Re: Etymologisches

Geschrieben von Elias am 14. Januar 2001 18:05:35:

Als Antwort auf: Etymologisches geschrieben von KLL am 14. Januar 2001 13:57:56:

Hallo KLL,

es kann durchaus sein, daß die Übernahmen aus dem Ägyptischen deutlich stärker sein könnten, als es die Christlichen Kirchen wahr haben möchten. Das Moses eben nicht von Mosche kommt, sondern ein ägyptischer Name ist; vgl. Tut-Mosis oder Ra-Mosis (=Ramses) dürfte inzwischen wohl allgemein anerkannt sein. Auch die Identität des Hymnus an Aton mit dem Psalm 104 ist recht eindeutig.

Selbstverständlich gibt es Sinn-Überlagerungen, wenn man den ursprünglichen Sinn nicht mehr kennt bzw. nicht mehr wahr haben will. Was soll man auch mit so einer Anrufung von Amun anfangen, wenn man Amun nicht mehr verehrt. Da erklärt man dieses Fragment halt neu. Daß das Alte Testament neuer ist als die ägyptische Hochkultur, dürfte wohl anzunehmen sein, wenn die ägyptische Kultur schon im AT erwähnt wird. Daß der ATON-Glaube der erste Monotheismus ist und somit die Keimzelle späterer monotheistischer Systeme dürfte wohl auch kaum bestreitbar sein.

Daß Re-Ligion ein lateinisches Wort ist, beweist nicht, daß es sich nicht auf den ägyptischen Ursprung bezieht. Die Beziehungen zwischen den Römischen Weltreich mit Ägypten waren recht intensiv und es gab etliche "Importgötter" aus allerlei Regionen. Alleine schon deshalb hatten die Römer auch absolut kein Problem mit einem Gott mehr oder weniger. Mir ist auch die klassische Wortbedeutung von Re-Ligion im Sinne von Rück-Bindung bekannt, aber der Sinn kam mir immer recht gekünzelt vor, weil es heißt, daß Gott mit seinem Volk einen Bund geschlosssen hat und keinen Rück-Bund. Ein Rück-Bund macht erst im deutlich jüngeren Gleichnis vom verlorenen Sohn einen Sinn. Da gab es aber den Bund schon, denn dieser stammt aus dem AT.

Findet man den in der Bibel auch nur eine Stelle, wo es heißt, daß die Menschen an Gott "zurück" gebunden werden? Da andere antike Religionen ohne einen Sündefall auskommen, ist die Idee, daß man ZURÜCK muß diesen Religionen auch völlig fremd. Dieser Eindruck, daß es zurück gehen muß, entsteht erst durch die Fixierung auf das christliche Weltbild.

Aus dieser einseitigen Interpretation des Begriff "Religion" kommt übrigens auch das übliche Mißverständnis, daß von Christen oftmals anderen Religionen abgesprochen wird, sie seien überhaupt Religionen, nur weil diese keine Betonung auf das Zurück legen.


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