Wir HABEN keine Lösung

Geschrieben von franke43 am 13. August 2004 09:19:37:

Als Antwort auf: Re: Aber wie - wir stecken zu tief drin - um so nötiger, das zu lösen! geschrieben von Lydia am 12. August 2004 17:40:34:

Hallo Lydia

>>Der Sinn wäre dann:
>>Hofft nicht auf Besserung, sondern befreit Euch
>>aus Eurer tiefen Abhängigkeit vom Rohöl und von
>>anderen fossilen Primärenergiequellen.
>Genau so!

Aber es geht nicht. Die gesamte Gesellschafts- und
Infrastruktur ist auf dem und ums Öl herum aufgebaut.
Ein Umbau würde Jahrzehnte brauchen, die uns Peak Oil
aber nicht mehr lässt.

>Mir sind die Karren, also Autos, und ewigen Maschinen eine echte Last.

Mir auch. Aber wenn z.B. die Brummis nicht mehr fahren,
sind innerhalb von Stunden alle Supermärkte leer, und
der Wochenmarkt am Marktplatz auch. Hast du eigene
Anbauflächen, wo das essen herkommt, und eigene selbst
konservierte Nahrungsvorräte, die sich ohne Strom über
Monate halten ?

>1. Lösung: Warum kann man nichts mehr manuell machen? Da kommen viel >lebendigere und persönliche Sachen raus, und der Raubbau hat dann auch ein >Ende und die Natur kann sich endlich wieder erholen.

Klar, das geht in kleinen Dingen. Man kann kleine Nutz-
gegenstände z.B. als Bastelarbeiten aus Holz herstellen.
Man kann auch Sahne mit der Hand schlagen, statt mit dem
Elektroquirl. Aber damit hat sich´s auch schon. Schon
Brot backen setzt einen Backofen voraus, und wer von uns
hat schon einen anderen Backofen als die elektrisch
beheizte Bratenröhre ?

>2. Lösung: Es gibt schon wasserbetriebene Autos und Kühlschränke ohne elektrischen Strom.

Vom wasserbetriebenen Auto will ich mal einen Prototypen
sehen, und zwar im praktischen Einsatz. Und ich will,
dass ein Automechaniker meines Vertrauens das Ding
auseinandernimmt und nach versteckten anderen Antriebs-
quellen sucht.

Kühlschränke ohne elektrischen Strom gibt es seit
Jahrhunderten: Eisschränke. Aber sie setzen das Vorhanden-
sein von Eis voraus, das man früher im Winter aus den
zugefrorenen Flüssen und Teichen gewann und in Erdkellern
für die warme Jahreszeit einlagerte.

>In dieser Richtung kann man weitermachen.

Aber immer nur im Kleinen und für wenige Menschen.

>Man nutzt rigoros nur umweltfreundliche Technik,

Welche ? Solarzellen, Windkraft, Wasserkraft ?

Solarzellen wären ohne die Industrialisierung und die
auf fossilen Energieträgern aufgebaute Wirtschaft nie
entwickelt worden, weil man nie gelernt hätte, Si-
Halbleiter herzustellen. Aber davon abgesehen: die
Technik mit Solarenergie ist teuer und kompliziert
(Batterien als Zwischenspeicher).

Windkraft - jedem sein kleines Windrädchen wäre gar nicht
so übel, geht aber nur bei Streusiedlungen, also bei
niedriger Bevölkerungsdichte. Ansonsten braucht man die
teuren und komplizierten 50 m hohen Mastodonten, die
in den Windparks gebaut werden. Das ist allein mit
dezentraler Eigeninitiative schon nicht mehr zu machen,
also braucht man andere, die mitmachen, aber schwer zu
finden sind.

Wasserkraft hat man seit Jahrhunderten ausgenutzt. Das
geht überall da, wo Wasserläufe mit Gefälle sind. Diese
Karte ist seit der frühen Neuzeit ausgereizt, die ganze
frühe Industrialisierung des Merkantilismus war weit-
gehend auf der wasserkraft aufgebaut.

>alles andere wird einfach nicht gemacht.

Aha, wer setzt das durch und überwacht das ? Denn merke:
die heute und seit Jahrzehnten den umweltfeindlichen
Mist machen, haben viele Anhänger und viele, von denen
sie in Schutz genommen werden.

>Warum wird so wenig Rücksicht auf die Natur genommen, von der wir doch nehmen?

Haben wir Menschen das jemals getan ? Schon in der Antike
gab es Raubbau und Umweltskandale, z.B. die Abholzung des
Mittelmeerraums zwecks Bau grosser Galeerenflotten.

>Wenn die Natur, der Mensch und die Folgen der Technik für beide gesehen >werden, wird das Ganze auch sozialer.

Dazu ist immer nur eine kleine geistige Elite fähig.
Vernunft ist nie mehrheitsfähig gewesen. Und unsere
von der Industrie beherrschten Medien sorgen dafür,
dass alle öffentlichen Debatten in ihrem Interesse
geführt werden.

>Und wenn dann außerdem wieder die Kunst mit der Technik verbunden wird, umso >besser!

