Irlmaiers 'Gelber und grüner Staub'

Geschrieben von another am 12. Januar 2001 17:01:56:

Irlmaier sprach mehrmals von einem gelben Staub, der einmal von Flugzeugen abgesprüht, ein anderes mal mit einer Art Bombe verteilt wird (schwarze Kastl).
Wörtlich heisst es: 'Die Panzer fahren noch, aber die darin sitzen sind schon tot. Dort, wo es hinfällt, lebt nichts mehr, kein Baum, kein Strauch, kein Vieh, kein Gras, das wird welk und schwarz.' An anderer Stelle heisst es, dass sich auch die Leichen derer, die mit diesem Kampfstoff in Berührung kamen schwarz verfärben.
Heinrich Bauer vermutet hinter diesem Gelben Staub eine Katalysatorwaffe, die alle oxidierbaren Substanzen bei 'Raumtemperatur' verbrennt, diese Einschätzung teile ich nicht.

Eine schwarze Verfärbung von Leichen tritt auch bei bereits lange bekannten biologischen Kampfstoffen auf. In den 70er und 80er Jahren sorgte der Begriff 'Gelber Regen' in Südostasien für Unruhe. Dort wurde, vermutlich zu Testzwecken, eine Reihe neuer chemisch-biologischer Waffen aus sowjetischer Produktion gegen die Hmong eingesetzt.
Zitate aus Augenzeugenberichten (alles entnommen dem Buch 'Yellow Rain, der Terror chemischer Kriegsführung'):
'Die gelben und grünen Pulver verursachten Schwindelgefühle, verwirrte Handlungen, beeinträchtigtes Sehvermögen, Bewegungsschwierigkeiten, die Menschen fielen hin, die Kiefer wurden steif(zusammengekrampft), konnten nicht sprechen und hatten fast sofortige Brech-Anfälle und Durchfall. ...die Haut löste sich in Streifen ab, sehr grosse Hautbeutel mit Flüssigkeit darin und sehr ekelerregend. Innerhalb von drei Stunden nach dem Tod färbte sich die Haut schwarz. Klingt nach toxischer, epidermischer Nekrolyse.'

Diese Kampfstoffe tragen den Namen T-Toxine, weiter heisst es:

'Einige T-Toxine sind sehr stabil, besonders in Festform, und können über Jahre bei Raumtemperatur und sogar noch bei 40°C gelagert werden, ohne an Wirkung einzubüssen. (Bouvier schreibt: 'Es heisst an anderer Stelle (bei Irlmaier?), dass das Gift des Gelben Strichs so scharf ist, dass man noch nach anderthalb Jahren das vergiftete Gelände nicht betreten kann.')
Die Toxine (...) werden leicht durch die Haut und innere Membranen absorbiert. Schon die winzige Dosis von 0,1mg pro kg ist tödlich, damit ist es wirkungsvoller als Kobragift. Man kann es im Labor leicht so modifizieren, dass seine Fähigkeit die Haut zu durchdringen, beziehungsweise durch die Schleimhäute in Nase und Hals absorbiert zu werden, noch erhöht wird. Das würde die Wirkungsgeschwindigkeit von Stunden auf Minuten beschleunigen. Biochemische Arbeitsmethoden, die im Verlauf der letzten Jahrzehnte entwickelt wurden, machen es sogar möglich, die Stärke des Giftes noch drastisch heraufzusetzen, indem man den Molekularaufbau ändert und dann die modifizierte Form mittels Biosynthese in Massenproduktion herstellt. Das könnte die T-Toxine ohne weiteres in die Kategorie der Supertoxine befördern. (...) Der mörderische Wirkstoff kann bei Versprühen grosser Dosen über einem Gebiet schon in fünf bis zehn Minuten tödlich sein, was berichte aus Laos und Afghanistan bestätigen. T-Toxine sind für den Abwurf als Aerosol geeignet, weil sie sowohl in gelöster Form stabil bleiben, als auch in Festform als Pulver.'

Gleichzeitig wurden auch Brandlöcher in Blättern bis hin zur Entlaubung ganzer Bäume beobachtet, was darauf schliessen lässt, dass die in Laos eingesetzten T-Toxine nicht in reiner Form, sondern gemischt mit herkömmlichen C-Waffen (vermutlich Adamsit) zum Einsatz kamen.

Die Symptome von Irlmaiers 'Gelbem und grünem Staub' lassen m.E. also weniger auf eine Katalysatorwaffe als vielmehr auf T-Toxine schliessen bzw. auf Kampfstoffmischungen die T-Toxine enthalten.

Umfangreicher Link zu T-Toxinen (englisch):
http://ccc.apgea.army.mil/Documents/HTML_Restricted/chapters/chapter_34.htm


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