Kanonisierung und Textfassungen

Geschrieben von franke43 am 15. Juli 2004 09:57:44:

Als Antwort auf: Re: Da die Bibel auch Menschenwort ist ... geschrieben von detlef am 15. Juli 2004 03:54:44:

Hallo Detlef

>das ist der springende punkt: mit dieser deutelei haben die europaeer >aufgehoert christen zu sein.

Vorsicht Detlef. Denk dran, was in der Bergpredigt steht:

"Wer aber zu seinem Nächsten sagt ...."

>darauf, auf diese diskontinuitaet, habe ich vor mehreren tagen schon einmal >hingewiesen. (mit berauschendem echo!)

Wie soll man den Sinn der Bibeltexte und ihre Relevanz für unsere
heutige (völlig andersartige) zeit erfassen, wenn man sie nicht
interpretieren darf ? Die Bibeltexte sind in alten Sprachen
(masoretisches Hebräisch und spätantike griechische Koiné)
verfasst. Kannst du diese Sprachen ? Ich glaube Du kannst eher
Spanisch, oder ? Wenn Du die Ursprachen nicht flüssig und
unbehindert lesen kannst, bist Du auf Übersetzungen angewiesen.
Und JEDE Übersetzung ist gleichzeitig Interpretation, egal ob
gewollt oder unabsichtlich. Das hat simple sprachliche Gründe.

Ausserdem existieren von etlichen Büchern der Bibel verschiedene
Textfassungen. WELCHE davon ist die, die Gott diktiert hat, und
welche sind die falschen Abschriften ? Auch der Kanonisierungs-
prozess, d.h. die kritische Textauswahl für unsere heutige Bibel,
hat etwas Willkürliches. Oder weshalb sind z.B. die Apokryphen
über die Makkabäerzeit (Hellenismus) nicht mit dabei ?

>eine gesellschaft muss ziemlich versaut sein, wenn sie das recht auf freie >religions ausuebung missachtet, sobald sich ein angehoeriger einer minderheit >dadurch gestoert fuehlt.

Hätte der Pastor dieselbe Botschaft in Worte gekleidet, die
die Sünde verurteilen, ohne die Sünder zu beleidigen, dann wäre
ihm nichts passiert.

>dieses recht, religion nach der bibel (der ganzen) zu praktizieren, wurde bei >dem schwedischen urteil verletzt.

Das Recht nach der Bibel zu leben schliesst die Pflicht zur
Nächstenliebe mit ein, und zwar ganz zentral. Und genau an
dieser Pflicht hat der Pastor Åke Green mit seiner Wortwahl
schwer gesündigt.

>besonders befremdlich wird dies urteil durch die tatsche, dass ja scheinbar >ein bestandteil eines gottesdienstes be-/ver-urteilt wurde.

Soll das heissen: in einer Predigt darf man beliebig gegen
Strafgesetze verstossen ? Der Zweck heiligt alle Mittel ?

>wie auch immer du die bibel benutzt wissen moechtest, tatsache ist, die bibel >ist die geistliche grundlage des glaubens vieler kirchen und sekten.

Unbestritten.

>wenn das lesen oder zitieren aus diesem buch in einem gottesdienst (!) >strafbar ist, ist das recht auf freie religions ausuebung verletzt!!!!

Hat Åke Green da wirklich zitiert ? Und aus welcher Übersetzung ?
Die Freikirchen haben oft ihre eigenen Übersetzungen, die auch
wieder stark interpretiert sind.

Gruss

Franke


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