Re: Lieber Bibel-Bush als KGB-Putin!

Geschrieben von JeFra am 22. November 2004 00:46:55:

Als Antwort auf: Lieber Bibel-Bush als KGB-Putin! geschrieben von another am 20. November 2004 16:52:07:


Zu der Situation vor 1945 werde ich mich, und das hatte ich schon geschrieben, in diesem Zusammenhang nicht äussern. Zuguterletzt deshalb, weil es uns in unserer gegenwärtigen Lage schlicht nichts nützt die Situation vor 1945 mit der aktuellen Bündniswahl zu verbinden.

Das ist ein Irrtum. Wenn uns die Betrachtung der Situation vor 1945 zeigt, daß der Westen auch nicht besser ist als die Russen, dann könnte das sehr wohl die Wahl unseres Bündnispartners (soweit wir da überhaupt freie Hand haben) beeinflussen. Außerdem ist die Vergangenheitsbewältigung, die man uns aufzwingt, sehr wohl ein Element der Gegenwartspolitik, auch wenn es bei der VB um die Zeit vor 1945 geht. Sie müssen doch nur die Aussage des Juden Martin van Creveld zu dieser Frage sehen:

Sezession: Es droht also das Verschwinden Deutschlands aus der Geschichte ?dank" der ?Vergangenheitsbewältigung"?


Creveld: De facto sind viele Deutsche bereits damit beschäftigt, ihre Identität loszuwerden. Ich kann das verstehen, ich kann aber auch die gegenteilige Reaktion der Nationaldeutschen verstehen, die sagen, wir sind doch ein Volk wie Jedes andere auch und möchten unser Deutschland erhalten. Nur stehen dafür, nüchtern betrachtet, die Chancen schlecht.


Die Amis haben uns also vor dem Kommunismus bewahrt, dafür sind wir mit einer Kulturpolitik geschlagen, die statt dessen das deutsche Volk auf eher schleichendem Wege ausrotten möchte. Haben wir wirklich den richtigen Bündnispartner gewählt? Oder ist es nicht viel mehr die irrationale Kommunistenfurcht, die uns einem viel gefährlicheren Feind unseres Volkes in die Hände getrieben hat, als es die Russen je waren? In der DDR, die ich ja persönlich miterlebt habe, gab es jedenfalls keine derartigen Bestrebungen zur Ausrottung unseres Volkes und zur Vernichtung unserer Kultur.

Und ich sage es noch einmal, seit 1945 ist der anti-Amerikanismus aufgrund der kommunistischen Bedrohung aus dem Osten eine Dummheit für Europa.

Ich sehe keine kommunistische Bedrohung aus dem Osten. Rußland ist heute sicher nicht kommunistischer als das nationalsozialistische Deutschland. In beiden Ländern liegen bzw. lagen vielleicht bestimmte staatssozialistische Tendenzen vor, aber eine totale Planwirtschaft gibt es nicht. Schließlich gab es staatssozialistische Tendenzen auch im Westen vor dem Fall der Mauer. Und schließlich kann man das jetzige Wirtschaftssystem im Westen mit seinen konfiskatorisch hohen Steuersätzen, Aushöhlung der Kreditversorgung des Mittelstandes (Basel II), Unterhaltung einer aggressiven, der autochthonen Bevölkerung feindlich gegenüberstehenden Ausländer-Subkultur auf Kosten des autochthonen Steuerzahlers kaum noch als kapitalistisch bezeichnen, jedenfalls nicht in dem Sinn, den dieser Begriff bis in die erste Hälfte des 20. Jhdt hinein gehabt hat.


Was die kommunistische Bedrohung generell angeht, ist mir der Begriff Kommunismus zu unspezifisch. Schließlich geht es grundsätzlich um ein altes Phänomen. Johannes hat vor einigen Monaten in einem Nachbarforum auf die Hutterer aufmerksam gemacht, offenbar eine funktionierende basiskommunistische Gemeinschaft. Er schien davon ganz angetan zu sein. Ich möchte so nicht leben, sehe aber auch nicht, warum ich vor den Hutterern Angst haben soll. Im Gegensatz dazu ist die Gesellschaft Rußlands nach der Oktoberrevolution gerade nicht basiskommunistisch gewesen, sondern es ist eher eine Sklavenhaltergesellschaft errichtet worden. Ich schlage vor, für die russische Gesellschaftsordnung nach 1917 bis mindestens 1936 den Begriff «Bolschewismus» zu verwenden, um eine Abgrenzung von anderen Ideologien zu ermöglichen. Natürlich sollte man dann alle eng verwandten Phänomene ebenfalls als bolschwestisch bezeichnen. Es wäre interessant, zu wissen, wie im dritten Reich der Begriff «Bolschewismus» verwendet worden ist und ob zwischen «Bolschewismus» und «Kommunismus» differenziert worden ist.


