Zeit vorher eingesetzte Reich-kanzler Prinz Max von Baden die Regierungsgeschäfte an Friedrich Ebert, den Führer der Sozialisten, übergeben mußte, auf herkömmli-chem Weg keinesweg absehbar. Es folgte eine Hyperinflation, in der der Heizwert der Geldscheine - wie man sagte - höher war, als der der Kohle, die man dafür hätte kaufen können, wenn es sie denn gegeben hätte, und das politische Chaos der Weimarer Republik.

Dann kam die Zeit nach der Weimarer Republik und mit ihr
»ein Mann aus der niederen Stufe, und der macht alles gleich in Deutschland, und die Leute haben nichts Rechtes zu reden, und zwar mit einer Strenge, daß es uns das Wasser bei allen Fugen raustreibt. Denn der nimmt den Leuten mehr, als er gibt, und straft die Leute entsetzlich, denn um diese Zeit verliert das Recht sein Recht, und es gibt viel Maulhelden und Betrüger. Die Leute werden wieder ärmer, ohne daß sie es merken. Jeden Tag gibts neue Gesetze, und viele werden dadurch manches erleben oder gar sterben. Die Zeit beginnt cirka 32 (1932) und dauert neun Jahre, alles geht auf eines Mannes Diktat — sagt er —, dann kommt die Zeit 38; werden überfallen und zum Kriege gearbeitet. Der Krieg dauert nicht ganz drei Jahre und endet schlecht für diesen Mann und seinen Anhang. (...)
Steht an der Jahreszahl vier und fünf (1945), dann wird Deutschland von allen Seiten zusammengedrückt, und das zweite Weltgeschehen ist zu Ende. Und der Mann verschwindet, und das Volk steht da und wird noch vollständig ausgeraubt und vernichtet bis ins Unendliche ... Aber die Feinde stehen auch nicht gut miteinander. (...) Der Mann und das Zeichen verschwinden, und es weiß niemand wohin.«10

Wie wir sehen, wurde der Beginn des Dritten Reichs in den Feldpost-briefen zwar nicht korrekt vorhergesagt, Hitler kam bekanntlich nicht 1932, sondern erst 1933 an die Macht, aber die Besetzung des Sudeten-landes, die manche Historiker als den Beginn des Zweiten Weltkriegs betrachten, erfolgte wie prophezeit im Jahr 1938. Auch die Dauer des Krieges war mit drei Jahren zu knapp bemessen, wenn man aber die zuerst genannten neun Jahre zu den drei Jahren Krieg hinzurechnet, kommt man auf zwölf Jahre. Genau die zwölf Jahre, in der das Dritte Reich von 1933 bis 1945 Bestand hatte. Und genau die Jahreszahl 1945 wird von dem französischen Seher auch als Ende des Zweiten Welt-kriegs angegeben. Der Mann (Hitler) und das Zeichen (Hakenkreuz) verschwanden, und noch heute kursieren Gerüchte, Hitler habe den
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Krieg überlebt und sich, ähnlich wie viele andere Nazigrößen, nach Südamerika abgesetzt. Der Seher sah darüber hinaus die Demontage der deutschen Schwerindustrie korrekt voraus, genau wie den begin-nenden Kalten Krieg zwischen den einstigen Alliierten.

Besonders ausgeprägt war die Gabe des Zweiten Gesichts auch bei einem 1959 verstorbenen Brunnenbauer aus Freilassing namens Alois Irlmaier, der mit seiner Fähigkeit, anhand von Fotografien Auskunft über den Verbleib vermißter Personen geben zu können, überregionale Bekanntheit erreichte. Irlmaier war ein hagerer Mann, der etwas älter aussah als er war. Er hatte blaue, durchdringende Augen, die über einer scharf gebogenen Nase saßen. Er war bodenständigen katholischen Glaubens, kleidete sich einfach, und wer ihn nicht kannte, hätte ihn für einen einfachen Bauern gehalten, ohne je ein Zeichen seiner unge-wöhnlichen Gabe zu erkennen.