Das gibt es auch jetzt schon. Z.B. hat der leider
verstorbene Künstler Hundertwasser eine Müllver-
brennungsanlage in Wien mitgestaltet.

>Das muss man nur eben endlich mal ausprobieren und tun, anstatt es >leichtfertig als Utopie abzuschmettern. Versuchen kann man es doch wenigstens.

Vieles rechnet sich nur, wenn viele Menschen bereit sind
viel bescheidener und aktiver zu leben, und die sind
das erst, wenn sie (dank Peak Oil) das Messer an der
Kehle und keine andere Alternative mehr haben - und
ich fürchte nicht mal dann.

>>Aber können wir das ? Nach über 150 Jahren
>>Industrialisierung und über 100 Jahren
>>Motorisierung ist unsere gesamte Infrastruktur
>>auf hohe Mobílität, billige Transporte und
>>maschinelle Produktionsvorgänge aufgebaut, und
>>alle verbrauchen Energie, die in der zur Zeit
>>"erforderlichen" Menge nur durch fossile
>>Energieträger bereitgestellt werden kann. Nicht
>>einmal die Kernenergie könnte kurzfristig die
>>Lücke stopfen, auch wenn sie nicht umstritten
>>wäre.
>Wir können so viel, wenn wir möchten oder wollen oder lieben.

AHA, ich glaube du überschätzt die Handlungs- und
Entscheidungsfreiheit eines Individuums. Du kannst
vielleicht als Häuslesbesitzer noch wählen, ob Du
eine Ölheizung, eine Wärmepumpe oder einen Holzofen
haben willst. Oder ob Du Dein Auto - wenn Du eins
hast und haben willst - per Elsbettmotor auf Pflanzenöl
umrüstest. Aber danach ist schon Schicht im Schacht.

>>Der Aufbau des heutigen Gesellschaftssystems hat
>>also über 150 Jahre gedauert. Gesetzt den Fall
>>wir würden Nostradamus beherzigen:
>>Wie viel Zeit brauchen wir für einen geordneten
>>Umbau (Rückbau), und wieviel Zeit haben wir
>>noch - d.h. wieviel Zeit gibt uns "Peak Oil" ?
>Warum sollen wir uns beim Umbau auf Peak Oil verlassen?

Peak Oil ist nichts, worauf man sich verlassen könnte,
sondern ein Branchenausdruck für ein globales und
unabweisbares Problem, das wir soeben mitzuerleben
scheinen: technisch und politisch bedingte Verknappung
der begrenzten Naturressource Erdöl nebst sämtlicher
Veredlungsprodukte bei gleichzeitigem rapiden Anstieg
der globalen Nachfrage nach diesem Rohstoff und
seinen Produkten.

>Es gibt so viele andere Möglichkeiten: Windenergie, Solarenergie, Wasserkraft, >Handarbeit und vieles andere...

Habe ich schon oben durchgekaut. Im Kleinen und mit
wenigen Menschen geht vieles, bei unserer heutigen
Bevölkerungsdichte geht fast gar nichts.

>>Alles nicht so einfach
>Davon muss man sich nicht verunsichern lassen.

Man kann - was immer gut ist - bei sich selber
anfangen. Mehr nicht.

>Der WKIII käme ja, weil alle sagten "Das geht nicht!" und "Ich kann nicht!", >bei ihrer alten Wirtschaftsweise blieben und keine Änderung versucht hätten!

Wie würdest Du´s denn machen wollen ? Also das
einzige gangbare Konzept, das ich kenne, wäre
Seymour. Aber auch Seymours Konzept baut nicht
auf die 100-%-ige Autarkie (leider).

>Je mehr man die Natur und das Ganze sieht, desto leichter wird es.

Nein, desto schwerer wird es. Die Natur ist eine
phantastische und komplexe Schöpfung, aber sie
gibt nichts freiwillig, sondern nur mit grossem
Widerstand. Davon könnten Hunderte von früheren
Generationen ein paar Liedchen singen, wenn sie
noch am Leben wären.

>Das ist der Sinn der Aussage von Jesus: "Mein Joch ist leicht!" Auf jeden Fall >leichter als die ungenießbare, genmanipulierte Industriestaatenkost,

Bei den IIndustrielebensmitteln stimme ich voll zu.

>Umweltverölung und -verpestung,

Habe ich gerade erst die Spätfolgen eines Schreck-
beispiels gesehen (und leider auch gerochen).

>Inkasso-Leibeigenschaft und Zeitarbeits-Lohnsklaverei.

Richtig, da haben wir ein ganz grosses Übel:

Unser gesamtes Rechtssystem ist nach kaufmännischen
Prinzipien ausgerichtet, also unnatürlich oder
sogar widernatürlich.

>Man braucht es wirklich nur zu tun! Die Voraussetzungen sind da.

WOOO bitte ? Nicht mal hier im vergleichsweise
viel dünner besiedelten Schweden sehe ich diese
Möglichkeiten.

>viele Grüße!
>Lydia

Auch

Franke


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