Als ich in Rußland gewesen bin, herrschte dort noch die KPdSU. Das System bot grundsätzlich viel weniger Freiheiten als etwa die DDR, da ja die Bewegungsfreiheit im Lande eingeschränkt war. Wenn Sie Ihren Wohnort nicht frei wechseln können, sind Sie im Grunde ein Leibeigener der Leute, die dort das Sagen haben. Im Grunde hat für viele Leute, gerade in den zurückgebliebenen südlichen Sowjetrepubliken, dort Leibeigenschaft geherrscht, aber war es in diesen Gegenden jemals anders? Und ist es heute in manchen Gegenden Südamerikas und Afrikas anders? Die USA mit ihrer großen Gefängnispopulation könnten sich ebenfalls auf dem besten Weg zur Einrichtung einer Art GULAG befinden. Und in Moskau herrschte sogar relative Freiheit. Das Leben war stärker militarisiert als selbst in der DDR, die Moskauer Uni war richtig militärisch bewacht (ein amerikanischer Gast muste über den Zaun klettern, weil sonst kein Reinkommen war), aber auf der anderen Seite hatte ich Zugang zu Literatur, die in der DDR nicht erhältlich war. Man konnte in den Bibliotheken Heidegger und Nietzsche lesen, und es gab sogar ein ganz erstaunliches Sortiment an esoterischer Kitschliteratur aus der damaligen Bundesrepublik. In die Bibliotheken konnte zwar nur, wer einen Doktortitel oder sonst irgendeine Qualifikation nachweisen konnte, aber war man einmal drin, war alles ziemlich frei. In den frühen 30iger Jahren müssen die Leute damals in ständiger Angst gelebt haben, sie könnten mit dem nächsten Schub Verhafteter in den GULAG kommen. Davon war in den 80iger Jahren nichts mehr zu spüren.


Am unangenehmsten ist mir von damals die Lage der Juden in Erinnerung, gegen die wirklich ernsthaft diskriminiert worden ist, was die Vergabe von Positionen an den Universitäten und Instituten betrifft. Verhungert ist freilich keiner, es saßen eben nur zum Teil (aber keineswegs immer) schlechtere Leute auf den Professorenposten als einige andere, die in irgendwelchen fachfremden Instituten in untergeordneten Positionen ihr Auskommen finden mußten (und freilich oftmals genug Freizeit für die eigentliche wissenschaftliche Arbeit hatten). Trotzdem war mir das ganze System ziemlich verhaßt, einmal wegen der fehlenden Meinungsfreiheit, aber gerade auch wegen der im Grunde rassistischen Diskriminierungspolitik gegen die. Erst seit mir im Westen beigebracht worden ist, wie toll doch affirmative action, Frauenquoten und dergleichen Unfug mehr sind, denke ich in dieser Angelegenheit fortschrittlicher. Damals habe ich in der Geschichte der SU keinerlei Bruch wahrgenommen und von den damaligen Verhältnissen vollkommen naiv auf die Situation in den 20iger und 30iger Jahren geschlossen. Aus diesem Grund hätte ich eine These, wie sie wahrscheinlich der deutsche Nationalsozialismus vertreten hat, und wonach der bolschewistische Terror eine in erster Linie jüdische Veranstaltung war, rundweg abgelehnt. Man konnte ja sehen, wie es den Juden in der SU ging.


Das große Umdenken in dieser Frage begann für mich erst nach dem Fall der Mauer. Wenn Sie einige Jahre lang regelmäßig das Kommunistenblatt «konkret» lesen, das damals regelmäßig Interviews mit Ignaz Bubis gebracht hat, Inserate von Läden für koschere Lebensmittel hatte und praktisch alle Art von Religion und Nationalismus bekämpft hat, ausgenommen die jüdische Religion und den Zionismus, denken Sie anders über die These von der jüdischen Natur des Bolschewismus. Um diese These mit meinen eigenen Beobachtungen in der SU in Einklang zu bringen, müssen Sie ja nur an einen echten Bruch oder wenigstens eine schleichende Revolution in der SU glauben, und als Wendepunkt bietet sich die Liquidierung der Kampfgefährten Lenins durch Stalin regelrecht an. Ich will hier mal das Risiko auf mich nehmen und ein verbotenes Buch zitieren, das dieser Frage gewidmet ist. In vielen Punkten hat der Autor Uschkujnik sicher Unrecht, und ich habe bisher keine unabhängige Bestätigung für die angebliche Erstürmung der Lubjanka durch Schukow gefunden. Über weite Strecken ist es mir einfach zu phantastisch, aber es liest sich unterhaltsam und einige Ideen könnten stimmen. Beispielsweise kann man Uschkuiniks Bericht über die Affäre Schdanow mit Informationen aus jeder guten Schostakowitsch-Bibliothek vergleichen und sehen, daß Uschkuinik sich wenigstens nicht alle seine Behauptungen aus den Fingern gesogen hat. Und die besondere Bedeutung, die Uschkujnik dem Juden Lazar Kaganowitsch beimißt, deckt sich mit der Tatsache, daß die größte russisch-jüdische Webseite diesen Massemörder in die Liste der 33 größten Juden aller Zeiten aufgenommen hat (aaO 5 Bilder unter Einstein), im Gegensatz etwa zu Marx.


