Re: Pearl Harbour
Geschrieben von JeFra am 25. November 2004 22:17:58:
Als Antwort auf: Re: Pearl Harbour geschrieben von Johannes am 25. November 2004 16:30:36:
Was die fehlende Bombardierung der Nachschubwege in die KZs angeht, das halte ich für sehr traurig. Es zeigt nämlich, daß den Allierten die Juden gar nicht so wichtig waren.
Dafür gibt es durchaus auch die alternative Erklärung, daß die Politiker und Militärs der Alliierten nicht geglaubt haben, daß es Massentötungen in den KZ gab. Mal unabhängig von der Frage, ob sie sich damit täuschen oder nicht (für die es ja juristische Forschungsverbote gibt). Der Vergleich mit der deutschfeindlichen Propaganda im 1. Weltkrieg könnte ja gerade die intelligenteren amerikanischen Befehlshaber dazu veranlaßt haben, Greuelmeldungen über Nazi-Deutschland nicht ernstzunehmen. Ich zitiere dazu mal Ernst Nolte, «Streitfragen», Propyläen 1993, S. 317:
... auch ein so unverdächtiger Autor wie Walther Lacqeur wußte zu berichten, im Jahre 1916 hätten die Alliierten gemeldet, die Bulgaren hätten in Zusammenarbeit mit den Österreichern 700000 Serben vergast. Im zweiten Weltkrieg aber scheint das genaue Gegenteil der Fall gewesen zu sein, d. h., die Propaganda blieb weit hinter den Ereignissen zurück: W. Lacqeur schrieb ein Buch unter dem Titel Was niemand wissen wollte, während David S. Wyman sogar Böswilligkeit bei Roosevelt und den anderen Alliierten vermutete, so daß der Vorwurf der Kollektivschuld von den Deutschen auf die ganze christlich-westliche Welt ausgeweitet wird. Die radikalen Revisionisten ziehen aus diesem erstaunlichen Zurückbleiben der Propaganda hinter den Tatsachen gerade den Schluß, daß die Alliierten so lange nichts von Auschwitz berichteten, weil in Auschwitz die angeblichen Massentötungen nicht stattfanden.
Noltes Behauptung vom Zurückbleiben der Propaganda hinter den Tatsachen ist übrigens falsch, was die Vulgärpresse angeht. Er zitiert aaO S. 312ff ein Buch von J. Karski (1944), wonach angeblich die Juden bei lebendigem Leib in Eisenbahnwaggongs mit ungelöschtem Kalk begraben werden, und schreibt dazu:
... Von Gaskammern schreibt Karski dagegen nichts.
Andere Meldungen der Kriegszeit wußten zu berichten, daß die Juden sich auf riesigen Metallplatten aufstellen müßten, um dann durch Stromstöße getötet und durch eine ingeniöse Vorrichtung in ihr Grab befördert zu werden. In anderen Berichten war von Kammern mit heißem Dampf die Rede, in denen die Juden getötet würden, oder von Räumen, aus denen die Luft zu Tötungszwecken herausgepumpt würde. ...
Siehe dazu auch P. Grubach. Die alliierte Boulevardpresse muß damals voll von derartigen Greuelmärchen gewesen sein. Im Unterschied zu den Massentötungen in Gaskammern sind diese Berichte anscheinend ziemlich leicht zu widerlegen, weswegen in der seriösen Literatur niemand daran anknüpfen wollte.
Der Schluß, daß die intellektuelle Elite der Vereinigten Staaten möglicherweise nicht an die Realität der Holocaust-Berichte geglaubt hat, ist aber trotzdem berechtigt, denn diese wird ihre Meinung sicher nicht nur anhand der Berichte in der Boulevardpresse gebildet, sondern auch ihre Erfahrungen aus der Zeit des WK1 und der Zwischenkriegszeit berücksichtigt haben.
Gruß
JeFra
- Re: Pearl Harbour Bonnie 25.11.2004 22:35 (1)
- Re: Pearl Harbour JeFra 26.11.2004 15:11 (0)