Über den Lernauftrag

Geschrieben von Elias Erdmann am 11. Juni 2004 20:25:16:

Als Antwort auf: So was: Abstieg = Sinn des Lebens ??? geschrieben von Epidophekles am 10. Juni 2004 23:15:57:

Hallo Epidophekles

> Was du hier nun geschrieben hast, bezieht sich auf einen sehr kleinen Teil der Menschheit.
> Warum aber schliessest du von einer Ausnahme auf die absolute Regel? ...

> Andern das Licht zu bringen in Form von Liebe und Aufklärung
> und selbst weiter zu reifen in der Liebe und der Weisheit aus dieser.

Was gilt denn für die anderen Menschen? Sollen sie etwa nicht weiter reifen?

Wenn dieser Auftrag die Ausnahme wäre, dann müssten doch andere Menschen, die Todesnäheerlebnisse hatten, auch von anderen Aufträgen sprechen.

Ich jedenfalls weiß nichts von anderen Aufträgen. Oder haben sie keinen Auftrag?

> Wer aber solcherart weise ist, weist darauf hin, dass hier die Welt des Scheins
> und der Gottabgewandtheit ist, aus der es nur eine Erlösung durch Liebetätigkeit
> oder den Glauben an die Erlösung durch Jesus Christus gibt, weil dieser Glaube Demut
> und wahre Erkenntnis der eigenen Verworfenheit - ohne Zuwendung zum Schöpfer-
> Gott - erfordert. - Wissen allein macht aber allzugerne überheblich und verdrängt
> meistens die Liebe.

Man kann auf Befehl strammstehen, aber man kann nicht auf Befehl lieben. Wer um einen Zweck willen liebt, der heuchelt. Man kann nicht lieben, um Erlösung zu erlangen. Wer liebt, um Erlösung zu erlangen, der liebt nur sich selbst, denn er liebt andere zum eigenen Nutzen.

Die Aufforderung andere zu lieben ist überflüssig für den, der andere liebt und nutzlos für den, der es nicht tut.

Heilige Texte nutzen oftmals menschliche Situationen, um geistige Prinzipien zu verdeutlichen, die für uns anders nicht begreifbar sind. In diesem Sinne ist auch die menschliche Liebe ein Gleichnis für etwas sehr viel größeres, was aber für uns unbegreiflich ist. Es geht um die vollständige Vereinigung, es geht um das „Eine“, was sich hinter der Vielfalt der Dinge verbirgt. In diesem Sinne führt die Vereinigung zu Einen – also die Liebe führt zu Gott. Vereinigung bedeutet: Zusammenhänge erkennen. Wir Menschen erleben mit unserem analytischen Verstand die Welt als eine Summe von Bruchstücken. Wenn wir diese Bruchstücke zu einem Ganzen zusammen setzen, wenn wir in der Summe der Bruchstücke das Eine erkennen, dann erkennen wir Gott.

Die menschliche Liebe ist ein kleiner Teilaspekt davon. Hier überwinden wir die Trennung von „Ich“ und „Du“ und werden zu „Wir“. Wenn wir ALLE Trennungen überwinden, dann werden wir zu dem Einen. ALLE Trennungen ist sehr viel mehr als die Trennung von allen Menschen.

Was hätte eine verfrühte Erlösung zur Folge? Wir hätten nicht alle Zusammenhänge begriffen. Wir hätten nicht alle Trennungen überwunden. Eine Erlösung zum aktuellen Zeitpunkt käme einer ewigen Verdammnis gleich. Durch eine Erlösung würde uns die Chance genommen weiter aufzusteigen. Es wäre so, als wenn man einen Erstklässer von den Schule erlöst.

Wer durch Gnade erlöst wird, wer also nicht aus eigener Kraft zurück kommt, der bleibt anfällig für Verführungen, der bleibt unreif. Es wäre so, als würde man einen Erstklässer von der Schule begnadigen.

Viele Grüße

Elias



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