Sprachen und Alltagssprachen
Geschrieben von franke43 am 12. August 2004 15:29:14:
Als Antwort auf: Re: Alltagsfranzösisch heute geschrieben von BBouvier am 12. August 2004 12:30:26:
Hallo BB
Deine tiefgreifenden Sprachenkenntnisse will ich nicht
in Abrede stellen. Ich weiss aus eigener Erfahrung, was
es bedeutet, in eine Fremdsprache richtig tief einzutauchen,
also auch die varianten der Alltagssprache sowie einige
Dialekte zu kennen. Schliesslich habe ich in Schweden
fast 20 Jahre verbracht, Urlaubsreisen nicht gerechnet.>Hallo, Franke!
>Glaub es mir in diesem Fall vielleicht
>einfach mal, ja? Von französisch versteh ich wirklich ein wenig.
>Und zwar büschen mehr als Schul- oder Text-Gedrucktes.
>War mit 15 den ganzen Sommer über in einer französischen Familie.
>Und mit 16 auch.(In dem Alter taucht man richtig in eine Sprache noch ein.)
>Und dann immmer wieder, und noch mal.
>Einmal habe ich 10 Monate am Stück nur diese Sprache gesprochen.
>
>Es fehlt einfach das Verb "est" mit angekoppeltem n´=
>n´est.OK - aber:
Nostradamus war auch Dichter und Ästhet, nicht
nur Prophet.Wie war der Text ?
"A son hault pris plus la lerme sabée"
Jetzt zählen wir mal die Silben und bestimmen
das Versmass, das Meister Notredame sicher
wichtig war.-: unbetont
u: betontWir erhalten dann:
-u -u u -u -u
Damals hätte man aber den Jambus (-u) bevorzugt,
der in der französischen Sprachmelodie sowieso
anghelegt ist und später im Alexandriner oft
ausgenutzt wurde (Corneille, Racine):-u -u -u -u -u
(Pentameter mit Jambus)-u -u -u -u -u -u
(Hexameter mit Jambus = Alexandriner)Beispiel eines Alexandriners aus "Asterix und
Kleopatra":"Je suis, mon cher ami, très heureux de te voir"
Zur Zeit von Nostradamus war der pentameter
mit Jambus sehr beliebt, u.a. auch wenig
später bei Shakespeare.Nun: WARUM verzichtete Nostradamus auf das
Hilfsverb+Verneinung n´est, wenn die
Verwendung dieses Hilfsverbs + Verneinung
den Versfuss in der Mitte vervollständigt und
das Versmass regelmässiger gemacht hätte:"A son hault pris n´est plus la lerme sabée"
Beim lauten Lesen klingt das viel flüssiger
und schöner als der zitierte Text. Die
Weglassung des Verbs verletzt das Versmass, also
muss diese Weglassung vom Dichter Nostradamus
mit Absicht geschehen sein, weil der bewusst
die Ästhetik hintangestellt hat.Nur warum ?? Oder ist seinem Setzer beim Druck
ein Lapsus unterlaufen ?Gruss
Frank
- Re: Sprachen und Alltagssprachenq@Franke BBouvier 12.8.2004 16:08 (0)