Hunderten half er in der Nachkriegszeit bei der Suche nach Angehöri-gen, die entweder an der Front vermißt wurden oder sich in Gefangen-schaft befanden. Einer Frau, die nach ihrem Mann fragte, gab er nach Betrachtung eines Bildes ihres Gatten den Rat, am nächsten Tag da-heim zu bleiben. Er käme heim - und es traf zu. Anderen Frauen beschrieb er den Aufenthaltsort und das Aussehen ihrer Lieben, die, als sie später heimkehrten, erstaunt wissen wollten, wie man das in der Heimat habe wissen können. Bei einer anderen Gelegenheit kamen drei Brüder zu Irlmaier, um sich nach ihrem im Krieg vermißten vierten Bruder zu erkundigen. Er ließ sie gleich gar nicht zu Wort kommen:

»Ja, ich weiß schon, was ihr wollt. Ihr seid vier Brüder und einer davon ist noch nicht da. Nun wollt ihr wissen, was mit ihm los ist. Das werde ich euch gleich sagen. Damit ihr aber seht, daß es stimmt, verrat' ich euch folgendes. Wenn ihr jetzt mit dem Auto wieder zurückfahrt und durch Teisendorf kommt, dann begegnet euch ein Lastzug, der hoch mit Brettern beladen ist. Fahrt ganz rechts hinaus, denn in dem Augenblick, wo ihr vorbeikommt, fallen die Bretter vom Anhänger herunter. So, und jetzt das andere! Eueren Bruder sehe ich in einem Kohlenbergwerk. Er hat einen langen Bart und sieht schlecht aus, aber er kommt wieder zurück.«"

Die drei stiegen ins Auto und fuhren zurück. In Teisendorf begegnete ihnen wie angekündigt der Lastzug, sie bogen gleich ganz rechts aus, und tatsächlich fiel im gleichen Moment der ganze Bretterstapel vom Anhänger herunter. Solche Voraussagen stärkten die Glaubwürdigkeit
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Irlmaiers natürlich gewaltig. Irlmaier konnte aber nicht nur willentlich den Verbleib von vermißten Personen erkennen, er war auch in der Lage, Verstorbene zu sehen, wenn er auch nicht alles verstand, was diese ihm sagen oder deuten wollten. Nach seinen eigenen Worten sah er Lebende, die sich in einem fernen Lande aufhielten, genau so deutlich wie Menschen, die vor vielen Jahren schon gestorben waren.
Diese »Abgestorbenen« sah er »als lichte schleierige Wesen«, die »nicht gehen, sondern so dahinschweben«. Mit manchen konnte er reden, mit anderen aber auch wieder nicht. Viele lächelten ihn freund-lich an, manche machten einen traurigen Eindruck.

In anderen Fällen sah er, wie die Umwelt um ihn herum ruckartig verschwand, und dann erblickte er etwas wie Filmstreifen vor sich ablaufen, mit deren Inhalt er nicht immer etwas anzufangen wußte. Auf die Frage, wie er denn diese Dinge sehe, antwortete er:
»Das ist wie in einem Film. Das zieht so an mir vorbei. Aber ich sehe alles, was ich will, wenn ich mich bloß darauf konzentriere. Dürfen Sie mir glauben, es ist nicht bloß immer etwas Schönes, was ich sehe, ganz im Gegenteil, es sind oft grausliche Sachen dabei, und es braucht mich keiner zu beneiden um eine solche Gabe.« Er nickte und fuhr fort: »Manchmal, wenn ich so dahingehe, sehe ich Leute, 'und auf einmal weiß ich, daß denen demnächst was passiert, oder daß sie nicht mehr lange leben. Das ist nicht schön. Und oft tun sie mir so leid. Und manchmal müssen sie noch so viel leiden.«12
»Ganz narrisch macht es einen, wenn man alles sieht! Und sagen kann man's auch nicht jedem, weil es nicht jeder aushält!«

Seine sensitiven Fähigkeiten kamen ihm besonders in der Ausübung seines Berufs sehr entgegen. Als Brunnenbauer und Rutengänger ent-deckte und baute er über 700 Brunnen für Bauern und große Herren, für Alm- und Berghöfe, für städtische und staatliche Auftraggeber. So u. a. auch für Traunstein und Würzburg, für das Bad Schachen, wo er die Mineralquellen mitentdeckte, und für das »Reichsbauamt Zoll«, dem er den genauen Standort für rund 300 Zollhäuser ermittelte.13

Irlmaier erbrachte sogar eine amtliche Bestätigung seiner Fähigkeiten, denn als er vom örtlichen Pfarrer wegen Gaukelei vor Gericht gezerrt wurde, forderte der Amtsrichter in Laufen prompt einen Beweis seiner Sehergabe. Irlmaier entgegnete dem Richter daraufhin:
»Ihre Frau ist daheim. Ein rotes Kleid hat sie an und ein fremder Herr ist bei ihr! Lassen 's nachschauen, ob 's stimmt!«
Ein eilig zum Haus des Richters
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geschickter Gerichtsdiener berichtete kurze Zeit später, daß die Frau tatsächlich gerade Besuch von einem Verwandten des Herrn Amtsrich-ters habe und eine rote Bluse trage.

