Einwände - wie üblich

Geschrieben von franke43 am 18. August 2004 11:24:00:

Als Antwort auf: "Der Untergang des Abendlandes" geschrieben von BBouvier am 17. August 2004 18:20:03:

Hallo

>Auf Basis vergleichender Kulturgeschichte schrieb zu Anfang des letzten >Jahrhunderts Oswald Spengler sein „Der Untergang des Abendlandes“.
>(möchte ich herzlich Taurec empfehlen!:-))
>Die Völker in jeder Weltregion durchlaufen
>den gleichen Zyklus von Aufstieg, Dekadenz und Verfall.

Spenglers Geschichtsinterpretation enthält viele
vereinfachungen. Nur so ist das zyklische Bild
erklärbar. Z.B. scheint China einen ganz eigenen
Zyklus zu haben, der dem anderer Völker und
Grossreiche widerspricht. China folgt eher dem
Vogel-Phönix-Modell.

>Bauern, Städte>Megastädte, Kultur>Zivilisation, >Sittlichkeit>Finanzwelt/Demokratie>Chaos>Imperatur>Ende.

Mit "Ende" ist wohl die kriegerische Übernahme
durch andere Völker gemeint, so wie der Völker-
wanderung das Reichsgebiet der Römer neu verteilt
hat.

>Die tätigeren Bewohner des flachen Landes ziehen in die aufblühenden
>Städte und vermassen.

Bleibt ihnen anderes übrig ? Normalerweise - also
zu allen anderen Zeiten als der unseren - vermehren
sich die Menschen ständig, auch wenn das durch eine
hohe Säuglingssterblichkeit begrenzt war. Dadurch
kommen automatisch die Landbewohner in die Klemme.
Egal ob Realteilung oder Vererbung nur an den
ältesten Sohn - ein Bauernhof lässt sich nicht
beliebig oft und lange aufteilen. Und wo sollen
all die Kinder hin, die nicht den Hof übernehmen
können ? Irgendwann sind alle übrigen Naturflächen
kolonisiert und die Nachbarvölker wehrhaft und
stehen vor demselben Problem. WAS DANN ? Bleiben
nur die Städte (oder Kriege) als Ventil. Leider.

>Die Frauen haben keine Kinder mehr, sondern „Probleme“.

Die Frauen hatten auch damals Probleme. Z.B. mit der
verheerenden Hygiene bei den Geburten, oder mit
Komplikationen, die oft für Mutter und Kind tödlich
endeten.

>Bevölkerungsschwund.(stellen wir bereits in den Grosstädten fest!)

Naja das liegt auch am unattraktiven Milieu. Oder
umgekehrt am Überangebot an Zerstreuung.

>Zuzug von Randvölkern.

Was kein Problem wäre, wenn man sie integrieren
würde und könnte. China wurde wiederholt von aussen
erobert, hat es aber jedesmal geschafft, die neuen
Herren zu integrieren und zu Chinesen zu machen
und selber China zu bleiben. Das hat in der Regel
nur 3 Generationen gedauert. Auch Alexander war
noch vor seinem frühzeitigen Tod bereits auf gutem
wege, sich Kultur und Gebräuche des eroberten
Achämenidenreichs anzueignen, ohne dabei seine
makedonische Wesensart völlig zu verleugnen.
Hätte er einen Sohn als Nachfolger gehabt, wäre
der bereits zu 3/4 Perser gewesen, und beim
Enkel hätten sich die kulturellen Unterschiede
zwischen Eroberer und Eroberten völlig verloren.
Stattdessen kamen die Diadochenstaaten.

>Die Heimatscholle der Bauern wird zu Grosslatifunien,

Aber heute ohne Ackerbausklaven und leibeigene
Bauern (Fellachen), sondern mit riesigem
Maschinenpark:

Im Märzen der Bauer den Traktor einspannt ....

>zur „zweckmässigen“ Produktion von Massennahrung der Megastädte.

Monokulturen, überzüchtete Nutzpflanzen bis hin
zur völligen Genmanipulation, Kunstdünger und
chemischer Pflanzenschutz. Massentierhaltung
und -abschlachtung.

Sagt, wollt Ihr noch mehr davon ?

Aber wir leben alle davon, und zur Zeit nicht schlecht.
Niemand im näheren Umkreis hungert (wirklich), wenn
man von ein paar jungen Gänsen mit chronischen Ess-
störungen mal absieht. Im Gegenteil ist alles für die
frühzeitige Verfettung getan.

>Es ist die Zeit der „Friedensapostel“ und der sterilen Denker.

Als ob Frieden was Schlechtes wäre. Den Krieg heroisieren
können nur Leute, die noch nie vorne dabei waren. Auch
ich war noch nie vorne dabei, unterlasse die Verklärung
des Krieges aber aus Verstandesgründen, weil ich den
Augenzeugen des WKII und ähnlicher Kriege schlicht
Glauben schenke.

>Verlust der "Rasse" ist vollendet.(im philosophischem Sinne)
>Was zählt, ist nur noch Geld.

Zu allen Zeiten hat Geld gezählt. In den Hochkulturen
war nur noch nicht so viel Geld im Umlauf.

>Im Rahmen des Finanzkatastrophe (Zinsen und Wahlgeschenke):
>Ende der Demokratie im Bürgerkrieg, und es folgt die „Imperatur“.

Naja Bush ist ja schon sowas wie ein Imperator. Ihm
fehlt nur noch der Grund, sich wie weiland Caesar oder
Augustus irgendwie auf Lebenszeit ernennen zu lassen.

>Insofern: „Das Ende der Geschichte.“

Augustus war bei den Römern ein vorübergehendes ende
der Geschichte. Aber schon bei Claudius ging es
wieder los (Eroberung von Britannien). Und bis zur
Völkerwanderung dauerte es noch 400 Jahre.

>Die Megastädte sterben anschliessend binnen weniger Generationen aus.

Ist in der Antike nicht so schnell passiert, erst
in der Völkerwanderung.

>Die Nachkommen der auf dem flachen Land noch vorhandenen
>wenigen Bewohner sind der dort hängengebliebene,
>inkompetente Bodensatz des ursprünglich einmal
>vorhanden gewesenen Potentials.

Stimmt heute auch nicht. Die heutigen industrialisierten
Bauern sind hochkompetente Spezialisten im Umgang mit
ihren Maschinen und komplizierten Anbaumethoden.

>Es verbleiben "Fellachen", die der Landnahme junger,
>tatkräftiger Völker anheimfallen.

Das Bauernsterben sorgt dafür, dass nur noch ganz
wenige auf dem flachen Land leben (dürfen). Aber
Fellachen im eigentlichen Sinn sind sie nicht.

>Ende eines Zyklus.
>BB

Gruss

Franke


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