Re: Kanonisierung und Textfassungen

Geschrieben von detlef am 15. Juli 2004 16:36:32:

Als Antwort auf: Kanonisierung und Textfassungen geschrieben von franke43 am 15. Juli 2004 09:57:44:

hallo,

>>das ist der springende punkt: mit dieser deutelei haben die europaeer >aufgehoert christen zu sein.
>Vorsicht Detlef. Denk dran, was in der Bergpredigt steht:
>"Wer aber zu seinem Nächsten sagt ...."

mit dem "vorsicht" hast du zweifellos recht. ueber religion soll man nicht reden, da kommt sowieso nichts sinnvolles bei raus.

>Wie soll man den Sinn der Bibeltexte und ihre Relevanz für unsere
>heutige (völlig andersartige) zeit erfassen, wenn man sie nicht
>interpretieren darf ?

ich erspare mir hier, die vielen warnungen in der bibel anzugeben, dass gerade dies nicht geschehen soll.

>Die Bibeltexte sind in alten Sprachen
>(masoretisches Hebräisch und spätantike griechische Koiné)
>verfasst. Kannst du diese Sprachen ? Ich glaube Du kannst eher
>Spanisch, oder ?

ich habe zwar mal etwas neu hebraeisch gesprochen und gelesen, aber ich verstehe dein argument.

>Wenn Du die Ursprachen nicht flüssig und
>unbehindert lesen kannst, bist Du auf Übersetzungen angewiesen.
>Und JEDE Übersetzung ist gleichzeitig Interpretation, egal ob
>gewollt oder unabsichtlich. Das hat simple sprachliche Gründe.

stimmt.

>Ausserdem existieren von etlichen Büchern der Bibel verschiedene
>Textfassungen. WELCHE davon ist die, die Gott diktiert hat, und
>welche sind die falschen Abschriften ? Auch der Kanonisierungs-
>prozess, d.h. die kritische Textauswahl für unsere heutige Bibel,
>hat etwas Willkürliches. Oder weshalb sind z.B. die Apokryphen
>über die Makkabäerzeit (Hellenismus) nicht mit dabei ?

weil das christentum sich damals von einer idealistischen religion in eine staatsreligion, ein machtmittel, verwandelte.
(am rande: was sollen denn die makkabaeer mit hellenismus am hut gehabt haben??)

>>eine gesellschaft muss ziemlich versaut sein, wenn sie das recht auf freie >religions ausuebung missachtet, sobald sich ein angehoeriger einer minderheit >dadurch gestoert fuehlt.
>Hätte der Pastor dieselbe Botschaft in Worte gekleidet, die
>die Sünde verurteilen, ohne die Sünder zu beleidigen, dann wäre
>ihm nichts passiert.

dann denk mal darueber nach, wie man 3.mose18,22 und 3.mose18,29 "zeitgemaess" ausdruecken sollte...

>>dieses recht, religion nach der bibel (der ganzen) zu praktizieren, wurde bei >dem schwedischen urteil verletzt.
>Das Recht nach der Bibel zu leben schliesst die Pflicht zur
>Nächstenliebe mit ein, und zwar ganz zentral. Und genau an
>dieser Pflicht hat der Pastor Åke Green mit seiner Wortwahl
>schwer gesündigt.

da ich nur von hier aus dem forum kenntnis von dem vorfall habe, weisst du, dass mir die genaue wortwahl nicht bekannt ist. du kannst sie ja mal hier reinsetzen. (wuerde mich wundern, wenn die haerter waere, als die bibeltexte, auf die ich oben hingewiesen habe)
diese texte, die uebrigens in engl., fanz., span., port. und auch allen mir bekannten deutschen bibeln recht aehnlich sind, erheben den anspruch, gottes willen zu sein. da kommt es mir falsch (um nicht zu sagen suendig) vor, an ihnen, um des zeitgeistes willen, herum zu deuteln und zu biegen.
da faengt es an, "nach schwefel zu riechen"!

>>besonders befremdlich wird dies urteil durch die tatsche, dass ja scheinbar >ein bestandteil eines gottesdienstes be-/ver-urteilt wurde.
>Soll das heissen: in einer Predigt darf man beliebig gegen
>Strafgesetze verstossen ? Der Zweck heiligt alle Mittel ?

gegenfrage: soll das heissen, in "christlichen laendern" darf man beliebig gesetze verfassen, die der bibel widersprechen? jede "zeit" hat ihre eigene "wahrheit"?

>>wie auch immer du die bibel benutzt wissen moechtest, tatsache ist, die bibel >ist die geistliche grundlage des glaubens vieler kirchen und sekten.
>Unbestritten.
>>wenn das lesen oder zitieren aus diesem buch in einem gottesdienst (!) >strafbar ist, ist das recht auf freie religions ausuebung verletzt!!!!
>Hat Åke Green da wirklich zitiert ? Und aus welcher Übersetzung ?
>Die Freikirchen haben oft ihre eigenen Übersetzungen, die auch
>wieder stark interpretiert sind.

na und?! entweder gibt es religionsfreiheit, oder nicht.
wer in irgendeine kirche geht, weiss, dass er religioeses "nach art dieser kirche" vorgesetzt bekommt.

wenn dieser pastor seine meinung im fernsehen, einem buch oder in einer zeitung veroeffentlicht haette, dann waere es legitim, zu behaupten, er haette sich zurueckhalten muessen.
erst wenn du mir nachweisen kannst, dass die bibel dieser kirche/sekte nicht die ansichten, die er gepredigt hat, enthaelt, kannst du mir verdeutlichen, warum er kein recht zu diesen ausspruechen hatte.

ich verlinke bibel online (schaetzungsweise was oekumenisches):

http://www.bibel-online.de/ und verweise auf 3.mose kapitel 18

gruss,detlef
http://fc1.parsimony.net/user355/cowboy.gif


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