Irimaier wurde freigesprochen, die Urteilsbegründung enthielt u. a. folgenden Satz: »Die Vernehmung der Zeugen ... (mehrere Namen)... hat so verblüffende, mit den bisherigen Naturkräften kaum noch zu erklärende Zeugnisse für die Sehergabe des Angeklagten erbracht, daß dieser nicht als Gaukler bezeichnet werden kann. Die Kosten wurden der Staatskasse überbürdet.«

Irimaier konnte also Beweise für seine Fähigkeit erbringen. Aber von nun an wies er alle ab, die nach dem Verbleib ihrer kriegsgefangenen Angehörigen fragten. »Sag nix mehr!« war stets seine Antwort, und als auch die Versuche seiner Familie, den Seher vor fremden Besuchern abzuschirmen, nicht mehr halfen, verkroch er sich in sein selbstgebau-tes Häuschen im Wald, um dort nur noch seiner Arbeit als Brunnen-bauer nachzugehen.

Seine Angaben führten sogar zur Aufklärung mehrerer Verbrechen. Als ein in Stuttgart des Mordes an seiner Ehefrau Angeklagter den Staats-anwalt bat, es möge doch der oberbayerische Hellseher befragt werden, wurde dies genehmigt. Kriminalbeamte suchten den Irimaier auf, sie zeigten ihm ein Bild der ermordeten Gattin, worauf Irimaier entgegne-te, daß sie ja noch ein zweites Bild bei sich hätten, das sie ihm zeigen sollten. Die überraschten Beamten legten ihm daraufhin ein Foto vom Leichenzug der Ermordeten vor, und er deutete auf einen Mann, der als Vorletzter im Zug ging, und sagte: »Der ist es gewesen.«'''Der Mann wurde verhaftet, und es stellte sich heraus, daß er tatsächlich der Mörder war.

Sogar die Schweizer Polizei zog den Freilassinger Brunnenbauer zu Rate, um ihn zu bitten, bei der Aufklärung einer Mordtat unterstützend tätig zu werden. Irimaier beschrieb der Polizei den Aufenthaltsort der Täter, zweier junger Männer, so genau, daß sie sofort festgenommen werden konnten.
Es gibt unzählige Geschichten und Anekdoten rund um Irlmaiers Se-hergabe. Was die nächste Zukunft angeht, sind aber vor allem seine Vorhersagen zum 3. Weltkrieg interessant, den er bereits seit den 1940er Jahren vorhersah. Und an dieser Stelle muß eingeräumt werden, daß sich Irimaier trotz seiner überragenden Trefferquote auch irren konnte, kündigte er den Ausbruch des 3. Weltkrieges doch schon für die
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1950er Jahre an. Darauf angesprochen, daß er sich wohl getäuscht habe, gab er dies ohne weiteres zu und gestand, daß er den Ausbruch des Krieges in den Fünfzigern aus mehreren Vorzeichen selbst errech-net hatte. Aber auch nachdem er sich in der Datierung geirrt hatte, weshalb Kübel von Hohn und Spott über ihm ausgegossen wurden, hielt er seine Voraussage, daß es zu diesem Krieg kommen werde, aufrecht, er wisse nur nicht, wann. Wörtlich sagte er:
»Es hat sich nicht das geringste daran geändert. Nur weil es näher herangekommen ist, sehe ich es viel deutlicher.«15

Und als er gefragt wurde, ob er das denn auch bestimmt wisse, antwor-tete er, was das denn heiße: Etwas bestimmt wissen? Ob das nun stimmen werde oder nicht, ob der Krieg komme oder nicht, daß wisse er auch nicht. Aber er »sehe es«. Und da er schon so viel gesehen habe, was sich später tatsächlich als richtig erwies, so sei es wohl wahr-scheinlich. »Freilich kann man sich auch irren. Ich kann mich auch irren. Ich bin auch bloß ein Mensch.«'6


»Ich sag' es halt so, wie ich es seh'. Unserem Herrgott kann keiner in 's Handwerk pfuschen. Vielleicht erlaubt er es aber, daß ich ein bisserl in seine Werkstatt schau. Ob alles so wird, wie ich es Euch sagen kann, das weiß ich nicht. Wenn es die Leute nicht glauben wollen, dann sollen sie es halt bleiben lassen.«17

