Vorschlag - fangen wir bei uns selber an
Geschrieben von franke43 am 26. August 2004 16:03:16:
Als Antwort auf: Re: Aprops Montagsdemos geschrieben von Sekhmet am 26. August 2004 14:34:27:
Hallo
>Hallo Johannes :-))
>>Das Gefühl, nun abhängig und ausgeliefert zu sein, ist schon ein Problem.
>Das dürfte meiner Meinung nach sogar das Hauptproblem sein, schafft es doch >letztendlich die Plattform, auf der sich dann die Dinge trurig bewahrheiten >können, die in den Prophezeiungen auch geschrieben stehen. Insbesondere bei >Irlmaier steht da geschrieben, daß die Leute drüberhalb der Donau nicht vom >Kriegsgeschehen heimgesucht werden sollen, daß hier jedoch eine allgemeine Not >sein wird.Das Gefühl ausgeliefert zu sein: Viele Leute werden jetzt vor einem
sozialen Abstieg nicht mehr geschützt. Und bei so vielen Arbeitslosen
kann die Mehrheit dieser Leute gar nicht aus notorischen Drückebergern
bestehen.Im Gegenteil:
Je mehr Arbeitslose es gibt, desto grösser die Wahrscheinlichkeit,
dass eine grosse Zahl von ihnen unschuldige Opfer sind, die ihren
Arbeitsplatz trotz gutem Arbeitseinsatz verloren haben und die
trotz hoher Motivation nicht wieder einen Arbeitsplatz bekommen,
weder einen "guten" noch einen "schlechten".Daher sollte die gesamtgesellschaftliche Konsequenz eigentlich die
sein:Je mehr Arbeitslose es gibt, und je mehr jeder Einzelne der
Noch-Beschäftigten selber von diesem Schicksal bedroht ist,
desto BESSER sollte man die Arbeitslosen als Gruppe behandeln.Teils aus GERECHTIGKEIT, weil viele von ihnen unschuldige
Opfer einer entwicklung sind, die sie nicht gewählt habenTeils aus Egoismus, weil man selber betroffen werden kann
und dann auch nicht wie der letzte Dreck behandelt werden
will.Wir wissen aber aus der Beobachtung, dass das genaue Gegen-
teil von dem geschieht, was angesichts der moralischen
Aspekte geschehen müsste.Was meine ich mit "bei uns selber anfangen" ?
Damit meine ich, dass all diejenigen von uns, die (noch!)
nicht vom Schicksal der Arbeitslosigkeit betroffen sind,
sich gegenüber den Betroffenen solidarisch verhalten sollten.WIE ?
Nein, nicht indem wir jetzt alle spenden für diese Leute.
Aber zumindest ideell auf eine Art, die uns nix kostet,
aber den armen Opfern viel helfen kann:Wir sollten uns dem Chor derer verweigern, die auf diese
Unschuldigen einprügelt mit leeren und unsachlichen Phrasen
wie "Alles Drückeberger und Faulenzer" oder "Wer Arbeit
finden will, der findet Arbeit". Denn diese hohlen
Phrasen, die aus der Zeit der Vollbeschäftigung stammen,
haben längst ihre Gültigkeit verloren, halten sich
aber hartnäckig in Form kollektiver Vorurteile.Im Gegenteil sollten wir offen und mutig allen widersprechen,
die solche Parolen wie "kein Bein auf den Boden bringen"
im Mund führen.Indem wir mutig die Partei der Betroffenen ergreifen,
verdienen wir uns einerseits, dass andere unsere Partei
ergreifen, wenn es uns erwischen sollte. Andererseits
ent-dramatisieren wir die Situation der Betroffenen,
indem wir ihnen wenigstens das Gefühl der Schande
ersparen, das sie sonst zusätzlich zur materiellen Einbusse
bedrückt.Auch sollten wir allen widersprechen, die z.B. die
real vorhandene Altersdiskriminierung auf dem Arbeits-
markt in Schutz nehmen oder leugnen. Oder andere Formen
der Diskriminierung.>Nur, wie soll man das lösen? Wir haben, je nach Statistik, 4-10 Millionen >Arbeitslose. Gleichzeitig kommen jedes Jahr tausende Erntehelfer legal nach >Deutschland, andere Ausländer arbeiten schwarz auf dem Bau oder in der Pflege, >die ohne die Schwarzarbeiter schon gar nicht denkbar wäre und daher auch kaum >noch strafrechtlich verfolgt wird.