Ein möglicher Einwand ist natürlich, daß der Kommunismus in China genauso mörderisch war wie in Rußland, dort möglicherweise aber nicht denselben ethnischen Hintergrund hatte. Uschkujnik scheint sich mit den chinesischen Verhältnissen etwas auszukennen (er soll, wenn ich mich richtig erinnere, Berater der Guo2min2dang3 gewesen sein, was ich aber im Augenblick nirgendwoher zitieren kann), und er geht hier ganz kurz auf die chinesischen Verhältnisse ein. Uschkujnik scheint dieser mögliche Einwand jedenfalls nicht anzufechten. Ich finde, wir verstehen die chinesischen Verhältnisse einfach nicht gut genug, um wegen dieses möglichen Einwandes eine Theorie zu verwerfen, die meiner Meinung nach die Entwicklung Rußlands im 20. Jhdt recht gut erklären kann und in dieser Hinsicht konkurrenzlos ist.


Ich sehe also einen Bruch in der Geschichte der SU, nicht vor 1936 und nicht nach 1957. Ob Uschkujnik recht hat, was die Einzelheiten angeht, ist sehr fraglich. Aber mit seiner These, daß es diesen Bruch gibt, hat er meiner Meinung nach recht. Da er sein Buch 1979 geschrieben hat, geht er auf die Perestrojka nicht weiter ein. Man kann die Perestrojka als einen Versuch werten, die Machtverhältnisse in Rußland nochmals zu Ungunsten des russischen Volkes zu ändern, wobei diese Politik unter Putin im Augenblick zu scheitern scheint.


Meiner Meinung nach hätte man sich mit den nationalrussischen Kräften in der SU durchaus verständigen können. Insofern war die deutsche Außenpolitik seit den 50iger Jahren fehlerhaft, auf eine vielleicht für unser Volk spielentscheidende Weise. Wir haben den gefährlichsten Feinden unseres Volkes und jeder nichtjüdischen Kultur überhaupt geholfen, sich den russischen Nationalsozialismus vom Leibe zu halten. Eine pro-russische Neutralitätspolitik nach dem finnischen Muster wäre viel klüger gewesen. Das Risiko ist dabei freilich immer, daß doch noch mal die mörderische Schicht die Macht übernimmt, die für den Bolschewismus verantwortlich ist. Aber dieses Risiko ändert nichts daran, daß unsere Politik seit Adenauer praktisch selbstmörderisch ist.


Das übliche Genöle darüber, wie undemokratisch doch Putin oder Lukaschenko sind, erscheint mir reichlich heuchlerisch aus dem Mund von Leuten, die für die jetzigen Verhältnisse in der EU verantwortlich sind. Nehmen Sie nur die von Theo Stuss zusammengestellten Punkte. Ich möchte dem noch den EU-weiten Haftbefehl hinzufügen, nach dem Sie in 10 Jahren vielleicht an die Türkei ausgeliefert werden können, wenn Sie den Armenier-Holocaust durch die Türken nicht leugenen (das Nichtleugnen ist in diesem Fall in der Türkei strafbar, so wie das Leugnen des Judenholocaust bei uns). Ich glaube, die EU wäre damit definitiv schlimmer als der Ostblock in den 70iger/80iger Jahren, als die Staaten wenigstens ein einigermaßen unabhängiges Rechtssystem hatten. Jedenfalls ist mir kein Fall bekannt, indem irgendein DDR-Dissident in den 60iger/70iger/80iger Jahren nach Rußland in den GULAG geschickt wurde. Die Meinungsfreiheit war eigentlich nicht viel stärker eingeschränkt als jetzt auch, aber die Einschränkungen lagen auf Gebieten, die weniger die Menschenwürde des einzelnen tangierten als die jetzige massive Diskriminierungspolitik zuungunsten der arischen Völker Europas. Und Szenen wie die, die Sie hier abspielen können, wären undenkbar gewesen. Daß Putin von Leuten gehaßt wird, die für diese Politik verantwortlich sind, zeigt vielleicht, daß er auf dem richtigen Wege ist. Vielleicht stürzt ja Bush doch noch die Chasarenherrschaft in den US, so wie Stalin die Chasarenherrschaft in der SU gestürzt hat, aber bis dahin ist mir Putin entschieden lieber.


MfG
JeFra


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