Auch heute noch gibt es Seher, die, im Einklang mit den Propheten vergangener Tage, den Ausbruch eines 3. Weltkrieges ankündigen, dabei aber immer weniger Gehör in einer zunehmend materialistischen und sich »aufgeklärt« wähnenden Umwelt finden. Daher sollte es nicht verwundern, wenn diese Leute sich scheuen, mit ihrer Botschaft an die Öffentlichkeit zu treten. Einer davon ist ein österreichischer Bauer, der dem damaligen österreichischen Bundeskanzler Bruno Kreisky Ende der 1970er Jahre einen Brief schrieb, in dem er eine Energiekrise im Vorfeld des Krieges ankündigte:
»Den Menschen aus dem Land, aus dem Sie den nötigen Heizbedarf'importieren lassen wollen, wäre ja ein friedlicher Aufstieg gegönnt; das mehr als allen anderen aus diesem Lager. Aber leider ... diese eiserne Hand.« Die Erdöllieferung werde eingestellt. Von den Amerikanern sei nicht viel zu erwarten. »Der RUSS« werde sich nicht an vereinbarte Verträge halten und den Gashahn zudrehen. Es sei sinnlos, kalorische Kraftwerke zu bauen, »das biß-chen Kohle, das wir haben werden, brauchen wir für Haus undHerd«^
Das Atomkraftwerk Zwentendorf, dessen Bau zu einem Proteststurm in
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der Bevölkerung führte, werde - so prophezeite der Bauer - zwar fertiggestellt, aber nicht mehr bezogen werden. Und er behielt Recht, das Atomkraftwerk wurde zwar gebaut, aber bis heute nicht in Betrieb genommen.

Die vorangegangenen Zeilen sollten nun einen ersten Einblick in das Wesen der Präkognition gegeben haben, womit ein erster Grundstock gelegt sein dürfte, auf daß wir nun übergehen können zum eigentlichen Thema dieses Buches, dem nämlich, was der Welt in Zukunft bevor-steht und was zum kollektiven Schicksal der Menschheit zu werden droht, wenn die gesellschaftliche Entwicklung so weitergeht wie bis-her. Die Betonung liegt im letzten Teil des Satzes »... wenn die gesellschaftliche Entwicklung so weitergeht«, denn es muß darauf hingewiesen werden, daß vorhergesehene Ereignisse keinesfalls unab-wendbar sind. Die Möglichkeit, eine prophezeite Zukunft zu verän-dern, liegt jedoch nicht - wie viele glauben - in einer äußeren Hand-lung, sondern immer genau dort, wo die meisten Menschen nicht wagen danach zu suchen: in sich selbst.
Genau der Versuch, seinem prophezeiten Schicksal durch äußere Hand-lungen zu entgehen, ohne die Ursache im Inneren zu verändern, wurde dem Helden des griechischen Ödipus-Mythos zum Verhängnis, denn erst durch den Umstand, daß er versuchte, das Eintreffen der ihm prophezeiten Ereignisse im Äußeren unmöglich zu machen, erfüllte sich sein Schicksal.


»Ödipus, Sohn des Laios, des Königs von Theben, und der lokaste, wird dem griechischen Mythos zufolge gleich nach seiner Geburt aus-gesetzt, da das Delphische Orakel den leiblichen Eltern prophezeit hatte, er werde seinen Vater töten und seine Mutter heiraten. Ödipus wird jedoch von Hirten gerettet und wächst in Korinth bei Adoptivel-tern heran, ohne zu wissen, daß diese nicht seine wahren Eltern sind. Nachdem ihm das Delphische Orakel erneut sein Schicksal vorausge-sagt hat, nämlich, daß er seinen Vater töten und seine Mutter heiraten werde, verlaßt er Korinth in der irrigen Annahme, so die Erfüllung des Orakelspruchs verhindern zu können.
Auf dem Weg nach Theben trifft er seinen leiblichen Vater Laios, ohne diesen zu erkennen, und erschlägt ihn im Streit. In Theben angelangt, befreit er die Stadt von der Sphinx, einem Ungeheuer mit Frauenkopf und Löwenleib. Zum Dank erhält er die Königswürde, heiratet die
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Witwe des Laios, seine leibliche Mutter lokaste, und begeht-wiederum unwissentlich - Inzest mit ihr. Nach langen Jahren glücklicher Herr-schaft des Ödipus wird Theben plötzlich von Seuchen und Mißwuchs heimgesucht. Um das Unheil abzuwenden, fordert das Delphische Orakel, man müsse den Mörder des Laios ausfindig machen und be-strafen. Der blinde Seher Teiresias bezeichnet Ödipus als den Schuldi-gen, und als die vom König selbst geleitete Untersuchung die schreckli-che Wahrheit enthüllt, erhängt sich lokaste, sticht sich Ödipus die Augen aus und er flieht in die Verbannung.«