Ist das denn wirklich so ? Und Erntehilfe ist eine
ehrbare Arbeit, aber leider saisonal begrenzt.>Da sollte man vielleicht ansetzen, warum überhaupt Schwarzarbeiter hergeholt >werden. Da fägt der Fisch nämlich schon an zu stinken. Da bekommen auch wieder >welche den Kragen nicht voll und beschei..en sowohl den Staat, als auch daß >sie sich antisozial verhalten, indem sie nicht auf die große Zahl der >arbeitssuchenden (Deutschen und legalen Ausländern) zurückgreifen, schlicht >und einfach aus pruer Habgier.
Der Fisch fängt meistens am Kopf an zu stinken. Ein Land
verrottet dann, wenn die Eliten verrottet und unglaubwürdig
sind, also nicht mit gutem Beispiel vorangehen. Mit Eliten
sind hier Eliten in Politik UND privater Wirtschaft
gleichermassen angesprochen.>>Mir ist bewußt, daß man von dem Geld, das die meisten Ausländer dabei schwarz verdienen, auf Dauer in Deutschland nicht leben kann.
>Richtig. Sehe ich auch so.Mir tun diese Menschen leid, die offensichtlich bei >sich zu hause nicht genug verdienen, so daß sie sich unter so entwürdigenden >Umständen quasi in die Illegalität flüchten müssen. Wobei dies natürlich in >erster Linie eine Problematik deren Heimatländer ist.Und ein Problem des Umtauschkurses. Ein Niedrigstlohn für
1 Monat schwarze Erntearbeit ist für diese Leute nach dem
Umtausch in ihre Landeswährung meist ein gutes Jahresgehalt,
von dem dort eine ganze Grossfamilie leben kann.Es gibt jenseits der rein ökonomischen Fragen noch
andere psychologische Mechanismen.Z.B. das Häuschen verklopfen zu müssen, dabei noch (zwangsweise!!)
Verlust zu machen, unter schändlichen Umständen seine Wohngegend
verlassen und wer weiss wo einziehen zu müssen, wo natürlich
keineswegs der alternative Wohnraum einfach so vorhanden ist.Ausserdem: wohin führt der Irrsinn der Zwangsenteignungen
und Zwangsversteigerungen z.B. von Eigenheimen ?Er führt zu massenweise ungenutzem Wohnraum, dem die
bisherigen Nutzer als unversorgte Bedürftige gegenüber-
stehen, für die die erforderlichen Sozialwohnungen gar
nicht vorhanden sind, weil niemand sie gebaut hat und weil
alle vorhandenen bereits belegt sind. Was soll mit all den
Eigenheimen geschehen, und was soll mit den Zwangs-
vertriebenen ehemaligen Bewohnern der Eigenheime
geschehen ? Leere Häuser einerseits und Obdachlose
andererseits - wo ist da der höhere Sinn ? Aber genau
das könnte die folge der diversen Hartzereien werden.Noch was:
Wir sollten einander das ständige gegenseitige materielle
"Abtaxieren" ersparen. Ist jemand einfachst und billigst
gekleidet, dann hat das niemand anderes zu kommentieren,
weder dem Betroffenen gegenüber noch hinter dessen Rücken.
Hier in Schweden kenne ich das kaum, aber ich weiss dass
das in Deutschland ein Problem ist, und es ist ein
vermeidbares Problem, das nicht im Geldbeutel, sondern
in den Köpfen geschaffen wird.Und das "Wettrüsten" unter den Jugendlichen mit teuren
Markenklamotten hat es zu meiner Zeit nicht gegeben
und sollte schnellstens wieder verschwinden. WIR haben
diese Jugendlichen zu erziehen, und zwar zu hohen ethischen
Werten und nicht zu einem Markenkleidungsdarwinismus.Gruss
Franke
- Re: Vorschlag - fangen wir bei uns selber an Ghost 27.8.2004 02:09 (10)
- Re: Vorschlag - fangen wir bei uns selber an Sekhmet 27.8.2004 09:55 (7)
- Re: Meine Meinung! Xerxes 27.8.2004 13:31 (5)
- Re: Meine Meinung! BBouvier 27.8.2004 13:52 (3)
- Re: Meine Meinung! Sekhmet 27.8.2004 14:11 (0)
- Re: Meine Meinung! Ahlfi 27.8.2004 14:05 (1)
- Re: Meine Meinung! Xerxes 27.8.2004 15:15 (0)
- Re: Meine Meinung! Sekhmet 27.8.2004 13:49 (0)
- Was ich so besch....ämend finde franke43 27.8.2004 10:27 (0)
- Vom Sinn der Arbeit franke43 27.8.2004 07:05 (1)
- Re: Vom Sinn der Arbeit Ghost 27.8.2004 23:26 (0)
- Re: Vorschlag - fangen wir bei uns selber an Sekhmet 26.8.2004 17:42 (0)