Der Schlüssel, um das Eintreffen düsterer Prognosen abzuwenden, liegt nicht im Äußeren, sondern in den dunklen und verdrängten Stellen der eigenen Persönlichkeit und des eigenen Lebens, in den Schatten des eigenen Ichs also, mit denen man sich nicht konfrontiert sehen möchte. Man könnte dort ja möglicherweise etwas finden, was einem nicht gefällt, etwas, daß das mühsam aufgebaute heile Selbstbild zu gefähr-den droht. Verlogen, aber bequem, äußerlich hübsch anzusehen, aber innerlich verfault. Wer konfrontiert sich selbst schon gern mit seiner eigenen Schuld, seinen Fehlem und seinen Unzulänglichkeiten, wenn man doch auch bei der heilen Fassade des gesellschaftlichen Erfolgs oder der attraktiven äußeren Erscheinung verharren kann, die einem so viel oberflächliche Lust und Nervenkitzel verspricht, auch wenn sie niemals dauerhaften inneren Frieden zu verleihen vermag.

Was man aber sät, das wird man auch ernten. Ist der Mensch etwa gewohnt, zur Sicherung des eigenen Vorteils zu lügen, zu betrügen und anderen Schaden zuzufügen, so muß er damit rechnen, daß etwas dementsprechendes früher oder später auf ihn zurückkommen wird. Solch ein Mensch lädt Schuld auf sich und wird sich dieser Schuld irgendwann zwangsweise stellen müssen.

Alois Irlmaier hatte dank seiner Sehergabe und seiner Fähigkeit, mit Verstorbenen Kontakt aufzunehmen, auch über das Gesetz von Schuld und Sühne einiges zu sagen. Er ließ wissen, es wäre gut für die Menschen, sie könnten ihre Schuld auf dieser Erde büßen, viel schlech-ter wäre es, sie nähmen ein großes »Pack'l« mit nach drüben. Wörtlich meinte er dazu: »Gut ist es, wenn man noch zahlen kann auf dieser Welt für seine Schuld, viel schlechter ist es, wenn man das Packi noch nach drüben tragen muß. Denn geschenkt wird niemandem etwas von seiner Schuld.« Das ist wohl das dümmste »Gesetz«, an das die Menschen glauben, »je schlechter der Mensch ist, desto mehr Glück hat er«.19
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Nichts anderes bedeutete das durch ein falsch verstandenes Christen-tum sinnentstellte Wort »Buße« ursprünglich. Thorwald Dethlefsen schreibt dazu: »Wenn ein Durchschnittsbürger unserer Zeit die Worte hört: >TuetBuße<, so verbindet er damit ganz andere Assoziationen, als er dies mit der Aufforderung: >Wende deinen Sinn in eine andere Richtung! < tun würde.«20
So, wie aus Unrecht niemals Segen hervorgehen kann, so wird sich der aufrichtige Versuch, ein ehrliches und gerechtes Leben zu führen, letztlich immer bezahlt machen.

Im kollektiven Fall müßte die Neuorientierung mit großen gesellschaftlichen Umwäl-zungen verbunden sein, was es ungleich schwerer macht, einen einmal eingeschlagenen Weg zu verlassen. Irlmaier war daher sehr pessimi-stisch, was die Möglichkeit anging, den von ihm gesehenen 3. Welt-krieg abzuwenden. Es würde bedeuten, den Irrweg der Selbstbefreiung, der mit der Französischen Revolution begann und sich mit der folgen-schweren kommunistischen Oktoberrevolution 1917 unheilvoll fort-setzte, zu verlassen und zurückzukehren in die natürliche Ordnung, was z. B. in politischer Hinsicht die Rückkehr zur Monarchie bedeuten würde und im gesellschaftlichen Umfeld die Familie wieder in den Mittelpunkt des Lebens stellen müßte.

Aber seien wir realistisch, dazu bedarf es wohl erst einer großen Katastrophe, die die Menschen wieder zur Besinnung bringt und nach der man sich zwangläufig auf das Wesentliche konzentrieren muß, anstatt sich - satt, dekadent und gelangweilt - auf der Suche nach Reizbefriedigung in einem Wirrwarr von Moden, Trends und Zeitgeist-strömungen zu verlieren, die einen scheinbarer Lustgewinn verspre-chen und demzufolge immer abartiger und bizarrer ausfallen müssen. Eine Botschaft der Marienerscheinungen von Fatima lautete darauf anspielend:
»Was faul ist, wird/allen, und was fällt, soll nicht gehalten werden.« Nun, was faul ist, wird wohl fallen müssen, um für etwas
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Neues, Gesünderes Platz zu schaffen.

In diesem Sinne wollen wir nun das prophezeite Geschehen betrachten.

mit freundlichen Grüßen
Fred


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